Sonntagsblatt 3/2024 | Page 23

UNGARNDEUTSCHE PARLAMENTARIER IM PORTRAIT ( 1 ):

DR . KOLOMAN BRENNER

Von Richard Guth
In den nächsten Sonntagsblatt-Heften portraitieren wir ungarndeutsche Parlamentsabgeordnete . Die Vorstellung beginnen wir – gemäß der alphabetischen Reihenfolge – mit dem Abgeordneten der Partei „ Jobbik-Konservative ”, Dr . Koloman Brenner .
_______________________________________
Die Suche nach einer Gaststätte gestaltet sich an diesem heißen Augusttag mehr als schwierig . Es ist Urlaubszeit , die Stadt ist gut besucht an diesem Tag , Leute von nah und fern bevölkern die Gassen und Hauptverkehrswege , aber auch die Gastronomiebetriebe . „ Die Stadt hat sich in den letzten Jahren stark verändert , ist gewachsen - nicht zuletzt durch die Binnenmigration , die viele Menschen aus Ostungarn wegen den Arbeitsmöglichkeiten nach Ödenburg geführt hat . Das hat wegen unterschiedlichen Mentalitäten zu gesellschaftlichen Spannungen in der Stadt geführt . Aber auch viele Alteingesessene arbeiten in Österreich und schicken ihre Kinder dort zur Schule . Im Gegenzug kommen Österreicher zu uns . Dies begann als Einkaufstourismus in der Wendezeit . Durch diese Entwicklung sind viele binationale österreichisch-ungarische Ehen entstanden , wodurch eine Zweisprachigkeit entsteht , was aber mit der alteingesessenen deutschen Minderheit nichts mehr zu tun hat ”, erzählt Dr . Koloman Brenner in einem Lokal auf dem Ödenburger Hauptplatz .
Es begann alles ganz anders : „ Ich hatte eigentlich eine behütete Kindheit . Im Elternhaus habe ich nur Deutsch gehört , da zwei Tanten bei uns wohnten , die kaum Ungarisch konnten . Mein Vater war evangelisch und stammte aus dem Ödenburger Ponzichterviertel , meine Mutter hingegen aus Wandorf / Sopronbánfalva bzw . Agendorf / Ágfalva , eine geborene Trimmel , zudem war sie streng katholisch . Ich war lange Zeit Chefministrant in der Kirche des Wandorfer Karmelitenklosters , das die Regierung heute gerne als Ort für Klausurtagungen nutzt ”, schmunzelt der Politiker . Auf dem Marktplatz , aber auch in den Buslinien 3 und 10 , die Brennberg und Wandorf ansteuerten , habe man damals noch viel Heanzisch gehört , die deutsche Mundart des Ödenburger Landes . Damals lebten in Wandorf nach Angaben Brenners etwa 60 deutsche Familien , in Agendorf stellten sie 30 % der Bevölkerung .
Die kleine heanzische Welt an der Grenze
SoNNTAGSBLATT
23