Sonntagsblatt 3/2024 | Page 19

Gegenwart : Unser erster Sohn ALEXANDER war da ! Geboren am 4 . August 1968 um 4.50 Uhr , 54 cm und 3450 g . Alexander war ein bildschönes Baby . Als ich ihn in den Arm nahm , übermannte mich ein ganz besonderes Glücksgefühl , das ich derart noch nicht empfinden durfte . Schon mit sieben Monaten konnte Alexander auf unsere Frage „ Wie macht der wilde Löwe ?“ den Löwen mit einem Brummen „ m m m “ nachahmen . Das tägliche Bad ( morgens vor der zweiten Mahlzeit ) bereitete ihm großen Spaß . Er strampelte wie ein wilder Löwe in der Badewanne herum . Er ist ja auch im Sternbild des „ Löwen “ geboren . Am Ende war dann fast kein Wasser mehr in der Badewanne drin . Manchmal blickt er mich fragend mit seinen herrlich blauen Augen an , als ob er sagen möchte : „ Oh Mama , Brei essen , muss das sein ? Obst mag ich doch viel lieber “. Mit 14 Monaten konntest du schon einige Worte sprechen . Das erste Wort war Mama , das zweite Papa . Dann folgten z . B . Mu = Mund , Gaga ( Ei ), Wa = Wasser , ba = baden , Be = Bett , Sla = schlafen , Vo = Vogel und ma = Tomate .
Im September 1970 starteten wir mit unserem „ Mercedes “ in Richtung Frankreich- Spanien zum großen Urlaub nach Tossa de Mar . Und dann ging ‘ s zum Felsen-Sandstrand . Als Alexanderle zum ersten Mal Meereswasser schmeckte , bemerkte er : „ Das ist aber salzig “. „ Net schlimm , muss mr halt ein „ Bärle “ essen .“ Anfang September 1970 fing Alexander schon an , die Automarken zu erkennen : VW , Mercedes , Opel , Ford , Renault und sogar Citroën . Von uns hörte er die Aussprache , nämlich nicht Citrön , sondern Citro-en . Zu seiner Großmama sagte er : „ Großmama sag Citro-en “ Die Großmama sagte brav : „ Zitron – ä “. Wahrscheinlich meinte sie , es handle sich hier um eine Zitrone .
Es tat einen großen Plumps . Alexander war lautstark hingefallen . Beim Aufstehen sagte er : „ Ich bin nicht hingefallen , nur gestolpert , hoppla .“ Papa schleckte das Messer ab . Da sagte Alexander : „ Messer Gabel , Schere , Licht - brauchen kleine Papis nicht “. Alexander hatte gerade sein Mittagsschläfchen beendet . Ich wollte ihn unter seinem Hemdchen streicheln . Er darauf : „ Da hast du nichts verloren “.
Alexander wurde am 4 . August 1974 sechs Jahre jung . Mitgefeiert haben die beiden Fingerlin- und Riedl- Großeltern und seine kleine Freundin Karin Heinrich im Garten der Lindenstraße . Wir unterhielten uns intensiv auch über meine Heimatgemeinde BUDAÖRS in Ungarn . Die Großgemeinde Budaörs , nur 7 Kilometer von Budapest , zählte einst 90 % Deutsche . Meine glückliche Kindheit und Jugendzeit ist mir so intensiv und erlebnisreich eingeprägt in Erinnerung geblieben , dass ich immer sehnsuchtsvoll an diese schöne Zeit zurückdenke und ich mich in die damalige Zeit zurückfühle .
In meinen immer wieder erlebten Träumen drehte es sich stets um meine „ ALTE HEIMAT “ WUDERSCH . Das ging so weit , dass ich in meinen Träumen voll davon überzeugt war , nicht von Budaörs nur zu träumen , sondern dass ich mich tatsächlich in Wudersch befinde !
Mein erster Visumsantrag für die Einreise nach UN- GARN wurde 1959 von der zuständigen Behörde der damaligen kommunistischen Regierung abgelehnt . Erst im Jahre 1974 war es dann soweit . Ich durfte „ heim !“ Die ungarische Fluggesellschaft MALÉV flog nach Budapest .
SoNNTAGSBLATT
Mit freudiger Erregung landeten wir - Sieghilde , Alexander und ich - Anfang August 1974 in Budapest . Sofort im Hotel eingecheckt saßen wir schon im Taxi nach BUDAÖRS .
Seit Juli 1944 war ich nicht mehr in meinem geliebten Geburtsort . An der Pfarrkirche angekommen , spürte ich meinen Herzschlag bis an den Hals . Endlich sind meine vielen Träume Wirklichkeit geworden . Ich war tatsächlich daheim . Große Freude , Umarmungen und Küsse ! Meiner Sieghilde und unserem Alexander zeigte ich das herrschaftliche Gebäude Benczúr utca 17 in Budapest , wo mein Vater als Professor am Jakob-Bleyer-Gymnasium unterrichtet hatte .
Und am Donnerstag ‚ den 1 . MAI 1975 um 6.50 Uhr schenkte unsere liebste Sieghilde unserem Sohn Robert das Leben . GEWICHT 3000 gr ., „ GRÖSSE “ 48 cm , Sternbild : STIER !
Wir holten Sieghilde und Robertle heim . Die stolze Großmama Else durfte den Kinderwagen aus der Klinik schieben . Mit Muttermilch trinken , Daumenlutschen , Baden , Füßchen in den Mund nehmen , Schlafen und mit weiteren besonderen Tages- und Nachtabläufen begann dein glückliches Leben .
Robert war so ein süßes , hübsches Baby und gut „ zu haben “. Sieghilde sagte dazu : „ Robert klein , Robert fein “.
In den ersten vier Wochen beäugten sich unsere zwei Buben – Alexander sieben Jahre und Robert vier Wochen jung – in brüderlicher Neugier . Zu sehen auf dem herzigen Bild : „ BRÜDERBLICKE “
Roberts Taufe am Samstag , den 14 . Juni 1975 im Filderdom St . Petrus und Paulus in Neuhausen feierte die ganze Familie . Alexander stand mit brennender Kerze standesgemäß Spalier . Die Riten der Taufe haben uns einprägsam zum Nachdenken angeregt .
Es fällt mir leicht und macht mir Freude , mich an schöne Zeiten zurückzutaumeln . Unserem Alexander habe ich versprochen , mit ihm an seinem Geburtstag etwas Besonderes zu unternehmen . So flog ich mit ihm am Donnerstag ‚ den 31 . Juli 1975 nach Gerona in Nordspanien . Dort angekommen , spielten wir eine Weile am Flugplatzgelände Fußball .
Am Mittwoch , den 24 . Dezember 1975 erlebte Robert sein erstes Weihnachtsfest . Das Christkind brachte einen prächtig geschmückten Weihnachtsbaum , Tannenduft und ein Großereignis des Jahres für beide Sprösslinge . Oh , wie schön jubelten die Kinder , dann trudelten schon alle ein , sangen „ Stille Nacht , Heilige Nacht “ und die Augen von Alexander und Robert leuchteten wie die Äpfel und Birnen ...
Donnerstag , den 15 . Februar 1979 Bonmots von Robertle ! Noch nicht ganz vier Jahre alt : Mama : „ Jetzt zieh dich aber an !“ Robertle : „ Jetzt mach ich meine Hose schön hin ( Schlafanzughose ) und dann tu ich mich renovieren ( richtig schön anziehen ).“
Robertle : „ Mama , von wo bist du denn ?“ Mama ; „ Aus Neuhausen “. „ Und der Papa ?“ „ Aus Ungarn “. Und die Oma ?“ „ Auch aus Ungarn “. Und ich und der Alexander sind aus deinem Bauch rauskomma .
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