Sonntagsblatt 3/2024 | Page 17

Die damaligen rassisch-nationalen politischen Kreise Ungarns sahen gegebenenfalls in seinem obigen Engagement für die volksdeutsche wirtschaftliche Autarkie in Ungarn sogar eine direkte Bedrohung für die „ Ergebnisse “ der Judenverfolgung . Wie der Historiker Norbert Spannenberger einen VoMi-Bericht vom 16 . September 1942 zitierend schreibt : „ Nach der Einberufung des eigentlich dienstuntauglichen Viktor Guszmann ( 1942 ) zur Honvéd erklärte ein Oberleutnant : ‘ Die Volksbündler sind nicht nur politische Vorkämpfer , sondern - was gefährlicher ist - wirtschaftlich sehr rege für die deutsche Bewegung in Ungarn . Wir arisieren nicht deshalb , dass an die Stelle der Juden die Schwaben kommen sollen .“
Guszmann diente 1942 als Honvéd-Soldat in Kaschau im Büro des Versorgungsbezirks der Vierten Ungarischen Armee ( Fünfkirchen ) und wurde dort als einer der aktiven Offiziere behandelt . Sein unmittelbarer Vorgesetzter war Hauptmann Pál Széky .
Es ist wahrscheinlich , dass Guszmann spätestens im Spätsommer / Herbst 1944 als einer der bekanntesten Anführer des Volksbundes zur Waffen-SS einrücken musste oder hätte einrücken müssen . Mit Sicherheit verließ er Ungarn noch 1944 und gelangte nach seiner Flucht nach Hessen in die Nähe Darmstadts , wo seine Verwandten wohnten .
Nach dem Krieg wurde Guszmann in seiner Abwesenheit vom Volksgericht Fünfkirchen am 20 . November 1947 wegen Kriegsverbrechens und verbrecherischen Vorgehens gegen das Volk rechtskräftig zum Tode durch Strangulation mit dem Seil verurteilt . Gleichzeitig wurde sein gesamtes Vermögen konfisziert . In allen diesbezüglichen zeitgenössischen Presseberichten wurde das Urteil dadurch begründet , dass er einer der ehemaligen Leiter und Organisatoren des Volksbundes im Komitat Branau gewesen sei . Manche bestimmten ihn auch als einen der ehemaligen Stellvertreter von „ Volksgruppenführer “ Basch . Ihm sei vom Gericht besonders zur Last gelegt worden , dass er versucht habe , das ungarländische Deutschtum im Interesse des Deutschen Reichs zu organisieren . Auch sei er ein allgemein bekannter pangermanischer Agitator gewesen – schrieben die gemäßigteren Presseorgane . In den hysterisierenden und hetzerischen Artikeln war zu lesen , Guszmann sei 1944 freiwillig der Waffen-SS beigetreten . Ferner berichteten diese Zeitungen , das Volksgericht sei in seinem Urteil der Argumentation der Staatsanwaltschaft gefolgt , nach der Guszmann als einer der Hauptorganisatoren des Volksbundes für den Tod Tausender Zwangs-Rekrutierter der Waffen-SS im Krieg persönlich verantwortlich gewesen sei . Auch trage er die Verantwortung für das bittere Schicksal von etwa 30.000 von ihm irregeführten Volksbündlern , die zur Strafe gegenwärtig entweder zwangsausgesiedelt oder zur Strafarbeit verurteilt würden . Er habe die Deutsche Sparkasse Petschwar dazu benutzt , die Deutschen zum Beitritt in den Volksbund zu überreden oder gar sie dazu zu zwingen .
Für manche Zeitungsredakteure war es damals ( 1947 ) durchaus bekannt , dass Guszmann sich in der US-Besatzungszone Deutschlands aufhielt .
Ein klaffendes Forschungsdesiderat Im Laufe der Jahrzehnte wurde Guszmanns Person im Volksmund zum nationalsozialistischen Monstrum Südungarns mythisiert . In Wemend / Véménd ( Komitat Branau ) der 1970er Jahre munkelte man über ihn , dass er nicht nur ein exponierter Volksbündler , sondern sogar ein Spitzel der Gestapo gewesen sei … Die systematische geschichtswissenschaftliche Aufarbeitung seiner Tätigkeiten in der Volksdeutschen Kameradschaft und im Volksbund der Deutschen in Ungarn blieb bis zum heutigen Tag aus .

IM TRUBEL DER GESCHICHTE –

Erinnerungen eines Heimatvertriebenen aus Wudersch
Bearbeitet von Martin Szanyi Diese Zeilen geben Einblick in das Leben eines Mannes , der die Wechselfälle des 20 . Jahrhunderts miterlebt hat . Es ist interessant zu beobachten , wie sich Kindheitserinnerungen mit rückblickenden Momenten des Erwachsenwerdens vermischen . Geschichte nicht aus der Vogelperspektive , sondern Momente der Selbstfindung oder eben auf dem Fußballplatz ! Diese Ausschnitte aus seinem Leben sind wie ein Fenster in eine Vergangenheit .
Es geht um Auszüge aus den Erinnerungen des aus Wudersch / Budaörs stammenden Industriekaufmanns Norbert Riedl , der in Neuhausen auf den Fildern heimisch wurde . Der Name Riedl dürfte vielen von uns wohlklingen , hatte sich der Heimatforscher Dr . Franz Riedl , der Vater von Norbert , doch um die Heimatforschung und die Pflege der Kontakte – also um die Heimatverbliebenen insgesamt – ebenso verdient gemacht .
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SoNNTAGSBLATT
Teil 3 1957 – Wir machten Urlaub in Diano Marino , Italien , Riviera
Bald eröffneten wir die Badesaison . Sieghilde sah in ihrem neuen Bikini bezaubernd aus . Es war wohltuend , sich von den Meereswellen herumschaukeln zu lassen . Gleich am Strand gab es feine Getränke und Gelati . Jeden Tag hörten wir am Strand die gleichen Melodien . Und Meeresrauschen lauschen beruhigte unser Gemüt und bescherte uns erholsame Urlaubstage . Nicht nur Faulenzen , sondern auch Bewegung haben wir uns gegönnt . Beim Aufstieg zum „ Cabo Berta “ empfing uns gesunde Bergluft inmitten von Oliven - und Feigenbäumen .
Johann Wolfgang von Goethe war wohl der erste moderne Italienreisende , als er am 3 . September 1786 nach Italien aufbrach . Weltbekannt ist sein Bekenntnis ‚ als er in seinem Werk Mignon die Frage aufwarf : „ Kennst du das Land , wo die Zitronen blühn ; im dunklen Laub die Goldorangen glühn ?“ Dies war schließlich auch ein Teil der Schlüsselworte für unseren Leitgedanken und Beweggrund , unseren Urlaub 1958 wiederum in Italien zu verbringen .
Zum Glück konnten wir uns aber auf einen weiteren Höhepunkt freuen : VENEZIA ! Die Stadt am Meer
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