und die in Gang gesetzte Zerstörung der Tschechoslowakei durch das nationalsozialistische Deutsche Reich schafften neue Voraussetzungen : Für einen jeden vernünftigen Menschen kam nun allein die Benutzung der ( im ungarischen öffentlichen Recht und Kommunalrecht ungültigen und unbekannten ) Bezeichnung „ Gau Schwäbische Türkei “ selbstverständlich einem unverhohlenen pangermanischen Angriff auf Ungarns territoriale Integrität gleich . Zudem kam es zu körperlichen Auseinandersetzungen zwischen den militärisch-martialisch auftretenden jugendlichen „ Ordnungskräften “ des Balls und den etwa 13 – 14 ungarischen Studenten der Universität Fünfkirchen , die die Veranstaltung ( ohne Einladung ) besuchten . Selbst heute noch wirkt die völlig hemmungslose Vorgehensweise von Basch , Guszmann , Steiner und Co . erschütternd , mit der sie das traditionelle Fest des Schwabenballs entfremdeten und drei Tausend tanzbegeisterte Volksdeutsche zum Zwecke der „ Volksgruppenproduktion “ in Südungarn instrumentalisierten und missbrauchten .
Die Staatsanwaltschaft ordnete eine Untersuchung an , ob es bei der Tanzveranstaltung Indizien für ein „ politisches Verbrechen “ gegeben hätte . Manche Rechtsanwälte verlangten von der Rechtsanwaltskammer Fünfkirchen anstatt einer Disziplinarmaßnahme gegen Guszmann eine „ Strafe mit abschreckender Wirkung “. Die Wogen des politischen Eklats sollten Anfang Juni 1939 durch einen Schauprozess gegen den Budapester Veterinärstudenten Matthias Huber jun . scheinbar geglättet werden . Zuvor hatte sich der damals 20-jährige Hochschulhörer in einer der Presse zugeschickten Stellungnahme zum verantwortlichen Hauptorganisator des „ Gau-Balls “ in Fünfkirchen bekannt . In Wahrheit war Huber jun . eher der Leiter der Aufsichts- und Ordnungskräfte , d . h . der auf dem Ball in „ Uniform “ furchteinflößend und teilweise gewalttätig auftretenden „ Volksdeutschen Jungkameraden “ und vermutlich reichsdeutschen Universitätshörer . Huber jun . wurde vom Gerichtshof „ Fünferrat “ Fünfkirchen schließlich nicht für den Gau-Ball verurteilt , sondern für die „ Aufwiegelung “ von Nationalitätenangehörigen in einem Privathaus in Marotz / Hegyhátmaróc ( Komitat Branau ) im November 1938 . Huber jun . bekam im Juni 1939 ( zunächst noch nicht rechtskräftig ) sieben Monate Gefängnis , weil er in Marotz gesagt habe , dass „ hier alles deutsch werden sollte “ und dass „ man die Ungarn ausrotten sollte “…
Unter diesen Umständen verwundert es nicht , dass die Rechtsanwaltskammer Fünfkirchen Guszmann als Rechtsanwalt mit Sitz in Petschwar / Pécsvárad erst Ende 1940 in ihre Reihen aufnahm . Der Historiker
Loránt Tilkovszky sah in Guszmann die Verkörperung des aggressiven Volksbund-Agitators im Dienste der Dissimilierung . Sich auf Spitzelberichte berufend veröffentlichte Tilkovszky 1966 folgende aus dem November 1940 stammende Zitate Guszmanns , um seine vermeintlich rücksichtslose Dissimilierungsabsicht zu belegen : „ Der Volksbund will , dass Ihr wieder Deutsche werdet , mit den Deutschen deutsch sprecht .“ ( Warasch / Apátvarasd ), „ Jetzt ist es noch Zeit , den abgeänderten Namen wieder anzunehmen .“ ( Warasch ), „ Die deutsche Jugend darf in Zukunft keine ungarischen Lieder singen , keine ungarischen Tänze tanzen , keine magyarische Tracht anlegen , sondern sie muss zu den altehrwürdigen deutschen Gesängen , Tänzen und Trachten zurückkehren .“ ( Pahl / Nagypall ) 1 . Ich bin allerdings der Meinung , dass Tilkovszkys zitierte Einordnung zu kurz greift . Es ging dem Volksdeutschen Kameraden Guszmann um viel mehr als um die sprachlich-kulturelle Abspaltung . Er wollte an der Konstruktion einer primären Sozialgruppe - genannt „ Volksgruppe “ - in Südungarn leitend beteiligt sein .
Die Beanspruchung und die Inanspruchnahme reichsdeutscher nationalsozialistischer „ Hilfen “ und deren Konsequenzen
Um 1941 galt Guszmann in den Augen der politischen Öffentlichkeit der Branau als einer der bekanntesten „ Kreisleiter “ des Volksbundes der Deutschen in Ungarn und zwar mit dem Zuständigkeitsgebiet Nordbranau bzw . ( kurz darauf ) Nordostbranau ( mit dem Zentrum Petschwar ). Meiner Überzeugung nach mobilisierte und instrumentalisierte er sich selbst in erster Linie für das „ Volkswerden “ der Deutschen in Ungarn zum Beispiel unter anderem durch Beanspruchung und Inanspruchnahme reichsdeutscher nationalsozialistischer „ Hilfen zur Selbsthilfe “. Die vom Deutschen Reich unterstützten damaligen Autonomiebestrebungen des Volksbundes setzten die wirtschaftliche Autarkie der „ Volksgruppe “ zum Beispiel durch ein eigenes Finanzwesen voraus . Zur Geschichte der Errichtung einer volksdeutschen Bank führte der ehemalige „ Volksgruppenführer “ Basch in seinem Volksgerichtsprozess 1945 aus , dass zuerst Guszmann den Kreditwesen-Experten der Volksdeutschen Mittelstelle der SS ( VoMi ) Max Glöckner über die Möglichkeit , die Petschwarer Sparkasse und Bank A . G . zu kaufen , informiert habe . Daraufhin sei sie dann vom Volksbund tatsächlich käuflich erworben und in „ Deutsche Sparkasse und Bank Pécsvárad ( Petschwar ) A . G .“ umgetauft worden . Als „ Rechtsberater , Administrateur und Délégué “ war Guszmann 1941 – 1942 Mitglied in deren Direktorium .
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