Sonntagsblatt 3/2023 | Page 5

heblichen Mitteln für die Nationalitätenförderung auskommen können .“ Hintergrund der Sparmaßnahmen sind unter anderem sinkende Steuereinnahmen : Beispielsweise sank das Aufkommen bei der wichtigsten und zuverlässigsten Steuereinnahme des Staates - der Mehrwertsteuer - zwischen Mai 2022 und Mai 2023 um 20 %. Der deutsche Abgeordnete spricht in seiner Pressemitteilung von der Bedeutung außenpolitischer und -wirtschaftlicher Faktoren : „ Wir müssen uns natürlich der weltweiten Kriegs- und Energiekrise und deren Auswirkungen bewusst sein .“
Dennoch schmerzhaft ist der Einschnitt deshalb , weil die Inflation nach Erwartung der Ungarischen Nationalbank MNB und von Analysten dieses Jahr zwischen 15 und 19,5 % betragen wird . Somit wird der Realwert der Förderung binnen eines Jahres um etwa ein Fünftel sinken . Nicht so hart wird es die Landesselbstverwaltungen treffen , hier bleibt die Höhe der Zuwendungen zwar unverändert ( 3,771 Mrd . Forint oder 10,01 Millionen Euro ), aber auch die Landesselbstverwaltungen erhalten keinen Inflationsausgleich .
Bei der Verabschiedung des Etats für 2024 am 7 . Juli 2023 hat man sich auf eine Neuregelung beim Punktesystem verständigt : „ Anhang 9 des Dokuments enthält eine wichtige alte-neue Regelung : Die maximale Anzahl der Punkte , die pro Nationalitätenaufgabe bei der Bestimmung der aufgabenbezogenen Subventionen vergeben werden können , wird auf 100 Punkte festgelegt , d . h . wir kehren zum System vor der Corona-Pandemie zurück “, so der Pressebericht von Emmerich Ritter .

PIONIERARBEIT

40 Jahre zweisprachiger deutscher Nationalitätenunterricht in Deutschbohl / Bóly
Von Richard Guth
„ Bereits in den siebziger Jahren brachte der deutsche Sprachunterricht nicht die erwarteten Ergebnisse hervor , so suchten der Demokratische Verband der Deutschen in Ungarn , das Ministerium für Bildung und Kultur und das Pädagogische Institut jahrelang nach neuen Lösungen . Sie sahen die Möglichkeit in der Zweisprachigkeit in der Grundschule . Sie suchten auch eine Partnerschule , die dieses Pilotprojekt einleitet . Dafür stellte sich die Bohler Grundschule bereit “, erinnert sich Katharina Meiszter-Győri an die Anfänge des zweisprachigen Unterrichts in Deutschbohl vor vierzig Jahren . Anlässlich des Jubiläums sprach das Sonntagsblatt mit der ehemaligen Lehrerin der zweisprachigen Grundschule . Der damalige stellvertretende Direktor Franz Schummer bemühte sich nach Erinnerungen der Vorsitzenden der Deutschen Selbstverwaltung Deutschbohl um die Verwirklichung dieser Form des Unterrichts . Das Motto lautete dabei : „ Die Zweisprachigkeit bedeutet nicht nur den Besitz zweier Sprachen , sondern auch den Besitz zweier Kulturen : die Sprache und die Kultur unserer Vorfahren .”
SoNNTAGSBLATT
Am Anfang mussten die Verantwortlichen ganze Überzeugungsarbeit leisten um „ die Eltern zu überzeugen , dass diese Bildungsform bessere Ergebnisse im Sprachunterricht bringt “. Die Klassengrößen waren nach Meiszter-Győris Erinnerungen klein , bewegten sich zwischen 16 und 18 Schülerinnen und Schülern . Es wurde auch ein Schülerheim in Bohl gebaut , so dass auch die Kinder aus den umliegenden Dörfern und Städten bis heute die Möglichkeit hätten am zweisprachigen deutschen Nationalitätenunterricht teilzunehmen . Anfangs gab es nach Angaben der DNSVW-Vorsitzenden eine zweisprachige Klasse , die anderen lernten in der sprachunterrichtenden Form Deutsch . Zweisprachig wurden / werden die Fächer Geschichte , Naturkunde , Geografie , Musik und Kunst unterrichtet und „ wenn wir entsprechende Lehrer dazu haben , unterrichten wir auch noch Mathematik und Sport zweisprachig “. Mit der Zeit seien die Klassen größer geworden , so dass es möglich sei , zeitweise zwei zweisprachige Klassen zu starten .
„ Am Anfang brachten noch mehrere Schüler von zu Hause die Sprache mit , einige auch die Mundart . Zurzeit sprechen nur wenige Kinder zu Hause Deutsch , Vorkenntnisse bringen sie aus dem Kindergarten mit “, berichtet Katharina Meiszter-Győri weiter . Nach ihrem Eindruck habe das Nationalitätenbewusstsein am Anfang noch stärkere Wurzeln gehabt , aber es gäbe zurzeit auch noch viele Familien , die auf ihre ungarndeutsche Abstammung stolz seien und ihre Kinder so erzögen . Eine Hälfte der Schülerinnen und Schüler stammt nach ihren Angaben aus Deutschbohl , die andere Hälfte aus gut zwanzig Dörfern und Städten der Umgebung . Auch Eltern aus deutschsprachigen Ländern , die sich in Ungarn niedergelassen haben , würden ihre Kinder auf die Deutschbohler Grundschule schicken . „ Die Schüler der zweisprachigen Klassen legen die DSD I – Sprachprüfung ( Niveaustufe A2 / B1 ) ab . Sie verlassen die Schule mit guten Sprach-
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