Das Museum besteht aus verschiedenen ländlichen Ensembles : Oberes Theißgebiet , Kleine Ungarische Tiefebene , Westtransdanubien , Südbakony , Plattensee-Oberland , Südtransdanubien sowie das nördliche Hochland um Tokaj , Nordungarn , Große Ungarische Tiefebene . Seit einem Jahr gehört auch Siebenbürgen zum imposanten ethnographischen Freilichtmuseum .
Bei unserem Besuch stellten wir auf Anhieb fest , dass die letztgenannte Region am beliebtesten ist . Dieser Teil ist nicht nur vielfältig , sondern auch modern - mit der neuesten Technik ausgestattet . Er gliedert sich in zwei Teile : Die Museumsbesucher können Einblicke in die Lebensweise sowohl der Dorfbewohner als auch der bürgerlichen Stadtbevölkerung in Siebenbürgen gewinnen . Der städtische Teil wird durch sechs Häuser , der dörfliche Bereich durch fünf bäuerliche Anwesen sowie durch ein Kulturhaus , ein Schulgebäude und eine unitarische Kirche auf einem Kirchengelände präsentiert .
Obwohl das Siebenbürgen-Gebiet noch nicht fertig ist , ist es faszinierend eine Reise zu machen und nach deutschen Spuren zu fahnden . Siebenbürgen und ganz Rumänien sind aufgrund ihrer Geschichte , Größe und der Einflüsse von Orient und Okzident ein vielfältiger Kulturraum : Neben der rumänischen Mehrheitsbevölkerung leben in dem großen Land 19 autochthone nationale Minderheiten , welche rund 10 % der Bevölkerung Rumäniens ausmachen . Eine davon ist die deutsche Minderheit mit 36.000 Angehörigen .
Die wichtigste deutsche Erinnerung findet man im hinteren Teil des Geländes . Das größte bäuerliche Anwesen im Siebenbürgen-Bereich , das aus Neudorf bei Hermannstadt ( ungarisch Szászújfalu , rumänisch Nou ) stammt , zeigt die farbenfrohe Vielfalt und die Reichtümer der siebenbürgischsächsischen Kultur .
Das Anwesen besteht eigentlich aus je zwei Wohnhäusern , Nebengebäuden und Scheunen . Die Besucher können hier das Gemeinschaftsleben , die Nachbarschaften , die Bräuche und die Handwerkkunst kennen lernen . In einem Zimmer kann man auch die dramatische Entwicklung der Geschichte der Sachsen in Siebenbürgen kennen lernen .
Die älteste deutsche Gruppe , die in dieses Gebiet einwanderte , waren die Siebenbürger Sachsen . Damals gehörte dieses Gebiet noch zum Königreich Ungarn . Sie siedelten sich im 12 . Jahrhundert unter dem ungarischen König Geisa ( Géza ) II . in Siebenbürgen an . Zu dieser Zeit kamen Menschen vor allem aus Gebieten , die im heutigen Luxemburg , Lothringen und im Elsass liegen . Danach siedelten sich die Banater Schwaben zwischen dem 17 . Jahrhundert und der zweiten Hälfte des 19 . Jahrhunderts an .
Nach dem Bauernanwesen begaben wir uns in den städtischen Bereich . Das Corso-Café liegt an einer Ecke am Hauptplatz . Man hat das Gebäude so nachgebaut , dass das Café den Stand der 1910er Jahre widerspiegeln kann .
SoNNTAGSBLATT
Bildquelle : https :// commons . wikimedia . org / wiki / File : Szentendre ,_ Skanzen _ 71 . jpg
Das Café , das sich in Neumarkt am Mieresch / Târgu Mureș befand , erlebte seine Blütezeit unter der Führung von Adolf Rechnitzer , einem jüdischen Bürger der Stadt , als in Neumarkt Deutsch fester Bestandteil des Alltags war . Er strebte nicht nur danach , den besten Espresso anbieten zu können , sondern lud auch Sänger und Zigeunerbands ein . Daneben konnte man sich seine Zeit auch mit Kartenspielen und Billardspiel vertreiben . Das Café fungiert nicht nur als Museum , das an die damalige Zeit erinnert , sondern man kann sich auch einen süßen Kuchen oder einen heißen Espresso gönnen .
Schreitet man ein paar Meter weiter , trifft man auf eine Apotheke aus Szeklerkreuz / Cristuru Secuiesc . Das Gebäude wurde nach dem Muster der großen bürgerlichen Bauten dieser Zeit maßgerecht aufgestellt . In der Apotheke , die damals von Josef F . Jäger und seinem Sohn betrieben wurde , wird auch einiges zum Auszuprobieren geboten - unter anderem Cremes . Uns wurde erzählt , dass diese unsere Haut jünger aussehen lassen sollten .
Nach dem Siebenbürgen-Gebiet setzten wir unsere Suche nach deutschen Spuren in Südtransdanubien fort . Das Hidasch-Haus ist in diesem Landschaftsensemble einzigartig in der Art , wie es das Schicksal der deutschen Minderheit in Ungarn darstellt . Der Fokus wird vor allem auf die Vertreibung gelegt . Das Haus wurde vom schwäbischen Wirt Lukas Johann Ende des 19 . Jahrhunderts errichtet . Die Größe des Anwesens und die großen Ställe deuten darauf hin , dass die Familie wohlhabend war .
Trotz der guten finanziellen Lage der Familie musste sie nach dem Zweiten Weltkrieg ihre Heimat verlassen . Aufgrund des Prinzips der Kollektivschuld begann am 19 . Januar 1946 die organisierte Vertreibung der Ungarndeutschen aus Ungarn . Alleine in Hidasch mussten 1165 Männer , Frauen und Kinder ihre Heimat verlassen . Die leerstehenden Häuser wurden später von Szeklern bezogen . Im Stall ist eine Ausstellung aufgebaut , die darauf abzielt zu zeigen , welche Wirkung die Vertreibung auf den Werdegang der vertriebenen Menschen ausübte .
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