Sonntagsblatt 3/2023 | Page 30

eine Grundschule mit dem Modul „ C “, in der die Kinder Deutsch als Minderheitssprache zu anderen Fremdsprachen zusätzlich lernen . Die Deutsche Gemeinschaft , also unser Verein , ist der größte in Kroatien und wir veranstalten die meisten deutschbezogenen Programme im Land .
SB : Wie waren die jetzigen Theaterspiele ? Wie viele Länder und Schulen haben sich dort präsentiert ? Welche Altersgruppen durften an der Veranstaltung teilnehmen ?
HK : Die Altersgruppe war komplett egal , von Kleinkindern ( ab 3 Jahren ) bis zu Erwachsenen hatten wir Teilnehmer unterschiedlichen Alters . Die einzige Voraussetzung war , dass sie keine professionellen Schauspieler sein durften und das Theaterstück auf Deutsch geschrieben sein sollte . Es war kein Wettbewerb , es gab auch keine Jury . Das war ein Festival . Insgesamt 21 Schulen bis zu den Gymnasialklassen hinauf präsentierten ihr Theaterstück auf der Bühne . Angereist waren die meisten aus Kroatien und Serbien . Aber es gab zwei Schulen aus Ungarn , eine Schule aus Rumänien , aus Temeswar , aus Polen und sogar Kasachstan nahm an der Veranstaltung auch teil .
SB : Wow , aus Kasachstan ? Wie hat die dortige Schule von den Internationalen Theaterspielen erfahren ?
HK : Zahlreiche Institutionen und Schulen für die deutschen Minderheiten in Europa erhielten die Einladung des Gastgebers . Sie mussten nur die Fahrtkosten tragen , die Verpflegung übernahmen wir selbst .
SB : Welche Themen wurden in den Vorführungen aufgegriffen ?
HK : Die Themen mussten nicht minderheitenbezogen sein . Es hat mich sehr erfreut , selbstgeschriebene Theaterstücke auf der Bühne zu sehen , da die Jugendlichen dadurch die deutsche Sprache selber benutzen und kreativ sein müssen . Es gab Adaptionen von bekannten Theaterstücken wie vom „ Faust “, “ Gebrüder Grimm “, “ Rotkäppchen ”, “ Der zerbrochene Krug ” von Kleist , “ Rock me Amadeus ” von Falco . Die Grundidee des Theaterstückes war da , aber die Jugendlichen haben sich das ein bisschen anders - auf ihre Weise - gestaltet oder sie haben selbst ein Stück geschrieben .
SB : Was für ein Ziel verfolgt das Festival ?
HK : Vordergründiges Ziel war es , dass die jungen Leute Deutsch außerhalb der Schule benutzen . Wir haben gemerkt , dass die Jugendlichen auf der Bühne ein bisschen freier sprechen , sich entfalten und Theaterstücke für sich schreiben . Und das möchten wir fördern . Das ist auch eine Motivation für sie und fördert zusätzlich die Kreativität . Außerdem haben wir schon einige Schülerinnen und Schüler , die an den Theaterspielen bereits teilgenommen und später Schauspielerei studiert haben . Oder jetzt haben wir einen Schüler , der selber ein Theaterstück für unsere Spiele geschrieben hat und dann gemerkt hat , dass er Talent dazu hat und den Weg , Regisseur zu werden , für sich eingeschlagen hat . Also , es ist schön , den Schub zu geben und durch unsere Veranstaltung den Teilnehmern Möglichkeiten darzubieten .
Außerdem wollen wir den Jugendlichen eine Möglichkeit bieten , sich mit anderen Schülern zu treffen . Die Veranstaltung soll kein Wettbewerb sein , sondern nur ein Festival , wo die Teilnehmer sich
30 austauschen und sich immer wieder sehen . Wir legen großen Wert darauf , dass die Teilnehmer während der Veranstaltung Deutsch untereinander sprechen . Wir sind bemüht , dass die Jugendlichen von den Hemmungen beim Sprachgebrauch wegkommen .
SB : Das Zusammentreffen der Jugendlichen mit deutscher Abstammung ist von großer Bedeutung . Gibt es - außer dem nächsten Theaterspiel 2024 wieder hier - noch ähnliche Veranstaltungen in dieser Region oder ist das eher auf die lokale Ebene beschränkt ?
HK : Auf der internationalen Ebene gibt es nur diese Theaterspiele . Die weiteren Programme sind eher auf die Kroatiendeutschen beschränkt . Im Oktober haben wir ein großes Projekt , den deutschen Kulturmonat . Dann kommt Ildikó Frank zu uns und macht Theaterworkshops . Jeden Samstag in diesem Monat machen wir verschiedene Workshops , zum Beispiel einen Fotomarathon , Videoworkshops und Sprachworkshops für die Mundarten . Das zweite große Projekt ist eher für die Erwachsenen : eine wissenschaftliche Tagung . Das ist zwar auf Kroatisch , aber hat einen deutschen Bezug zu unserer Region , Kultur und Wissenschaft , Wirtschaft etc . Die Beiträge werden in einem Jahrbuch veröffentlicht . Wir versuchen alle Altersgruppen anzusprechen .
SB : Vielen Dank für das Interview und ich wünsche Ihnen weiter viel Erfolg für die kommenden Veranstaltungen .
____________________________________
SB : Liebe Suse , erzähl uns bitte von diesem Theaterfestival . Wie bist du darauf aufmerksam geworden ?
SAH : Es war ein reiner Zufall : Hanna und ich kennen uns schon lange und von ihr habe ich von der Veranstaltung erfahren . Dann suchte ich die Lehrerin in der Nationalitätenschule in Bohl ( Komitat Branau ) auf . Ich unterbreitete ihr meinen Vorschlag , am Theaterfestival in Esseg teilzunehmen , denn ich wusste , dass sie bereits ein Theaterstück in der „ Tasche “ hatte . Ihre 6 . Klasse hatte dieses Stück schon bei den Theaterspielen in Schomberg / Somberek aufgeführt . Die Lehrerin entwarf und schrieb gemeinsam mit den Kindern dieses Stück im Heimatkundeunterricht , dabei hatte sie Unterstützung von der Deutschen Tabea Regending , die ihr Freiwilliges Jahr an der Bohler Schule absolvierte .
SB : Welches Stück haben die Branauer Kinder vorgetragen ?
SAH : Die „ Lustigen Bohler ” erzählt über das Leben im Dorf „ Bohl “. Es gab Tratschereien und geschwätzige Weiber im Spiel . Das Grundthema war ein Schwank , eine Wette zwischen den Männern am Stammtisch , wessen Frau am geschwätzigsten sei . Das Thema war sehr lustig . Ein Mann soll in der Nacht ein Hühnerei gelegt haben , das erzählte er seiner Frau und verbot ihr es weiterzuerzählen . Sie konnte es aber nicht für sich behalten und sagte es der Nachbarin und so wurde die Geschichte von Frau zu Frau weitererzählt .
Am Ende hieß es , der Mann habe 100 Eier gelegt , 45 sind weiblich , 40 männlich und die anderen sind tot . Es gab lustige Lieder dabei und zum Schluss wurde getanzt . Das Theaterstück wurde in schönen Trachtenkleidern aufgeführt . Der wohlverdiente Applaus belohnte die Kinder am Ende der Vor-
SoNNTAGSBLATT