DAS ERBE ( 8 )
BLOGEINTRAG WIDMET SICH DER GESCHICHTE DER DEUTSCHEN IM WASCHONER BECKEN
Von Richard Guth
Bildquelle : Das Schumacher-Haus , https :// commons . wikimedia . org / wiki / File : Nagyv % C3 % A1zsony ,_ a _ Schumacher-h % C3 % A1z _% 28n % C3 % A9prajzi _ gy % C5 % B1jtem % C3 % A9ny % 29 _ udvari _ homlokzata . jpg
Ein bemerkenswerter Beitrag ist im Blog „ Vázsonykő ” Anfang 2022 anlässlich des Gedenktages der Verschleppung und Vertreibung erschienen („ De hisz mi mind magyarok vagyunk !” – a Vázsonyi-medence német gyökerei ). Autor des Beitrags ist Dr . Csanád Kandikó . Der Artikel beschäftigt sich mit der Geschichte der deutschen Gemeinschaft in und rund um Großwaschon / Nagyvázsony nördlich des Plattensees . Genauer gesagt geht es um fünf Ortschaften : neben dem Kinizsi-Ort Großwaschon Barnig / Barnag , Pulau / Pula , Werstuhl / Vöröstó und Totwaschon / Tótvázsony .
Kandikó wagt dabei einen Blick auf die historische Entwicklung und beschreibt die Ansiedlung der Deutschen zu Beginn des 18 . Jahrhunderts , da die Siedlungen , gegründet in der Arpadenzeit , unter der osmanischen Herrschaft nahezu vollständig zerstört worden seien . Die Grafenfamilie Zichy als Grundherren kümmerte sich um die Anwerbung von deutschen Siedlern aus Süddeutschland . Die ersten Siedler kamen nach den Angaben Kandikós um 1715 nach Vázsonykő ( Großwaschon ), was die Zichys mit Landwirten bescherte und der Rekatholisierung diente . Zuletzt wurde auch Pulau besiedelt - eine Besitzung der Familie Esterházy ( wohl die gräfliche Linie ) - so dass die Deutschen im Becken von Waschon Ende des 18 . Jahrhunderts die Mehrheit der Bevölkerung stellten .
Nach Angaben des Autors habe die deutsche Bevölkerung lange ihre Sprache bewahrt , dennoch habe sich schnell ein Zugehörigkeitsgefühl der deutschen Siedler - die vor der vornationalistischen Zeit die deutschen Gebiete verlassen hatten - zur ungarischen Nation entwickelt . Ein Beweis dafür sei gewesen , dass die Waschoner Deutschen im Freiheitskampf von 1848 / 49 zahlreiche Söhne als Soldaten zur Verfügung gestellt hätten , so unter anderem die Rekruten aus Pulau , die mit Kameraden aus Sala bei Ofen / Buda gekämpft hätten . Pulauer seien es übrigens gewesen , die aus Protest so genannte Kossuth-Hüte getragen hätten .
Die Deutschen hätten nach Kandikó vornehmlich untereinander geheiratet , hierbei habe die konfessionelle Zugehörigkeit den Ausschlag gegeben , so wie auch in anderen Landesteilen . Diese Segregation habe am längsten in Barnig gehalten ; hier sei es erst in den 1960er Jahren zur ersten Mischehe gekommen . Der Autor geht dabei auch auf die Demografie ein : In Großwaschon stellten die Deutschen Mitte / Ende des 19 . Jahrhunderts knapp die Hälfte der Bevölkerung , in den übrigen Orten lebten fast nur Deutsche . Durch die Aufwertung von Schulbildung habe sich die Assimilation beschleunigt . Am deutlichsten ist dies im Zentrum Großwaschon zu beobachten , wo die Zahl der deutschen Muttersprachler bis 1910 von 1100 auf 307 fiel . Kandikó sprach dabei von einem natürlichen Prozess des Sprachverlustes , nicht zuletzt aufgrund des madjarischen Umfeldes der umliegenden Städte . Brauchtum hätten die Bewohner aber bewahrt , so auch die Pirgerschaft ( ung . pirgerség / pürgerség ) – am besten mit Bürgerwacht oder -garde zu übersetzen . Deren Aufgabe war es für Recht und Ordnung zu sorgen . Nach der Gründung der Gendarmerie habe sich die Rolle der Pirgerschaft auf protokollarische Aufgaben wie Ehrenwache bei religiösen Festen beschränkt . In Großwaschon gab es zwei Pirgertruppen : eine vornehmlich aus deutschen Landwirten bestehend und eine aus madjarischen Gewerbetreibenden . Interessant sei es , dass die Befehlssprache in beiden Truppen deutsch gewesen sei . Dies , obwohl die Zahl der Deutschsprachigen 1941 nur noch 65 betrug !
Die Vertreibung betraf etwa 40 % der Bakonyer Deutschen , die Mehrheit der deutschen Bewohner der fünf Gemeinden sei jedoch von der Vertreibung verschont geblieben . Interessant sei dabei das Schicksal der Barniger gewesen , die durch eine Sabotageaktion gegenüber den deutschen Besatzern die Anerkennung der madjarischen Bewohner erworben hätten , die sich wiederum bei den Behörden um einen Verbleib der Deutschen bemüht hätten .
Heute würden neben dem Hungarus-Selbstbewusstsein immer mehr Menschen zu ihren deutschen Wurzeln stehen und ihre Traditionen pflegen . Der Beitrag geht dabei auf die sprachliche Situation der Bakonyer Deutschen in der Gegenwart nicht ein .
Quelle : https :// vazsonyko . blog . hu / 2022 / 01 / 19 /_ de _ hisz _ mi _ mind _ magyarok _ vagyunk _ a _ vazsonyi-medence _ nemet _ gyokerei
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