Der Tod
Da mehrere Generationen zusammenlebten , war der Tod auch ein fester Bestandteil des Lebens . Damals war die Gesundheitsversorgung nicht ausreichend , dementsprechend war die Todesrate sehr hoch . Viele starben an gängigen Seuchen wie Tuberkulose etc . Zwischen 1920 und 1950 starben 680 Dorfbewohner , darunter mehr als die Hälfte an Lungenentzündung . Die Sterblichkeit war bei den Säuglingen und Kindern auch sehr hoch . Einen Arzt hatte das Dorf nicht . Sollte jemand schwer erkrankt sein , wurde nach dem Arzt gerufen , der im Nachbardorf zu finden war . Da die Parier religiös waren , war die Krankensalbung ihnen sehr wichtig . Sollte jemand kurz vor dem Sterben stehen , wurde nach dem Priester gerufen ; er rieb den Kranken an den Händen und der Stirn mit geweihtem Öl ein . Außerdem erhielt der Schwerkranke noch die Sakramente der Buße und der Kommunion . Sollte er sterben , wurde der Verstorbene gewaschen und festlich gekleidet und im ersten Zimmer ins Bett gelegt . Die Familienangehörigen hielten Nachtwache und Tag und Nacht beteten sie für ihn . Die Fenster und die Spiegel wurden mit einem weißen Tuch bedeckt . Der Tote blieb bis zur Beerdigung in seinem Haus , die Dorfleute kamen vorbei und beteten für ihn auch . Nach dem Tod wurde der Pfarrer benachrichtigt und die Glocken verkündeten den Verlust eines Dorfbewohners . Als der Tag der Beisetzung ( 1-2 Tage nach dem Tod ) kam , kamen die Angehörigen und nahe Bekannte beim Todeshaus zusammen und begleiteten den Toten auf seinem letzten Weg in den Friedhof . Beerdigt wurde immer nachmittags . Das Grab wurde von den Verwandten gegraben und der Sarg von ihnen beigesetzt . Mit Blumen wurde das Grab geschmückt , einen Kranz gab es damals nicht . Die Beisetzung fand religiös statt . Sollte jemand Selbstmord begangen haben , wurde er ohne Zeremonie am Rande des Friedhofs zur Ruhe gelegt , ebenso auch ein Säugling , der tot auf die Welt gekommen oder kurz nach seiner Geburt aus dem Leben ohne Taufe geschieden war . Einen Monat später wurde ein Festmahl für den Verstorbenen gehalten . Dem Verstorbenen wurde auch ein Grabstein gestellt , wenn die Familie sich das leisten konnte . Es gibt in Pari ein Denkmal auf dem Friedhof für die angesiedelten Deutschen , die damals ihre Heimat hier gefunden hatten . Dort sind alte Grabsteine aus der Zeit 1920-1950 aufgestellt . Getrauert wurde ein Jahr . Sollte ein Mann verwitwet werden , durfte er bald wieder heiraten , eine verwitwete Frau blieb hingegen ein Jahr lang Witwe . Danach durfte sie sich einen neuen Mann wählen .
So ergab sich das in meiner Familie : Als in meiner Familie die Frau meines Ururgroßvaters verstorben war , wählte er eine Witwe aus einem anderen ungarndeutschen Dorf aus , die schon ein Jahr lang alleine gelebt hatte . Sie nahm ihre Kinder mit in die neue Ehe , wo es auch schon gleichaltrige Kinder gab , später heirateten die Stiefgeschwister und ein Teil meiner Familie entstand so . Heutzutage würden wir das „ Patchworkfamilie “ nennen .
In meinem nächsten Artikel werde ich über die Feste in Pari schreiben .
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