Dieser Franz Xaver Maigraber scheint in der Pester Bürgerrolle als Advocatus auf . Er heiratete am 16 . 1 . 1760 Maria Magdalena Schad aus Altofen , und aus dieser Verbindung stammten drei Kinder , darunter auch die am 4 . 1 . 1771 geborene Maria Theresia Antonia , die spätere Mutter Lenaus . Diese ob ihrer Schönheit vielgepriesene , überaus leidenschaftliche Frau ging als 27-Jährige am 6 . 8 . 1799 in Pest die Ehe mit dem erst 21-jährigen , am 20 . 7 . 1777 in Tartos ( Oberungarn ) geborenen ehemaligen Kadetten des Dragonerregiments „ Lobkowitz “, Franz Niembsch , einem verschwenderisch – leichtsinnigen , unbekümmert – ausschweifenden Lebemann ( der „ schöne “ Niembsch ) ein . Die Familie Niembsch stammte aus Preußisch-Schlesien , doch Lenaus Großvater väterlicherseits – Joseph –, in den Niederlanden geboren , gelangte in jungen Jahren an die Wiener Neustädter k . k . Kadettenakademie und wurde dort 1768 als Unterleutnant ausgemustert . Aus seiner am 11 . 1 . 1774 mit der Freiin Katharina von Kellersperg geschlossenen Ehe entsprossen fünf Kinder , von denen bloß der nachmalige Vater Lenaus , Franz , überlebte .
Der Großvater des Dichters gelangte schließlich als Oberst Niembsch , Kommandant der „ k . k . Militär – Monturs – Ökonomie - Hauptkommission “ nach Stockerau . Die Eltern des Dichters setzten 1803 das bereits vor Lenaus Geburt begonnene ruhelose Wanderleben fort : von Altofen nach Új-Pécs ( Ujpetsch , d . i . Neupetsch im Banat ), von Lippa ( Lipova ) nach Csatád ( Lenauheim ), von dort nach Bogschan , über Ofen , Pest , Tokaj und schließlich Stockerau .
Der spätere Dichter und seine Eltern werden das Banat nie wiedersehen , doch aus späteren Erzählungen seiner Mutter , der die Marosch-Landschaft um Lippa , sie an ihre Pester Heimat erinnernd , wohl bleibende optische Spuren hinterlassen hatte , wurde auch Niki damit konfrontiert . Lenau hat das durch die Mutter überlieferte Bild in seinem Gedicht „ Mischka an der Marosch “ dichterisch gestaltet ( siehe dazu auch : Franz Liebhard , “ Kraschowa – Lippa – Lenauheim . Die Familie Niembsch im Banat “ In : Neue Literatur / Bukarest /, Nr . 6 / 1979 , S . 7-27 !). Nach dem frühen Tode des vom ausschweifenden Leben gezeichneten Vaters ( 23 . 4 . 1807 ) heiratete Lenaus Mutter am 23.11 . 1811 in zweiter Ehe Dr . med . Karl Vogel , übersiedelte mit den Kindern nach Pest , wo Niki das Piaristen-Gymnasium besuchte und Geige- und Gitarrenunterricht nahm sowie sich unter anderem dem Studium des Ungarischen und Lateinischen widmete . Die Familie wechselt 1816 nach Tokaj und der 14-jährige Niki begegnet hier in der Person seines Privatlehrers , des Jusstudenten József Kövesdy , einem freiheitlich Gesinnten , der ihn zum Freund gewinnt und Nikis dichterische Begabung früh erkennt . Die in der Theißebene gewonnenen Eindrücke prägten die spätere Dichtung , aber auch den Menschen Niembsch : „ Hier lernte der Knabe das poetische Ungarn der Rosen und Nachtigallen , des Weines und der schönen Mädchen , der Husaren und Zigeuner kennen , wie sich ihm auf der Hinreise das Bild der weiten Ebenen des Alföld , der ungarischen Puszta , auf immer eingeprägt hatte “ ( nach Heinrich Bischof , 1920 ). In diese Kulisse bettet Lenau u . a . das spätere Gedicht „ Mischka an der Theiß “: „ In dem Lande der Magyaren ,/ Wo der Bodrog klare Wellen / Mit der Tisa grünen , klaren ,/ Freudig rauschend sich gesellen ,/ Wo auf sonnenfrohen Hängen / Die Tokajertraube lacht . / Reiten lustig in Gesängen / Drei Husaren in der Nacht ...“/.
Oft sehnt sich der Dichter in späteren Jahren nach dieser Zeit im fernen Ungarlande zurück : „ Die Heideschenke “, „ Husarenlieder “, „ Mischka an der Marosch “, „ Der Räuber im Bakony “, „ Die drei Zigeuner “, „ Nach Süden “: / Dort nach Süden zieht der Regen ,/ Winde brausen südenwärts ,/ Nach des Donners fernen Schlägen ,/ Dort nach Süden will mein Herz .../
Doch erneut muss die Familie nach Pest , wollte die Mutter doch Nikis Ausbildung forcieren . Trotz widriger Umstände - man hauste in einer ehemaligen Kapelle des Soldatenfriedhofs im Christinental , doch mit beeindruckender Ausschau auf das Landschaftsbild mit Blick auf den Blocksberg und auf die Ofener Berge - schließt Lenau die 2 . Humanitätsklasse erfolgreich ab und der Direktor des Piaristengymnasiums , Pater Glycerius Eigel , bekräftigt Kövesdys Meinung , dass Niki „ ein Dichter werden würde .“
Nach heftigem Widerstand trennte sich die Mutter schweren Herzens von ihren Kindern Therese ( 1801- 1878 ), Magdalena ( 1804 - 1860 ) und von ihrem über alles geliebten Niki , die am 8 . September 1818 zu den Großeltern nach Stockerau übersiedelten . Diese sollten für das Wohl der Kinder sorgen und ihnen eine gediegene Ausbildung ermöglichen .
In Stockerau – im Rohrwald , in der Au , im Teichambiente des Goldenen Bründls – sind Lenaus erst 1832 geschriebene und Charlotte Gmelin /“ Schilflottchen “/, einer Nichte Gustav Schwabs gewidmete „ Schilflieder “, angesiedelt : // Drüben geht die Sonne scheiden ,/ Und der müde Tag entschlief ;/ Niederhangen hier die Weiden / In den Teich , so still , so tief ...// , // Auf geheimem Waldespfade / schleich ich gern im Abendschein / an das öde Schilfgestade ,/ Mädchen , und gedenke dein !/, // Auf dem Teich , dem regungslosen ,/ Weilt des Mondes holder Glanz ,/ Flechtend seine bleichen Rosen / In des Schilfes grünen Kranz ...//
Nach Auseinandersetzungen ( im Herbst 1821 ) mit der adelsstolzen Großmutter unterbricht Lenau sein Philosophiestudium in Wien und geht zu seiner Mutter nach Preßburg , wo er sich dem Ungarischen Recht zuwendet . Doch schon zu Ostern 1822 kommt es zur Aussöhnung mit der Großmutter .
Ab Herbst 1822 studierte Lenau an der Landwirtschafts- Akademie in Ungarisch-Altenburg ( Magyaróvár ), während seine Eltern im benachbarten Wieselburg ( Moson ) - heute bilden beide Orte eine gemeinsame Stadt - wohnten . Hier verbrachte der Dichter eine ungetrübte Zeit und genoss die Landschaft während zahlreicher Ausritte und pflegte die Freundschaft mit Fritz Kleyle , in dessen Cousine Sophie von Löwenthal er sich zirka zehn Jahre später verlieben sollte und die Lenaus Leben nachhaltig prägen wird .
Neben dem Studium der Landwirtschaft schreibt Lenau beeinflusst von Klopstock und Hölty Gedichte , die wohl auch von dem 18-jährigen Ungarnaufenthalt des Dichters geprägt sind . Ein guter Beobachter in der Person des Landgutinspektors Ladislaus Veszely hält fest : “ Niembsch konnte ausgelassen heiter sein , von Herzen lachen und in der nächsten Minuten nachdenklich , ja tieftraurig werden . Unvergessliche Stunden waren es , wenn er seine Violine hervorholte ... Er spielte allein nur