Sonntagsblatt 3/2022 | Page 28

SEIT FAST 30 JAHREN IM DIENSTE DES UNGARNDEUTSCHEN CHORGESANGS

HOHE AUSZEICHNUNG FÜR DIE WETSCHESCHER NACHTIGALLEN
Von Richard Guth
Der Verband der Ungarischen Chöre , Kapellen und Volksmusikensembles ( KÓTA ) hat Ende Januar am Tag der Ungarischen Kultur eine Formation geehrt , die ich noch aus DNG-Zeiten kenne . Von Anfang an dabei ist Chorleiterin Monika Gombár-Fazekas , ebenfalls Absolventin des Deutschen Nationalitätengymnasiums Budapest ( DNG ). Ich sprach mit ihr anlässlich der Auszeichnung durch den Landesverband .
Monika erinnert sich so an die Anfänge : „ 1994 wurde der Chor „ Wetschescher Nachtigallen “ mit dem Ziel gegründet , die alten , schönen ungarndeutschen Volkslieder zu sammeln und zu pflegen und an die jüngere Generation weiterzugeben . Gründerin des Chores war neben mir die DNG-Mitschülerin Rita Pavel – ich war die künstlerische Leiterin , Rita war für das Organisatorische zuständig “. Gegenwärtig hat der Chor nach Monika Gombár-Fazekas` Angaben zehn Aktive , die jüngste Sängerin ist 18 , die älteste 56 Jahre alt , der Altersdurchschnitt von 45 Jahren ist im Vergleich zu anderen deutschen Singgruppen ausgesprochen niedrig . Es handelt sich dabei um eine „ bunte Truppe “: Deutschlehrerinnen , Managerinnen , Studentinnen und hauptberufliche Musikerinnen , allesamt Wetschescher , setzten sich für das deutsche Gesangserbe ein , so die Chorleiterin .
Das Repertoire bestehe aus ungarndeutschen Volksliedern , unter anderen aus Wetschesch , Schorokschar , Ganna und Werischwar / Pilisvörösvár , aber auch mehrstimmige Kirchenlieder singe man des Öfteren . Daher freue es den Chor besonders , dass die Jury „ den einzigartigen Stil der Wetschescher Nachtigallen schätzt und für alle Chöre in Ungarn als ein Vorbild herausstellt “. Besonders gelobt habe man dabei den „ reinen Klang , sogar in drei Stimmlagen , und die schöne Harmonikabegleitung “. Gerade Letzteres , der Einsatz der Harmonika beim Chorgesang , stelle aus Sicht der Chorleitung etwas Modernes sowie Neues dar . Der Gesang selbst sei ferner „ maßgebend für unsere ungarndeutsche Identität : Wir lernen dabei alte Traditionen und humorvolle
Geschichten kennen . Wir pflegen dabei den Wetschescher Dialekt “, so Monika Gombár-Fazekas . Finanziert wird die Arbeit des Chores von der Donauschwäbischen Selbstverwaltung und vom Magistrat von Wetschesch . Ein großes Projekt stelle die Herausgabe des ersten Wetschescher Gesangbuches „ Ungarndeutsche Lieder und Sprüche aus Wetschesch “ in diesem Jahr dar – dieses soll allen voran Volkslieder und Kirchenlieder enthalten und die Sammlungsarbeit von Michael Frühwirth abbilden . Die Texte sollen in Mundart abgefasst werden und „ zweizeilig “ sein . Beigelegt werden soll ein CD-ROM . Lektoriert wird das Buch von Maria Wolfart .
Aber auch die Jubiläumsveranstaltung des Landesrates Ungarndeutscher Chöre , Kapellen und Tanzgruppen Ende Juli stellt für Gombár-Fazekas ein Großereignis dar ( das Gespräch fand Anfang Juni statt ), zumal sie Vizevorsitzende der Chorsektion ist . Der Landesrat „ arbeitet schon seit 25 Jahren an der Pflege und Bewahrung des kulturellen Erbes unserer Ahnen “, zeigt sich Monika Gombár-Fazekas überzeugt . Nach ihrem Eindruck werde die deutsche Gemeinschaft in Ungarn sowohl auf kulturellem als auch politischem Gebiet immer bedeutender , was nicht zuletzt die Wiederwahl Emmerich Ritters und die immer großzügigere Förderung kultureller Projekte und neuer Kulturzentren zeigen würden .
Die Nachtigallen haben allerhand für die nächste Zeit vor – aber es gibt einen Traum , den die Chorleiterin auf alle Fälle verwirklichen möchte : „ Dass wir einmal am internationalen Chorfestival in Salzburg unsere schönen Lieder dem Publikum vorstellen können “.