es besser wäre , zuerst die deutsche und erst dann die englische Sprache zu erlernen , aber es ist halt nicht so , wir müssen damit leben . Auf dem Gebiet der Pflege der ungarndeutschen Kultur versuchen wir alles Mögliche in unserer Macht Stehende zu tun : Ende Juni organisierten wir das erste Mal ein Camp für Schulkinder , wo sie ein Stück ungarndeutsche Kultur kennen lernen konnten , weiterhin haben wir bereits fünf deutsche Liederbücher herausgegeben und arbeiten bereits am sechsten . Wir haben einen Partnerchor in Deutschland : Mit dem Frauenchor Rodewisch ( Vogtland ) trafen wir uns schon viermal – abwechselnd in Ungarn und in Deutschland .
SB : Es war bereits mehrfach von der Sprache die Rede - welchen Stellenwert genießt bei Ihnen die deutsche Sprache ?
EM : Ich bin in einem kleinen Dorf in der Branau aufgewachsen . Wir waren eine große Familie mit drei Generationen , meine Oma und meine Mutter sprachen in der dortigen Mundart mit mir . Ich konnte fließend sprechen , aber erst mit 16 in Österreich bei den Verwandten wurden mir die Grundsteine der deutschen Grammatik beigebracht . Folglich hat sich bei mir die Zweisprachigkeit so tief eingeprägt , dass sie mich gewiss bis zum Ende meiner Tage begleiten wird . Hochdeutsch erlernte ich autodidaktisch , aber von den zahlreichen in den deutschsprachigen Ländern wohnenden Verwandten und Freunden konnte ich bei den gegenseitigen Besuchen sehr viel dazulernen . Mit meinen beiden Töchtern sprach ich von Anfang an konsequent deutsch und es blieb auch dabei , nachdem sie schon erwachsen und selbst Mütter von Kindern waren . Mit meinen Enkelkindern versuche ich auch deutsch zu sprechen , wenn ich nur die Möglichkeit dazu habe . In meinem Beruf kennt man mich , als Rechtsanwalt , der den deutschsprachigen Mandanten gewissenhaft Beistand leistet . Diese Vorgeschichte führte mich dann fast automatisch zur ungarndeutschen Gemeinschaft , zum Verein und zur Nationalitätenselbstverwaltung in Kaposvár .
SB : Worin unterscheidet sich nach Ihrem Eindruck das Innenleben der deutschen Gemeinschaft in Kaposvár von dem der Deutschen in Hajosch ?
EM : Als wir in Hajosch waren und ihre Institutionen und Einrichtungen besichtigen konnten , beneidete ich sie ein wenig und ich war mit meinen Gefühlen nicht allein . Die Hajoscher Schwaben feiern gerade dieses Jahr das 300-jährige Jubiläum der Ankunft ihrer Vorfahren . Dies macht einen wesentlichen Unterschied zu uns : Die Kaposvárer Ungarndeutschen können sich keiner derartigen Geschichte rühmen . Wir mussten bei Null anfangen und es hat erst vor etwa 20 Jahren begonnen . Den Gründern der Handvoll großen Gemeinschaft sei Dank , dass sie so wagemutig und begeistert waren . Unsere Aufgabe ist es nun auf diesen Grundmauern die Bauarbeit fortzusetzen , damit das bereits vorhandene Kulturgut der hiesigen Ungarndeutschen nicht verloren geht .
SB : Herr Dr . Máté , vielen Dank für das Gespräch ! Das Gespräch führte Richard Guth .