wert vorgelebt werden . Statt dessen gibt es den breiten Querschnitt unserer kleinen Masse , der es gelernt hat , sich mit dem Schein zu begnügen und in dieser Zufriedenheit sich ins Publikum der Festtagsprogramme hockt , ohne sich ernst noch danach zu fragen , wieso der Gesang von der Bühne so kraftlos und falsch ertönt und rüberkommt . Ist also die Frage zu beantworten , wo wir nun als Deutsche in Ungarn stehen ? Ich denke , selbst die Suche nach einer Antwort solcher Art hat aktuell keine wahre Relevanz ( mehr ). Andererseits ist auch nicht anzunehmen , dass sich jemand noch die Mühe geben würde , so ein Unterfangen auf
STEH NICHT NUR DAZU !
GEDANKEN ZUR VOLKSZÄHLUNG 2022
Von Richard Guth sich zu nehmen . Demzufolge ist es auch verständlich , wenn man bei näherem Betrachten sieht , wie sich das Ungarndeutschtum aktuellen , in der Wirklichkeit nicht aus ihm entsprungenen sowie ihm , seinem Interesse nicht dienenden Strömen und Bestrebungen - sich auch längst nicht mehr selbständig und tatsächlich bestimmend , formend oder gestaltend - anschließt . Als Gemeinschaft zu agieren hat das Ungarndeutschtum die Kraft verloren , und wohl auch das Interesse daran . Es ist nicht gut so , aber es ist so – und Tatsachen sind halt hartnäckige Gesellen , selbst wenn man sich ihnen nicht so gerne stellt …
Volkszählungen gehören seit der Wendezeit wahrlich zum Erfolgsmodell ungarndeutschen Daseins . Die Zahl der Bekenntnisdeutschen steigt alle zehn Jahre , bei der letzten Volkszählung vor elf Jahren – die für 2021 vorgesehene Volkszählung wurde pandemiebedingt auf diesen Herbst verschoben – kratzten wir an der 200.000er Marke . Zu verdanken ist das auch der großzügigen Regelung bei ungarischen Volkszählungen , wo kulturelle Verbundenheit unter anderem auch als Zugehörigkeitsmerkmal gewertet wird .
Wir wissen wohl , welche Entwicklungen sich in den letzten Jahrzehnten vollzogen haben , die meisten davon nicht zugunsten der Stärkung der Gemeinschaft : Flucht , Verschleppung , Vertreibung , sozialistische Industrialisierung , Landflucht , sprachliche Assimilation , Abwanderung ins Ausland und eine immer größere Zahl von Mischehen - alles Entwicklungen , die es uns erschweren , unser Deutschtum zu definieren . Bei Mischehen sowieso : Ist der Sohn eines seklerischen Vaters und einer deutschen Mutter Madjare oder Deutscher ? Unter Umständen wohl beides und es ist sein gutes Recht , dazu zu stehen . Können wir es dem madjarischen Partner einer überaus eifrigen Bekenntnisschwäbin verweigern sich als Teil der deutschen Gemeinschaft zu fühlen ? Wohl nicht , zumal es sich in unserer Geschichte stets um Austausch und Integrationsbemühungen drehte . Manchmal war man , ist man aber zu sehr bereit seine Eigenheiten aufzugeben .
Auch in diesem Jahr werden sich die Zahlen trotz negativer demografischer Entwicklung , Auswanderung und Assimilation sehen lassen , davon bin ich überzeugt . Aber es stellt sich dabei die Frage , ob ein bloßes Bekenntnis - sei es als deutscher Volkszugehöriger , Muttersprachler und kulturell Verbundener – dafür ausreicht , um uns den Herausforderungen der Zukunft zu stellen ?! Wohl nicht ! Lassen Sie mich das an einigen wenigen Beispielen verdeutlichen !
Neulich bat mich eine Bekannte , eine Ungarndeutsche durch und durch mit ausgezeichneten Deutschkenntnissen , sie mit der ungarischen Variante ihres Vornamen anzureden . Ich habe mir lange überlegt , ob ich mit ihr darüber diskutieren soll , aber ich habe es sein lassen . Die Entscheidung bezüglich des eigenen Vornamens ist ein unveräußerliches Recht jedes Einzelnen . Dennoch bin ich der Meinung , dass deutsche Vornamen zu unserer Eigenart gehören . Zu oft sieht man selbst bei unseren Repräsentanten , die eigentlich eine Vorbildfunktion haben , dass sie selbst in deutschsprachigen Texten die ungarische Variante ihres Vornamens benutzen oder dieser benutzt wird . Nicht doch ! Stehen wir doch zu deutschen Vornamen ! Der nächste Schritt wäre eigentlich , diesen deutschen Vornamen im Personalausweis eintragen zu lassen oder - wohl für ganz Waghalsige - den ungarischen Vornamen in einen deutschen zu ändern und im Besitz einer neuen Geburtsurkunde neue Ausweise zu beantragen - mittlerweile ein überschaubarer bürokratischer Prozess .
Seelsorge in der Muttersprache : Wiederum etwas , was uns auf dem Papier zusteht , aber für viele keine Selbstverständlichkeit ( mehr ) darstellt ! Über die Situation deutschsprachiger Seelsorge haben wir schon des Öfteren geschrieben . Man könnte noch Bände darüber schreiben oder einfach auf den Punkt bringen : Sie existiert kaum , weil … Und auch dort , wo es noch deutsche Messen gibt , steht das Konstrukt auf wackligen Füßen . Obwohl ich vor einigen Jahren hautnah verfolgen konnte , wie schnell man deutschsprachige Seelsorger finden kann , wenn der Wille da ist . Und da liegt der Hund begraben – wir müssen darauf bestehen , auch wenn manche das Gefühl haben , die deutschsprachige Predigt stelle sie vor besondere Herausforderungen .
Aber nun zum Beispiel : Seit Ewigkeiten wurden in einer Gemeinde zwei deutschsprachige Gottesdienste gefeiert . Der hier dienende Aushilfsseelsorger mit guten Deutschkenntnissen wurde krank , was nach Rationalisierungsmaßnahmen verlangte . So beschloss der Pfarrer , dass die eine deutschsprachige Messe nur noch einmal im Monat gelesen wird . Begründung : zu wenige Gottesdienstbesucher ( unter zehn ), viele seien in jüngster Zeit gestorben . Mag stimmen , aber das gilt mittlerweile auch für viele ungarischsprachige Heilige Messen , was der Pfarrer auch bestätigt . Ich fragte daraufhin eine Vertreterin der deutschen Selbstverwaltung , die lediglich die Begründung des Pfarrers wiederholte , ohne jeglichen Kampfwillen zu zeigen - etwas , was der an sich gegen-