Wenn man auch als Idealist dazu neigt , erhabenere Ziele vor Augen zu halten , ist dies in der Tat nicht zu verurteilen , schließlich soll man ja Möglichkeiten , wenn sie schon einmal gegeben sind , in den Dienst seines Broterwerbs stellen . Karriere zu machen , das Wohlwollen größerer Mehrheiten als die der eigenen Minderheit zu genießen , fällt halt dann mit prioritärem Gewicht in die Waagschale der Entscheidungen .
Neben dem Idealismus , eine Kultur , die sich heute nicht mehr durchsetzt , weil sie dazu nicht fähig gemacht worden ist , sich bei den allgemeinen Bedingungen der Zeit weiter zu behaupten , zu pflegen und eventuell noch weiterzugeben , spricht vielleicht nur noch für ein gewisses , unerklärliches , hartnäckiges - nennen wir es - Bewusstsein , das in einem noch über die seit unserer Ansiedlung vollbrachte Leistung Stolz erzeugt , aber eine über die Person hinausgehende Auswirkung nicht mehr haben kann , zumal es ja nur noch um die Zugehörigkeit zu einer bis auf Einzelelemente dezimierten Minderheit geht .
Ob sich der Idealismus , wonach die Pflege und die Überlieferung sprachlich-kultureller Erscheinungen sowie nuancierter und punktueller Merkmale einer sich ehemals etablierten Lebensweise , die in einem wissenschaftlich-ethnologisch gesehenen Aspekt in dieser östlichen Breite während zweidrei Jahrhunderte zwar eine spezifische Eigenart angenommen , aber sich bis heute immer mehr zurückgezogen und angeglichen hat , lohnt , obwohl sie sich als Wert ja kaum mehr richtig definieren lässt – wenn nicht nur in der Form von anzuzapfenden Mitteln , die als Subventionen zur Verfügung stehen , jedoch zum Fortbestand genannter Spezifika einer Volksgruppe eh nicht mehr beitragen können , ist eine höchsttheoretische Frage .
Seit etwa hundertfünfzig Jahren ist in diesem Land die Karriereschiene an Sprache und Namen gebunden ungarisch – selbst wenn dieser ausgesprochene Tatbestand Ausnahmen zugelassen hat und zulässt . Festzustellen ist aber dennoch , dass sich diese Taktik bewährt hat und bis heute Erfolge erzielt . Was in diesem Zusammenhang mit Bedauern selbst in den eigenen Reihen zu beobachten ist , ist die Erscheinung , dass man den letzten Rest der bekennenden , ambitionierten Vertreter gerne entbehrt oder sie liebend gerne zum Beispiel auswandern lässt .
Im Bezug auf unser Mehrheitsumfeld , in dem wir uns in Beibehalt unserer Sprache und Kultur behaupten sollten , sowie in Anbetracht staatlichideologischer Ausrichtung fragt man sich wiederum danach , ob das bis in unsere heutige , sich als aufgeklärt betrachtende Zeit noch einen Sinn hat , in den in der Tat überwundenen Kategorien zum Beispiel der Nationalstaatlichkeit so zu denken , dass man in einem gegebenen geographischen Gebiet Einsprachigkeit und kulturelle Monotonie beabsichtigt und so Minderheiten nur bis zu einem Scheindasein fördert , statt dessen , dass man es doch langsam einsehen würde , dass der Frieden , die gegenseitige Achtung und Akzeptanz nicht nur in der Homogenität , sondern - und gerade - in der gelebten Vielfalt seinen Mittelpunkt finden kann .
Es kann aber sein , dass beabsichtigte geopolitische und geostrategische Richtlinien ihren Kurs eben sehr bewusst auf als längst überwunden betrachtete Geistesquellen nehmen . Ob dies von der sonstigen und doch vorherrschenden Richtung der Lauf der Dinge in der Welt akzeptiert wird oder nicht , das wird man noch abwarten müssen , aber was fest steht , ist , dass nach der politischen Wende Ende der achtziger , Anfang der neunziger Jahre statt der wahren Befriedung und statt des Zueinanderfindens durch wahres Interesse und Dialog es unter dem nicht zu festen Boden so heftig gebrodelt hat , dass es jetzt eigentlich wieder um die Verteilung und Neuordnung der Welt geht . Eine Volksgruppe müsste dabei in ihrem Brückencharakter zwischen Völkern und Kulturen ihre Stellung beziehen und für Ausgleich sorgen , wo dies nur möglich ist .
Es gibt Pflanzen , die zwar schön sind , aber giftig . Ein Fliegenpilz kann in seiner Erscheinung eine Freude für das Auge sein , zu seiner Nahrung sollte man ihn aber nicht machen . Unsere fleischfressende Giftpflanze ist gleichsam die Tradition geworden . Die Tatsache verkannt , dass die Tradition zur Hauptnahrung statt der Vitamine des Alltags gemacht nur unverdauliche Pappe ist , sind wir zu unserem eigenen Sonntagspanoptikum geworden . Sein allgemeines Dasein fristet man unter dem Strich der Rechnung in allen weiteren Merkmalen , wie es auch die Sprache ist , in der Wirklichkeit von heute nur noch als Anpassung an den ungarischen Alltag . Die Tradition ist alleine als Ergänzung , als Besinnung , als Pflege vom hochwertigen Erbe der Ahnen eine wahre Bereicherung , jedoch nicht als Hauptgang vom Selbstdarstellungsmenü auf dem Tisch der Behauptung . Leider haben wir unser allgemeines Merkmal , als Gruppe und Gemeinschaft im Hier und Jetzt mit jeder Situation unseres Lebens auf unsere Eigenart und in unserer Sprache fertig zu werden , was unseren Willen zum Dasein als Volksgruppe so nach innen wie auch nach außen signalisieren würde , verloren . Dieses Vakuum kann die Tradition alleine nicht füllen .
Die wenigen bekennenden Kulturvertreter und Kulturschaffenden , die das Deutschtum in Ungarn heute noch hat , sollte die Volksgruppe mit beiden Händen hochhalten , schon weil sie nicht nur reproduzieren , nachmachen oder konservieren , sondern schöpfen , Neues zu Tage fördern , nachdenken und zum Nachdenken anregen – auf diese Weise also innovativ sind . Die Entschlossenheit ist wichtig , die Klarheit von Zielen und Gedanken , die Konsequenz in seiner Haltung , die dazu anregen kann , einen Alltag Wert zu machen , ihn nachzuleben , weil er zeitgemäß ist , und dadurch einen als Glied von jener Kette behält , die uns heute und jetzt an unserer Ahnenreihe festmacht und verankert .
Eine Maxime der gelebten Zugehörigkeit zu einer Volksgruppe sollte beispielhaft und nachahmens-