Unter allen Minderheiten ist bei den „Angehörigen der deutschen
Minderheit“ der höchste Anteil derjenigen zu finden, die nur we-
gen der Angabe von Deutsch bei der Frage nach der „Im Freun-
des- und Familienkreis benutzten Sprache“ in die Statistik als
„Ungarndeutsche“ aufgenommen wurden: Dies macht 31% der
gesamten Minderheit aus!
Wer die Situation der Ungarndeutschen nur oberflächlich kennt,
weiß auch, dass es keinen Schwaben gibt, der sich nicht als
Deutscher/Schwabe/Ungarndeutscher identifiziert, aber die
deutsche Sprache im Alltag benutzt. Das Deutschtum des Lan-
des kann anhand der Sprache einfach nicht mehr identifiziert
werden, sie wird Jahr für Jahr unwichtiger für die Identität. Des-
halb muss man auch an dieser Stelle hervorheben: Laut dem Mi-
krozensus 2016 leben etwa 100 000 Ungarndeutsche in Ungarn.
Und nicht mehr!
Das Komitat Raab-Wieselburg-Ödenburg ist ein Landesteil,
in dem die Zahl der Deutschen seit 2001 kontinuerlich steigt.
2001 gab es nur 5 543, 2011 bereits 12 203 und 2016 12 378
„Deutsche“ - ein neuer Rekord. Es wäre schön, wenn sich das
Deutschtum dieser von der Vertreibung hart getroffenen Region
so entwickelt hätte. Hinter der Steigerung steckt aber leider was
anderes: die hohe Zahl der Menschen, die im Alltag Deutsch be-
nutzen. Um dies zu beweisen, müssen wir einen Blick auf die
Statistik von 2011 zu werfen.
2011 gab es nur 5 145 Personen, die bei mindestens einer
der beiden Fragen nach der Volkszugehörigkeit „Deutsch” an-
gegeben haben, die restlichen 7 058 wurden zu „Angehörigen
der deutschen Minderheit“ aufgrund der Angabe der deutschen
Muttersprache oder „Im Freundes- und Familienkreis benutzten
Sprache“. Diese (zweite) Gruppe stellt mit 58% die Mehrheit un-
ter „den Angehörigen der deutschen Minderheit“. Als Vergleich
nehmen wir das Beispiel der Branau, da lag der Anteil dieser
Gruppe bei 14%!
Das bedeutet nichts anderes, als dass die Zahlen dieser Volks-
zählungen ein falsches Bild vermitteln: Im Komitat Raab-Wiesel-
burg-Ödenburg (und vielen anderen Komitaten auch) werden in
der Statistik auch solche als Deutsche geführt, die wahrschein-
lich wegen eines nicht ausreichenden Informationsstands die
deutsche Sprache bei den Fragen nach der Volkszugehörigkeit
angeben. Sie machen da die Mehrheit aus und diese Statistiken
werden überall zum Zweck der positiven Dartellung der ungari-
schen Minderheitenpolitik verwendet. Die Zahlen werden höher,
ja, aber so, dass solche zu „Ungarndeutschen“ werden, die es
nicht einmal wissen...
(Um die im Artikel verwendeten Begriffe richtig verstehen zu kön-
nen, empfehlen wir unseren ersten Artikel über den Mikrozensus
zu lesen - Mikrozensus 2016 (Teil 1): 30 000 Menschen weniger
bekennen sich zur deutschen Volkszugehörigkeit!, SB 01-2019.)
DWA begrüßt historischen Dialog
Wien - Laibach - Klagenfurt
(Wien, 25. August 2019)
Mit großer Zustimmung nimmt die Deutsche Weltallianz (DWA)
die jüngsten Äußerungen und Forderungen der FPÖ-Kärnten
zur Diskussion um die Anerkennung der deutschen Minder-
heit in Slowenien als autochthoner Volksgruppe zur Kenntnis.
FPÖ-Landesobmann Gernot Darman meint nämlich ganz richtig,
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dass „besonders eine kleine Minderheit (...) den verfassungsmä-
ßigen Schutz sowie eine entsprechende finanzielle Ausstattung“
benötigt, will sie auch künftig ihr kulturelles Erbe erhalten und als
Volksgruppe bestehen. Wie Darman verweist auch DWA-Präsi-
dent Peter Wassertheurer seit Jahren auf das Beispiel anderer
kleiner Volksgruppen in Slowenien wie der ungarischen oder der
italienischen, die beide in der slowenischen Verfassung als auto-
chthon anerkannt sind und über entsprechende öffentliche Mittel
und Sonderrechte verfügen. „Von solchen Begünstigungen kann
die deutsche Volksgruppe, die teils auf eine über 800-jährige Ge-
schichte zurückblicken kann, nur träumen“, meint Wassertheurer,
der in dieser Sache auch mehr Engagement seitens des österrei-
chischen Außenministeriums erwartet. „Außer einer sich gebets-
mühlenartig wiederholenden Ankündigungspolitik ist seit der Un-
abhängigkeit Sloweniens aus Wien eigentlich nichts geschehen“,
kritisiert Wassertheurer, der auch die Kärntner Landesregierung
unter Peter Kaiser in die Verantwortung nimmt. Positiv erwähnt
Wassertheurer hingegen den von den beiden Parlamentspräsi-
denten Wolfgang Sobotka und Dejan Zidan angekündigten öster-
reichisch-slowenischen Historikerdialog. Für Wassertheurer kann
dieser dazu dienen, nachhaltig aufzuzeigen, dass die Angehöri-
gen der deutschen Volksgruppe in Slowenien nach dem Zweiten
Weltkrieg aufgrund ihrer antifaschistischen Haltung und ihrer da-
maligen Loyalität der jugoslawischen Staatsmacht gegenüber im
Land verbleiben durften und folglich von den Beschlüssen des
AVNOJ nicht betroffen waren. „Sie heute in einem Atemzug mit
dem NS-Regime zu nennen, ist nicht nur historisch völlig falsch,
sondern bildet ungerechtfertigterweise auch die Grundlage für
die bis heute anhaltende Diskriminierung“, erklärt Wassertheurer
abschließend, der weiters fordert, dass die Rolle der deutschen
Volksgruppe in der Zeit im und nach dem Zweiten Weltkrieg in
diesem österreichisch-slowenischen Historikerdialog differen-
ziert untersucht wird. Die Ergebnisse zu diesem Punkt sollen
dann, wie Wassertheurer betont, für das slowenische Parlament
in seiner Haltung zur Diskussion nach einer Anerkennung des
autochthonen Volksgruppenstatuts für die Sloweniendeutschen
wegweisend und bewusstseinsbildend sein. Ethnisch motivierte
Diskriminierungen widersprechen zudem nationalem wie auch
den Minderheitenstandards in der EU.
Wenn der siebzigjährige Portugiese
mit der siebenjährigen Estin Kultur
schafft
Ein Gastbeitrag von Ingrid Manhertz
(Werischwarer Heimatwerk)
Ist es zu früh oder zu spät? Eine wichtige Frage auf der Europea-
de! Nicht nur wegen der Nächte, die sich in Morgen verwandeln,
sondern wegen der Tage, die in der Tracht durchgetanzt und
-gesungen werden! Das diesjährige Festival hat in Frankenberg,
Hessen, stattgefunden. Für uns Donauschwaben ist es immer et-
was Spezielles, wenn die Europeade in einer Region organisiert
wird, wo wir uns zum Teil auch daheim fühlen. Plötzlich kom-
men Leute jubelnd zu unserem Auftritt und am Ende stellt es sich
heraus, dass sie aus unserem Nachbardorf zu Hause stammen
– vertriebene Ungarndeutsche und ihre Kinder. An der Europea-
de vergehen plötzlich fünf Tage begleitet von einem Gefühl, als
ob wir schon immer da gewesen wären und sich alle Teilneh-
mer schon seit Ewigkeiten kennen würden. Egal, ob man ein 70
Jahre alter portugiesischer Musikant ist oder eine sieben Jahre
alte estnische Tänzerin - jeder nimmt ein Stück von der Kultur
der anderen mit nach Hause, einen Tanzschritt, ein traditionelles
Getränk oder eventuell auch Ideen, was man im eigenen Verein
besser machen könnte. Auch wir Mitglieder des Werischwarer
Heimatwerkes kommen während des Festivals einander näher.
SoNNTAGSBLATT