Sonntagsblatt 3/2018 | Page 3

muliert). Das wird vielfach damit begründet, dass das sonst nicht jeder verstehen würde. Meine Empfehlung lautet für diesen Fall stets: Zweisprachigkeit, was von den Akteuren nicht immer be- herzigt wird (es gibt aber positive Gegenbeispiele). Menschlich verständlich, denn wer will schon doppelte Arbeit leisten, wenn die einfache ja faktisch ausreicht. Was da aber schmerzlich ver- kannt wird, ist die falsche Botschaft, die in Richtung Volk ausgeht. Denn gerade die Selbstverwaltungsorgane sollten mit gutem Bei- spiel vorangehen und die Bedeutung der Sprache demonstrieren. Ich verstehe durchaus die Unsicherheiten, die aus mangelnden Sprachkenntnissen resultieren, aber es geht ja im Endeffekt nicht um einen Landeswettbewerb für Deutsche Sprache. Wir haben in letzter Zeit viele Kapellen und Kulturgruppen vorgestellt – auch für diese gilt, mehr Mut in Richtung deutscher Sprache zu zei- gen. Singen, Tanzen und Musizieren ist schön und gut, aber die Basis einer wahren Identität ist die gesprochene Sprache. Sonst bleibt die Pflege der Traditionen eine Art Pflichtübung, bei der die Gefahrt besteht, dass diese mit der Zeit – gerade in einer Kon- sumgesellschaft – einfach ausgetauscht wird, je nach Zeitgeist. Bild wollen wir wieder emporheben, unverblasst vor unser Volk stellen, unserer Jugend bekanntmachen. Das ist unsere Pflicht! Die heutige Gedenkfeier soll ein Gelöbnis sein, dass wir dieser unserer Pflicht mit bestem Willen und Können, mit dem Aufgebot all unserer Kräfte gerecht werden wollen.” Dass solche Traditionslinien schnell durchschnitten werden kön- nen, zeigt die Abschaffung der deutschen Sonntagsmesse in Fünfkirchen, auch ein „Produkt” der Wendezeit. Das Ausbleiben – oder vielmehr Wegsterben - der Gottesdienstbesucher betrifft die großen Kirchen allgemein. Wegen der besonderen sprach- lichen Situation trifft es die muttersprachlichen Messen noch härter. So kann Fünfkirchen der Anfang sein, zumal die (Katho- lische) Kirche auch mit fehlendem Priesternachwuchs zu kämp- fen hat, was zur Betreuung mehrerer Gemeinden durch einen Geistlichen führt, was einen besonderen Anreiz für Umstruktu- rierungen zuungunsten der deutschen Messe, die ohnehin nur in einem Bruchteil der deutschen Gemeinden gefeiert wird, bietet. Deshalb ist jede zukunftsweisende Initiative zu begrü- ßen, die vor allem eines bezweckt: die Jugend einzubeziehen. Nach der Gedenkfeier am Abend des 25. Januar blieben fast alle Teilnehmer - obwohl man bereits „Ade zur guten Nacht...” gesun- gen hatte - noch weiter beisammen. Schule – Vereinsleben – religiöses Leben – Bereiche, die auch für unseren Verein so wichtig sind. So verbinden sich zwei Ju- biläen und zeigen eines und das nach 23 Jahren journalisti- scher Tätigkeit für das SB: Der äußere Schein trügt wie so oft. Rubrik von Georg Krix s Da die als Festrednerin angekündigte Frau Martha Fata aus un- vorhergesehenen Gründen aus Tübingen nicht anreisen konn- te, hat Herr Nelu Bradean-Ebinger die Aufgabe übernommen und mit einer gutgezielten Einleitung und zahlreichen treffen- den Zitaten Leben und Werk Jakob Bleyers gewürdigt. So wur- den kurzgefasst in klarer und leicht verständlicher Sprache die wichtigsten Kapitel berührt, wie: Bleyer als Wissenschaftler und Forscher; der Universitätsprofessor und Nationalitätenminister; die Gründung des Ungarländischen Deutschen Volksbildungs- vereins; das Sonntagsblatt als Sprachrohr; die Schulpolitik des UDV; die Volkstumsarbeit; u.a.m. Wie ernst unsere anwe- senden Landsleute das Gedenken an Jakob Bleyer nehmen, beweist der Abschluss bzw. die Fortsetzung der Feierstunde. Jakob Bleyer-Gemeinschaft = JBG gegründet Aufgrund der an Ort abgegebenen sowie der aus dem Ausland mit der Post eingegangenen Erklärungen konnte verkündet wer- den, dass über 60 Personen die Gründung eines Bleyer-Vereins wünschen bzw. „sich mit den Zielsetzungen der Jakob Bleyer Gemeinschaft einverstanden und ihre Bereitschaft als gründen- des Mitglied nach bestem Wissen und Können die Volkstums- arbeit der JBG zu unterstützen“ erklärten. Die Gründungsurkunde wurde von 53 Mitgliedern unterschrie- ben - darüber hinaus hatten noch 9 Personen aus Deutschland schriftlich ihre Zusage als Gründungsmitglieder zu gelten mitge- teilt. Weitere 60 Beitrittserklärungen sind am nächsten Tag mit der Post eingegangen. Die Gründungsversammlung besprach sodann den vorgeleg- ten Satzungsentwurf, dessen Grundlage das Bekenntnis Jakob Bleyers , des Erweckers des Ungarländischen Deutschtums war: Treue zum deutschen Volkstum, Treue zum ungarischen Vater- land, Ehre den Ahnen und Pflege der ererbten deutschen Mutter- sprache, Festhalten an unserem christlichen Glauben. Darauf wurden für 1 Jahr die Mitglieder des Vorstandes gewählt. 25 Jahre Jakob Bleyer Gemeinschaft Der erste Vorstand der Jakob-Bleyer-Gemeinschaft: Ehrenvorsitzender: Prof. Dr. Stefan Hagelmayer DIE GRÜNDUNGSGESCHICHTE Jakob-Bleyer-Gedenkfeier 1993 Auf Einladung der - damals erst noch geplanten - Jakob-Bley- er-Gemeinschaft versammelten sich am Abend des 25. Januar 1993 im Konferenzsaal des Verbandes der Ungarndeutschen 60 Menschen von nah und fern, um dem Erwecker und Vor- kämpfer des ungarländischen Deutschtums zu gedenken. Nach der gemeinsam gesungenen Volkshymne „Seid gegrüßt ihr deutschen Brüder...” übernahmen die Schüler des Deutschen Nationalitätengymnasiums zu Budapest die Programmgestal- tung. Mit dem Gedicht „Schwabenlied” — einem dichterischen Versuch des jungen Bleyer — sowie einem Ausschnitt aus Bley- ers Tagebuch vermittelten sie einen guten Einblick in die zutiefst völkisch und gleichzeitig patriotisch fühlende Seele unseres gro- ßen Vorbildes. Die spontan und ohne Anleitung vorgetragenen Volkslieder ernteten großen Beifall; sie passten ausgezeichnet zur feierlichen Stimmung und gaben der Feierstunde eine be- sinnliche und mahnende Umrahmung. „Trotz aller Gewalt, Ver- leumdungen und Falschlehren ist uns das Bild Jakob Bleyers persönlich, im Tiefsten unserer Seele lebendig geblieben. Dieses SoNNTAGSBLATT Vorsitzender: Georg Krix stellv. Vorsitzender: Dr. Nelu Bradean-Ebinger Geschäftsführer: Dr. Stefan Schäffer Schriftleiter: Nikolaus Márnai-Mann Schatzmeister: Bernhard Sarlós/Schäffer Kurz zur Vorgeschichte Das Tauwetter von 1989-1990 ließ den Gedanken zur Gründung eines Vereins heranreifen. Wendelin Hambuch machte den Vor- reiter. Wir planten einen landesweiten Jakob Bleyer Verein ins Leben zu rufen. Zur Gründungsversammlung im Ethnographi- schen Museum am Kossuth-Platz haben sich zahlreiche Lands- leute eingefunden, der Saal war zum Bersten gefüllt. Ich war zur Haltung einer Eröffnungsrede außerkoren, fieberte vor Aufregung dahin, als unerwartet, sozusagen im letzten Augenblick, Josef Aufricht, der damalige Kulturreferent an der Deutschen Botschaft in Budapest, ein Donauschwabe aus der Südbatschka, die Nach- richt brachte: „Nein! Jakob Bleyer darf der Verein nicht heißen!“ Was nun? Also soll es einen Deutschen Kulturverein geben. (Fortsetzung auf Seite 4) 3