Sonntagsblatt 3/2018 | Page 4

Dieser Kulturverein, mit Wendelin Hambuch als Vorsitzender und Georg Krix als Stellvertreter, hat seine gewählten Aufgaben sehr ernst genommen und ließ tagtäglich sein Wort hören, mit Meinungen und Vorschlägen, mal zu Gunsten des dominierenden Deutschen Verbandes, doch oftmals kritisch, widersprechend. Die Arbeit war erfolgreich, die Mitgliederzahl stieg an, der Verein hielt laufend Versammlungen, Vorträge und schuf als Sprachrohr die Monatszeitschrift „ Deutscher Bote“. Die Zeit verging, das politische Tauwetter in dieser ersten Phase der politischen Wende hielt weiterhin an, und so kam abermals Jakob Bleyer zur Sprache, d. h. eine mögliche Umbenennung des Kulturvereins oder aber die Gründung eines neuen Vereins als Landesverein, benannt nach Jakob Bleyer. Der bestehende Kulturverein hätte dann diesem beizutreten, eventuell in diesen einschmelzen können. Kulturverein und auch Verband unterstützten den Gedanken, weshalb es dann zur Gründung des oben beschriebenen neuen Vereins kam. Diesem sind wohl auch die Würdenträger von Kulturverein und Verband beigetreten, doch zu einem Zusammentun ist es leider niemals gekommen. Persönliche Interessen waren stärker als das angestrebte Gemeinwohl.
25 JAHRE SIND SEITHER INS LAND GEZOGEN
– und die Jakob Bleyer Gemeinschaft gibt es noch immer. Als Landesverein hat sie natürlich Mitglieder aus dem ganzen Lande, ja auch aus dem deutschen Ausland. Der Verein und seine Vereinszeitschrift, das SONNTAGSBLATT, sind also gut bekannt – ODER EBEN NICHT GENÜGEND BEKANNT! Warum nicht? Es liegt wohl im Interesse der heutigen höchsten Amtsträger der Ungarndeutschen UNS totzuschweigen, man tut so, als gäbe es diesen Verein und diese Zeitung nicht – also hört man unsere Stimme nicht, d. h. man will sie nicht hören. Kritische Meinungen sind nicht erwünscht! Trotz aller Demokratie darf / soll es für das verstaatlichte Ungarndeutschtum keine Opposition geben. So einfach lautet die Antwort.
25 Jahre Sonntagsblatt
25 Jahre! – ein Grund zum Feiern? Vielleicht ja, aber auch nein. Ein Ja, weil das Blatt so viele Jahre unter schwierigsten Umständen überstanden hat. Ein Nein, weil die ursprünglich gefassten Vorstellungen nur teilweise oder eben nicht erfüllt werden konnten.
Die volle „ Lebensgeschichte” des Sonntagblattes hier zu schildern, ist ein Ding der Unmöglichkeit. Deshalb will ich nur einen Rückblick auf die „ Entstehung” und eine kurze Schilderung der heutigen „ Lage” des Blattes unternehmen.
Die Gründung einer Vereinszeitung war bei der Vereinsgründung noch nicht geplant und auch nicht beschlossen. Wie es dazu kam? – eigentlich eine Merkwürdigkeit.
Wir wollten natürlich vielen uns bekannten Landsleuten über die Vereinsgründung berichten und damit auch nach Möglichkeit neue Mitglieder gewinnen. Dazu war ein Rundbrief vorgesehen. Doch war plötzlich so viel Stoff vorhanden, der einer Öffentlichkeit bedurfte, dass er den Rahmen eines Briefes sprengte. Also sollte es eine Berichterstattung werden, ein Heft- vielleich in Zeitungsform. Und wenn schon, warum dann nicht Bleyers ehemaliges Sonntagsblatt als Grundlage?!
Das Rundbrief-Blättchen mit 19 Seiten ist allseits gut angekommen – es sollte die Geburt unserer Vereinszeitung sein. Doch wie sollte dieses unser zukünftiges Sonntags-
4 blatt aussehen und gestaltet sein? Und was wollten wir damit erreichen? – waren die ersten Fragen, an die sich dann noch viele weitere gesellten. Einige Antworten darauf:
Das Sonntagsblatt sollte für deutsche Menschen geschrieben werden, für Menschen, die sich als Deutsche fühlen und Deutsche bleiben wollen- so wie es einst die Ahnen waren. Für Menschen, die an eine Zukunft des Ungarndeutschtums glauben( möchten).
Die Aufgabe muss sein: Diese Menschen aufzuklären, ihnen Hoffnung, Kraft und Mut für eine ungarndeutsche Zukunft vermitteln. Doch wie soll das geschehen? Mit schlechten und guten Beispielen aus Vergangenheit und Gegenwart. Dazu Meinungen, Vorschläge, Beiträge über: Über uns, unsere Sprache, unsere nationalen Interessen. Über deutsche und ungarndeutsche Geschichte. Über Begebenheiten, die uns „ als deutsche Menschen“ interessieren. Erfreuliches und Kritisches. Darüber hinaus: Informationen, die unser Sein und Werden stärken. Politische Aufklärung. Auch Unterhaltsames, das uns zu Herzen geht.
Da nach kurzer Zeit die Mitgliederzahl der Jakob Bleyer Gemeinschaft auf über 500 gestiegen war und das Blatt auch an Vereine, Institutionen und andere bekannte Landsleute verschickt wurde, mussten wir allgemein 1400 Exemplare drucken, wovon 1200 an bestimmte Adressen gingen. Obwohl im Laufe der Jahre viele der ersten Leser verstorben sind, so kamen – gottlob! – doch immer wieder auch neue dazu. Es stimmt mich immer traurig, wenn ich alte Versandlisten ansehe oder z. B. die Liste unserer Gründungsmitglieder durchgehe und dabei feststellen muss, dass es viele alte Bekannte nicht mehr gibt( die Hälfte der Gründungsmitglieder lebt heute nicht mehr).
Ein ewiges Problem war und ist die Finanzierung des Blattes. Obwohl das Sonntagsblatt ehrenamtlich gemacht( geschrieben) wird, Druckereikosten und Versandspesen können nicht umgangen werden. Und die sind ziemlich hoch und werden immer höher. Wir können uns nur mit den Spenden unserer Leser über Wasser halten, wobei aber auch diese durch den Abgang der Besten immer geringer werden. Dennoch, wenn wir uns mit unserem ungarndeutschen( Stief) Schwester-Blatt, mit der von allseits unterstützten Neuen Zeitung, vergleichen, so brauchen wir uns nicht zu schämen, weder was Inhalt noch Erscheinung und Auflage anbelangt. Weil im Sonntagsblatt die Lage des Ungarndeutschtums immer der Wahrheit entsprechend, ohne Schönfärberei dargestellt wird, weil wir die schlechte Gewohnheit haben stets auf Mängel und Merkwürdigkeiten hinzuweisen, so genießen wir eben nicht die Gunst mancher Organe und Menschen. Ja, von den „ amtlichen” Stellen des Ungarndeutschtums werden wir übersehen, totgeschwiegen, keines Wortes würdig gehalten. Das ist wohl eine vererbte Gewohnheit der ehemaligen sozialistischen / volksdemokratischen Ordnung( die sich ja auch Demokratie nannte), wo es keine Gegenmeinung, keine Opposition gegeben hat …
Wir müssen oft hören( und wollen auch gestehen) „ die Zeiten ändern sich”- und da gehört gleich auch die Ergänzung dazu „ und auch die Menschen ändern sich”.( Nebenbei bemerkt: Doch Ziele und Aufgaben bleiben in unserer Arbeit die gleichen.) Dies soll auch eine Mahnung für das Sonntagsblatt sein, und ich habe dieser folgend bereits um die Jahreswende 2003 / 2004 eine Denkschrift verfasst, worin u. a. Folgendes zu lesen ist:
„… Sicherlich sollte man mit der Zeit Schritt halten, und weil mit der Zeit auch die Menschen sich ändern, sollte vielleicht auch unsere Zeitung „ modifiziert” d. h. verbessert werden. Aber was heißt Verbesserung? Mir nahestehende Freunde haben durchblicken lassen, wenn sich das SB / inhaltlich!/ ändern sollte, so könnte dies / dürfte aber nicht!/ nur in die falsche Richtung geschehen, also würden sie auf das Blatt verzichten. Damit hat man eigentlich zu verstehen gegeben, dass die gegenwärtig angewandte „ volkspolitische” Ausrichtung beibehalten werden soll. Bleiben also Änderungsmöglichkeiten auf zeitlicher und quantitativer Ebene. Was die Zeit anbelangt: häufigeres Erscheinen. D. h. das SB sollte monatlich- oder noch besser: wöchentlich- erscheinen. Hinsichtlich Quantität ist zu entscheiden, mit wieviel Seiten
SoNNTAGSBLATT