muliert). Das wird vielfach damit begründet, dass das sonst nicht
jeder verstehen würde. Meine Empfehlung lautet für diesen Fall
stets: Zweisprachigkeit, was von den Akteuren nicht immer be-
herzigt wird (es gibt aber positive Gegenbeispiele). Menschlich
verständlich, denn wer will schon doppelte Arbeit leisten, wenn
die einfache ja faktisch ausreicht. Was da aber schmerzlich ver-
kannt wird, ist die falsche Botschaft, die in Richtung Volk ausgeht.
Denn gerade die Selbstverwaltungsorgane sollten mit gutem Bei-
spiel vorangehen und die Bedeutung der Sprache demonstrieren.
Ich verstehe durchaus die Unsicherheiten, die aus mangelnden
Sprachkenntnissen resultieren, aber es geht ja im Endeffekt nicht
um einen Landeswettbewerb für Deutsche Sprache. Wir haben
in letzter Zeit viele Kapellen und Kulturgruppen vorgestellt – auch
für diese gilt, mehr Mut in Richtung deutscher Sprache zu zei-
gen. Singen, Tanzen und Musizieren ist schön und gut, aber die
Basis einer wahren Identität ist die gesprochene Sprache. Sonst
bleibt die Pflege der Traditionen eine Art Pflichtübung, bei der die
Gefahrt besteht, dass diese mit der Zeit – gerade in einer Kon-
sumgesellschaft – einfach ausgetauscht wird, je nach Zeitgeist. Bild wollen wir wieder emporheben, unverblasst vor unser Volk
stellen, unserer Jugend bekanntmachen. Das ist unsere Pflicht!
Die heutige Gedenkfeier soll ein Gelöbnis sein, dass wir dieser
unserer Pflicht mit bestem Willen und Können, mit dem Aufgebot
all unserer Kräfte gerecht werden wollen.”
Dass solche Traditionslinien schnell durchschnitten werden kön-
nen, zeigt die Abschaffung der deutschen Sonntagsmesse in
Fünfkirchen, auch ein „Produkt” der Wendezeit. Das Ausbleiben
– oder vielmehr Wegsterben - der Gottesdienstbesucher betrifft
die großen Kirchen allgemein. Wegen der besonderen sprach-
lichen Situation trifft es die muttersprachlichen Messen noch
härter. So kann Fünfkirchen der Anfang sein, zumal die (Katho-
lische) Kirche auch mit fehlendem Priesternachwuchs zu kämp-
fen hat, was zur Betreuung mehrerer Gemeinden durch einen
Geistlichen führt, was einen besonderen Anreiz für Umstruktu-
rierungen zuungunsten der deutschen Messe, die ohnehin nur
in einem Bruchteil der deutschen Gemeinden gefeiert wird,
bietet. Deshalb ist jede zukunftsweisende Initiative zu begrü-
ßen, die vor allem eines bezweckt: die Jugend einzubeziehen. Nach der Gedenkfeier am Abend des 25. Januar blieben fast alle
Teilnehmer - obwohl man bereits „Ade zur guten Nacht...” gesun-
gen hatte - noch weiter beisammen.
Schule – Vereinsleben – religiöses Leben – Bereiche, die auch
für unseren Verein so wichtig sind. So verbinden sich zwei Ju-
biläen und zeigen eines und das nach 23 Jahren journalisti-
scher Tätigkeit für das SB: Der äußere Schein trügt wie so oft.
Rubrik von Georg Krix
s
Da die als Festrednerin angekündigte Frau Martha Fata aus un-
vorhergesehenen Gründen aus Tübingen nicht anreisen konn-
te, hat Herr Nelu Bradean-Ebinger die Aufgabe übernommen
und mit einer gutgezielten Einleitung und zahlreichen treffen-
den Zitaten Leben und Werk Jakob Bleyers gewürdigt. So wur-
den kurzgefasst in klarer und leicht verständlicher Sprache die
wichtigsten Kapitel berührt, wie: Bleyer als Wissenschaftler und
Forscher; der Universitätsprofessor und Nationalitätenminister;
die Gründung des Ungarländischen Deutschen Volksbildungs-
vereins; das Sonntagsblatt als Sprachrohr; die Schulpolitik
des UDV; die Volkstumsarbeit; u.a.m. Wie ernst unsere anwe-
senden Landsleute das Gedenken an Jakob Bleyer nehmen,
beweist der Abschluss bzw. die Fortsetzung der Feierstunde.
Jakob Bleyer-Gemeinschaft = JBG gegründet
Aufgrund der an Ort abgegebenen sowie der aus dem Ausland
mit der Post eingegangenen Erklärungen konnte verkündet wer-
den, dass über 60 Personen die Gründung eines Bleyer-Vereins
wünschen bzw. „sich mit den Zielsetzungen der Jakob Bleyer
Gemeinschaft einverstanden und ihre Bereitschaft als gründen-
des Mitglied nach bestem Wissen und Können die Volkstums-
arbeit der JBG zu unterstützen“ erklärten.
Die Gründungsurkunde wurde von 53 Mitgliedern unterschrie-
ben - darüber hinaus hatten noch 9 Personen aus Deutschland
schriftlich ihre Zusage als Gründungsmitglieder zu gelten mitge-
teilt. Weitere 60 Beitrittserklärungen sind am nächsten Tag mit
der Post eingegangen.
Die Gründungsversammlung besprach sodann den vorgeleg-
ten Satzungsentwurf, dessen Grundlage das Bekenntnis Jakob
Bleyers , des Erweckers des Ungarländischen Deutschtums war:
Treue zum deutschen Volkstum, Treue zum ungarischen Vater-
land, Ehre den Ahnen und Pflege der ererbten deutschen Mutter-
sprache, Festhalten an unserem christlichen Glauben.
Darauf wurden für 1 Jahr die Mitglieder des Vorstandes gewählt.
25 Jahre Jakob Bleyer Gemeinschaft
Der
erste
Vorstand
der
Jakob-Bleyer-Gemeinschaft:
Ehrenvorsitzender: Prof. Dr. Stefan Hagelmayer
DIE GRÜNDUNGSGESCHICHTE
Jakob-Bleyer-Gedenkfeier 1993
Auf Einladung der - damals erst noch geplanten - Jakob-Bley-
er-Gemeinschaft versammelten sich am Abend des 25. Januar
1993 im Konferenzsaal des Verbandes der Ungarndeutschen
60 Menschen von nah und fern, um dem Erwecker und Vor-
kämpfer des ungarländischen Deutschtums zu gedenken.
Nach der gemeinsam gesungenen Volkshymne „Seid gegrüßt
ihr deutschen Brüder...” übernahmen die Schüler des Deutschen
Nationalitätengymnasiums zu Budapest die Programmgestal-
tung. Mit dem Gedicht „Schwabenlied” — einem dichterischen
Versuch des jungen Bleyer — sowie einem Ausschnitt aus Bley-
ers Tagebuch vermittelten sie einen guten Einblick in die zutiefst
völkisch und gleichzeitig patriotisch fühlende Seele unseres gro-
ßen Vorbildes. Die spontan und ohne Anleitung vorgetragenen
Volkslieder ernteten großen Beifall; sie passten ausgezeichnet
zur feierlichen Stimmung und gaben der Feierstunde eine be-
sinnliche und mahnende Umrahmung. „Trotz aller Gewalt, Ver-
leumdungen und Falschlehren ist uns das Bild Jakob Bleyers
persönlich, im Tiefsten unserer Seele lebendig geblieben. Dieses
SoNNTAGSBLATT
Vorsitzender: Georg Krix
stellv. Vorsitzender: Dr. Nelu Bradean-Ebinger
Geschäftsführer: Dr. Stefan Schäffer
Schriftleiter: Nikolaus Márnai-Mann
Schatzmeister: Bernhard Sarlós/Schäffer
Kurz zur Vorgeschichte
Das Tauwetter von 1989-1990 ließ den Gedanken zur Gründung
eines Vereins heranreifen. Wendelin Hambuch machte den Vor-
reiter. Wir planten einen landesweiten Jakob Bleyer Verein ins
Leben zu rufen. Zur Gründungsversammlung im Ethnographi-
schen Museum am Kossuth-Platz haben sich zahlreiche Lands-
leute eingefunden, der Saal war zum Bersten gefüllt. Ich war zur
Haltung einer Eröffnungsrede außerkoren, fieberte vor Aufregung
dahin, als unerwartet, sozusagen im letzten Augenblick, Josef
Aufricht, der damalige Kulturreferent an der Deutschen Botschaft
in Budapest, ein Donauschwabe aus der Südbatschka, die Nach-
richt brachte: „Nein! Jakob Bleyer darf der Verein nicht heißen!“
Was nun? Also soll es einen Deutschen Kulturverein geben.
(Fortsetzung auf Seite 4)
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