Sonntagsblatt 3/2013 | Page 30

und bleiben an den Ort gefesselte Leibeigene . Auch das ist ein sinnloser Verschleiß an Ressourcen .
Bekanntlich hat fast jeder Ort im Pilisch seine eigene räumliche , zeitliche und kulturelle Ethnogenese und lebt das damit verbundene Legendárium . Kleinräumigste Ausgrenzung ist Kern- Bestandteil im eigenen regionalen Selbstverständnis . Je stärker sich zudem die Menschen von ihrer angestammten donauschwäbischen Kultur verabschieden , in erster Linie von der deutschen Sprache - horribile dictu : vom Dialekt - , umso stärker werden krude Verhaltensmuster kultiviert . Längst sind die Zugezogenen deutlich in der Mehrzahl . Doch das offizielle Werischwar kapselt sich auch diesbezüglich von zeitgemäßen Anforderungen ab , praktiziert dessen ungeachtet ein ethnozentrisches Weltbild , das sich in seinem angestaubten Habitus ein eigenes groteskes Reservat schaffen will . Derweil schafft die Lokalpolitik seit Jahren denkbar wenig - es gibt zum budapestnahen Natur- und Kulturraum Pilisch weder Konzept noch Strategie . Der Begriff Standort-Marketing ist unbekannt .
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Jakob Bleyer Gemeinschaft e . V .
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H-2040 Budaörs , Budapesti út 45 . I Allen Mitgliedern wird das Sonntagsblatt ab sofort
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H-2040 Budaörs , Budapesti út 45 .
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Auf dem Papier ist Werischwar zwar die größte deutschsprachige Gemeinde Ungarns . Doch im offiziellen politischen und wirtschaftlichen Standort-Wettbewerb mit anderen donauschwäbischen Zentren Ungarns hat der Pilisch seit Jahren das Nachsehen . Seit der Wende hat sich hier beispielsweise kein einziges bedeutsames deutsches Unternehmen angesiedelt . Dies muss zu denken geben . Denn gerade die Wirtschaft setzt bekanntlich markante Akzente , wenn es um einen lebendigen Transfer mit dem kulturellen Mutterland geht - und sichert dabei auch noch Arbeitsplätze . Dieser bedeutsame , sich aus der Nachfrage des Wirtschaftslebens speisenden Bedarf nach gut ausgebildeten Arbeitskräften und Spezialisten mit soliden Deutschkenntnissen lässt im Pilisch leider noch auf sich warten . Denn die Welt lokaler Entscheidungsträger mit dem Horizont von Einsiedlerkrebsen setzt sich fast schon manisch deutlich engere Grenzen und steht damit für den speziell seit der Systemwende im Gang gesetzten kulturellen Selbstbetrugs-Prozess . Die Leidtragenden sind unabhängig vom jeweiligen Bildungsstand alle Menschen in der Region , aber ganz besonders die jungen Leute . Für sie ist die misslungene Systemwende besonders schmerzlich - jetzt , wo eigentlich alles möglich ist , geht fast gar nichts .
Zwar ist für die so genannte Minderheitenkultur vergleichsweise viel Geld im Umlauf , doch Aufwand und Ertrag stehen in keinem Verhältnis . Vieles ist möglich , kaum etwas geht in die Substanz . Das böse Wort vom Ethno-Business macht die Runde . Was ist los ? Gar nichts , das ist die ganz normale Paranoia á la hongroise . Das Schwabenland im Umlandgürtel von Budapest ist - vom Standpunkt der deutschen Kultur gesehen - kulturell längst über dem Jordan . So schmerzhaft es auch sein mag , nach all den Jahren von Vertreibung und Entrechtung , Assimilierung und Wende-Hoffnung : Sprache , Riten und Bräuche , wie sie heute vorgeführt werden , sind leere Hülsen , gemahnen an operettenhafte Überbleibsel aus einem Reservat donauschwäbischer Völkskultur . Es muss an dieser Stelle einmal klar und deutlich gesagt werden : Es geht bei diesen Feststellungen nicht um organisatorische oder institutionelle , es geht vielmehr um pädagogischdidaktische Ansätze . Obwohl die starke bundesdeutsche Präsenz im Lande eigentlich gute Voraussetzungen schafft , hat lebendiges , also aktiv gesprochenes Deutsch im Pilisch längst nicht den Stellenwert , den es haben sollte : als gelebte Wirtschaftssprache und damit Drehscheibe zwischen den lebensfähigen , autarken Kulturen des Alltags . Ein einfaches Beispiel : Der Grundschulbetrieb in Werischwar war seit der politischen Systemwende bis anhin schlicht nicht in der Lage , das benachbarte deutschsprachige FSB mit Schülern auch nur annähernd adäquat zu alimentieren - die offiziell größte deutschsprachige Gemeinde Ungarns legt sich damit die ganze Schwäche des Systems donauschwäbischer Minderheitskultur offen . Denn nicht in den Großeltern allein kann eine Kultur leben .
Ein ganz besonderes Übel : Der Lehrbetrieb Ungarns tut sich enorm schwer damit , das erforderliche Lehrer-Potential für den Schulunterricht in den so genannten Minderheitensprachen abzurufen . Für Deutsch trifft dies besonders schmerzlich zu . Es gibt zwar in Ungarn Akademiker und Pädagogen zuhauf , aber den zu recht strengen Anforderungen des FSG können nur wenige genügen . Damit zeigt sich die größte Schwäche eines bilateralen Systems , das sich vor über 20 Jahren zum Ziel gesetzt hat , nicht Leben in die Ruinen zu bringen , sondern jungen Menschen unter anderem den Zugang zu lebendiger deutscher Kultur - sprich letztlich : eine solide Ausbildung , gute Sprachenkenntnisse - und damit verbesserte Berufschancen - zu gewährleisten . Fast ein Vierteljahrhundert nach der Wende ist das deutschsprachige Schulwesen Ungarns nach Ansicht von Experten noch immer nicht in der Lage , sich auch nur annähernd selber mit wirklich
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