Sonntagsblatt 3/2013 | Page 24

• Deutsche Volksqruppen •
in Ungarn untersucht , in erster Linie auf die Untersuchung der Zusammenhänge zwischen dem Modernisierungspotenzial und der Minderheitengemeinschaft selbst fokussierend , und haben auf den Elitenstatus der Abgeordneten der Nationalitätenselbstverwaltungen hingewiesen . Die ungarländische Nationalitätenelite steht , im Gegensatz zu der Gemeinschaft selbst , eher auf der Gewinnerseite als auf der Verliererseite . Die Führungsschicht der Minderheit - unter stillschweigender Zusammenarbeit mit der Elite der Mehrheitsbevölkerung - schuf die Rahmen und Bedingungen , die bei einem Raum- und Bedeutungsverlust der Minderheitengemeinschaften deren Elitestatus stärkten .
Im Gegensatz zum Raumverlust der Minderheitengemeinschaft , die diese in unterschiedlichem Maße betreffen , wie zu dem niedrige politischen Integrationsgrad von dieser steht eine Elite mit ihrem Raumgewinn , wenngleich in der eigenen Gemeinschaft selbst , da , aber dies reicht für die Elite aus , dass sie - neben dem Aktionsprogramm zur Rettung der ethnokulturellen Werte , was seit Jahrzehnten betont wird - genug Aufmerksamkeit und Sorge der Mobilisierung von privaten Interessen widmet . Das bedeutet natürlich nicht , dass die Minderheitenelite oder wenigstens die Mehrheit unter ihnen nicht ehrlich wäre , und dass ihre Bemühungen nicht gut wären . Die Nationalitätenelite verkörpert , im Hinblick auf die Gemeinschaft und Entität , nach dem theoretischen Rahmen von András Bozóki eine eigenartige Mischung aus Gemeinschafts- und Eigeninteressen . Der größte Irrglaube und Fehler der Elite , meistens einer Elite der ersten Generation , vielfach eine Elite von Geisteswissenschaftlern , sind , dass diese Angst vor einer neuen Generation hat , die gebildeter ist als diese selbst , die ihr Wissen konvertieren kann , die eine unkonventionelle Sozialisierung erlebte und die die Last der vormaligen Strukturen kaum trägt . Mit den Gedanken von István Bibö : Sie hat Angst vor Andersdenkenden und das hinterlässt sichtbare , fassbare Spuren im Demokratieverständnis der Elite . In ihren Taten wie Attitüden genauso .
Das Minderheitenselbstverwaltungssystem in Ungarn hat seine alte-neue Nationalitätenelite herausgebildet und im Vergleich zu den früheren Zuständen schuf es , bei allem Respekt für dessen sehr ernste Fehler und Mängel , vielerorts günstigere Bedingungen für das Erleben des Minderheitendaseins , als es das frühere monolithische System tat . Dass in diesen Rahmen die Minderheitengemeinschaft nicht wirklich erfolgreich wurde , ist nicht ein Fehler der Gemeinschaften , sondern dafür sind größtenteils system- und strukturspezifische Faktoren verantwortlich . Aber auch die Frage nach einer Verantwortung der Elite , der Minderheitenelite ist nicht unumgänglich .
Platz und Rolle der ungarländischen Minderheiten in der Gesellschaft , deren sehr niedriges Interessensdurchsetzungsvermögen , die Unterstützung der Mutternationen , die nicht effektiv genug ist ( in dieser Hinsicht dürfte die moralische , politische , finanzielle und rechtliche Unterstützung der Madjaren außerhalb der Landesgrenzen sogar als beispielhaft betrachtet werden ) beziehungsweise dass die politische Elite der Mehrheit die Minderheitenfrage in Ungarn nicht richtig behandelt , verursachten , dass man heute in Ungarn nur mit sehr viel Empatie von real existierenden Minderheitenselbstverwaltungen und Nationalitäteneliten sprechen kann .
* Ivica Burok PhD ( ung . János Gyúrok , Mohatsch , 1960 ) ist Soziologe , Hoch- schuloberassisstent und Vorsitzender der Kroatischen Nationalitätenselbstverwaltung von Fünfkirchen .
Übersetzung : Richard Guth
Freude an der Arbeit lässt das Werk trefflich geraten .
( Aristoteles )
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• Deutsche Volksqruppen •
Deutsche Weltallianz - German World Alliance Pro lege et justitia
Deutsche Minderheit im Baltikum nach wie vor präsent
( DWA ) Deutsche Parlamentarier bereisten kürzlich alle drei baltischen Staaten mit den Schwerpunktthemen ethnische Minderheiten und deutsches Kulturerbe . Sie entdeckten noch letzte Spuren deutschen Lebens im Baltikum . Die Deutschen in den drei baltischen Staaten waren bereits vor dem Zweiten Weltkrieg auf Grundlage eines deutsch-sowjetischen Vertrages „ heim-ins-Reich ” zum großen Teil umgesiedelt worden .
„ Im Baltikum existiert nach wie vor eine kleine , aber sehr aktive deutsche Minderheit , die zudem gut integriert ist . In Estland leben noch 1900 Menschen mit deutschen Wurzeln , in Lettland 4000 und in Litauen 2100 , davon knapp 80 so genannte Wolfskinder ”, informiert einer der Teilnehmer der deutschen Delegation .
So stellt etwa das Hermann-Suderman-Gymnasium im ehemaligen Memel , litauisch Klaipeda , ein Leuchtturmprojekt dar , das vom deutschen Kulturverein betrieben wird . Die Nachfrage übersteigt das Angebot der zweisprachigen Einrichtung mit derzeit 550 Schulplätzen bei weitem . Daher wurde die Einführung eines dritten Deutschzugs angesprochen .
Auch das deutsche Kulturerbe ist in allen drei baltischen Ländern präsent und wird gepflegt . Etwa das im Zweiten Weltkrieg zerstörte „ Schwarzhäupterhaus ” in Riga wurde nach der 1991 wieder erlangten Unabhängigkeit Lettlands originalgetreu rekonstruiert . Oder das Stadtarchiv im früheren Reval ( Tallinn ), das sich in vorbildlicher Weise dem Erhalt wertvoller Dokumente wie Briefe Martin Luthers oder lübischer Urkunden annimmt .
Die bundesdeutsche Delegation unterstützt den von hochrangigen Gesprächspartnern geäußerten Wunsch , den Kulturaustausch mit Deutschland zu verstärken , da die baltischen Staaten historisch eng mit Deutschland verknüpft und eine wichtige Brücke nach Skandinavien und Russland sind . Zudem genießt die Bundeskanzlerin vor Ort ein hohes Ansehen .
Von den tausenden so genannten Wolfskindem , die am Ende des Zweiten Weltkrieges ihre Eltern in Ostpreußen verloren und in den Wäldern Litauens Zuflucht gesucht haben , leben noch knapp 80 und erhalten vom litauischen Staat eine kleine Zusatzrente .
„ Die Deutschen Weltallianz ist über die Pressearbeit ständig in Kontakt mit den deutschen Volksgruppen im Baltikum ”, erklärt DWA-Präsident Peter Wassertheurer .
Landesausstellung 2013 in Oberösterreich mit DWA-Beteiligung
Wassertheurer : „ Wichtige Impulse neu entdecken ”
( DWA ) Vom 26 . April bis 3 . November 2013 findet die Landesausstellung Alte Spuren - Neue Wege statt , die gemeinsam mit dem österreichischen Bundesland Oberösterreich und der Republik Tschechien veranstaltet wird . Im Vordergrund stehen die engen kulturellen und wirtschaftlichen Beziehungen zwischen dem Mühlviertel und Südböhmen , also von zwei historisch fruchtbaren Regionen , die über Jahrhunderte hinweg bis zur Katast-
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