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Anmerk . H . D .) genommen , um ein paar Bani ( rumän . Kleingeld , etwa Cent ) zu verdienen .
Hier die erste Strophe meines ersten Gedichts von 1952 : /„ Ich ging dahin mit frohem Mut / Und kam zurück ganz ohne Hut . / Nichts gab ’ s zu Essen , keinen Trank / Zum Mittag gab ’ s der Vögel Sang ./” ( S . 5 / 6 ) Hinweis : Eine Rezension des Buches folgt zu einem späteren Termin ! H . D .)
Dieser Mut hat ihn nie verlassen , und wann bzw . wo es ihm möglich war , stellte er sich in den Dienst des Menschen , verteidigte diesen im Alltagsleben genauso wie im Glauben .
Wir wünschen dem Jubilar viele erfolgreiche Jahre und Gottes Segen !
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JAKOB BLEYERS PARLAMENTSREDE und was darauf folgte
Von Georg Krix
In der letzten Nummer des Sonntagsblattes war die Rede Jakob Bleyers im ungarischen Parlament ( 9 . Mai 1933 - vor 80 Jahren !) in deutscher Übersetzung zu lesen . Bleyer sprach natürlich ungarisch , der ungarische Originaltext ( Az országgyűlés képviselőházának 176 . ülése 1933 május 9-én , kedden ) liegt uns vor . Es wäre vielleicht angebracht gewesen , auch den ungarischen Text im Sonntagsblatt zu bringen , - zur besseren Verständigung mancher Leser . Auf Wunsch können wir das nachholen .
Bösartige Pressestimmen
Die ungarische Presse benützte den „ Fall Bleyer ” als willkommenen Anlass zum Angriff auf die Person Bleyer und das ungarländische Deutschtum allgemein . Einzig und allein die Zeitungen „ Magyarság ” ( ungarisch ) und der „ Pester Lloyd ” ( deutsch ) begnügten sich mit einer sachlichen Wiedergabe der Rede Bleyers . Die übrigen Blätter - darunter konservative , liberale , nationalistische , katholische und sozialdemokratische - missdeuteten Bleyers Aussagen und gaben feindselige Kommentare dazu . Man warf Bleyer vor , er sei von Deutschland beeinflusst , ja , sogar bezahlt . Derartige Pressestimmen verfehlten ihre Wirkung nicht . Besonders die Studentenschaft reagierte heißblütig darauf . Es kam zu Protestkundgebungen der verschiedenen Studentenverbände . Dies veranlasste den Dekan der philosophischen Fakultät Bleyer zu bitten , seine Vorlesungen an der Universität vorläufig einzustellen . Daraufhin unternahm Bleyer in der Woche nach der Parlamentsrede eine schon längst geplante Reise nach München .
Nachfolgend zitiere ich aus der Bleyer-Biographie von H . Schwind : „ Am Dienstag , den 16 . Mai vormittags , als er von München noch nicht zurückgekehrt war , versammelten sich zufolge eines vor einer Woche gefassten Beschlusses mehrere hundert Studenten aller Fakultäten und beschimpften den Abwesenden als Feind des Madjarentums . Sodann zogen die Studenten vor das Professorenzimmer , rissen Bleyers Namensschild von der Tür und zertrümmerten es , wobei sie schrien , er solle seine Professur niederlegen . Auch bombardierten sie die Tür mit faulen Eiern . Auf die schwarze Tafel im Hörsaal zeichneten sie Karikaturen von Bleyer und Hitler sowie Hakenkreuze und brüllten dazu : „ Pfui , Bleyer ! Pfui , Vaterlandsverräter !...” - Dann zogen sie , etwa 400- 500 Personen , geschlossen vor Bleyers Heim , wo sie gegen Vi 12 Uhr eintrafen . Dort setzten sie die Kundgebung mit lautem Geschrei und ununterbrochenen Beschimpfungen fort , warfen faule Eier , Salmiakflaschen und Steine in die Wohnung und griffen sogar Frau Professor Bleyer tätlich an , als sie die Tür öffnete , um zu sagen , dass ihr Gemahl verreist sei . Während dieser Vorfälle befanden sich in der Nähe 5-6 Polizisten , die in keiner Weise eingriffen .
Inzwischen traf eine Gruppe von 20-30 Studenten , besonders Mitglieder der Vereinigung „ Suevia ”, auf dem Platz ein , brachte
Sonntagsblatt
Heil-Rufe ( Éljen !) auf Bleyer aus und geriet in eine Handgemenge mit den madjarischen Studenten , die weitaus in der Übermacht waren . Schmährufe wie „ Das sind auch stinkende Schwaben !” ( ezek is büdös svábok !) erschollen . Mehrere deutsche Studenten , darunter Bleyers ältester Sohn Franz , wurden verletzt . Erst auf einen telefonischen Anruf von Bleyers Mitarbeitern erschienen von allen Seiten Polizisten , die die aufgeregte Menge in die Nebengassen drängte und etwa 50 Studenten dazu zwangen , sich auszuweisen . Unter den Teilnehmern der Kundgebung waren u . a . der Nationale Studentenverband stark vertreten ...”
Zu dieser Zeit war Bleyer bereits unterwegs aus München nach Hause . Sein Sekretär Rothen fuhr ihm bis zur ungarischen Grenze entgegen und wollte ihn überreden , nicht heimzukehren . Bleyer wurde daraufhin grob und kam furchtlos nach Budapest zurück . Die von der ungarischen Presse - noch mehr aufgeblasenen - Berichte schürten auch den Hass gegen das ungarländische Deutschtum .
Doch auch das Ausland wurde aufmerksam auf die Geschehnisse . Reichsdeutsche und österreichische Studenten , die von den Vorfällen Kenntnis erhalten hatten , standen Bleyer als dem Führer des ungarländischen Deutschtums kameradschaftlich zur Seite . Studentenverbände in Deutschland und Österreich versicherten Bleyer durch Zuschriften und Kundgebungen ihrer Teilnahme . Eine Abordnung madjarischer studentischer Fechter ( Sportler ), die zufällig in Berlin weilte , wurde von der Studentenschaft und den Sportsleuten nicht beachtet und kehrte tatenlos nach Budapest zurück .
Die deutschstämmigen Studenten in Ungarn haben auch die Lehre aus dem Vorfall gezogen . Die seit zehn Jahren bestehende Vereinigung „ Suevia ”, die noch immer nicht amtlich genehmigt und daher dem Spitzenverband der Hochschüler „ Mefhosz ” angegliedert war , trat aus diesem am Tag der Kundgebungen gegen Bleyer aus und erklärte sich identisch mit dessen Kampf . Ebenso meldete Franz Bleyer seinen Austritt aus der „ Foederatio Emericana ”, weil viele , auch führende Mitglieder dieser Vereinigung an den Demonstrationen gegen seinen Vater teilgenommen hatten . Diese gab dann bekannt , dass sie die Rede Bleyers missverstanden habe und ihre demonstrierenden Mitglieder nicht im Namen der Vereinigung , sondern auf eigene Verantwortung gehandelt hätten . Auch in der ungarischen Presse und Öffentlichkeit gab es nun Umkehr-Stimmen , - doch darüber wollen wir ein andersmal berichten .
Mann gegen Mann
Jakob Bleyer fühlte sich durch die Zwischenrufe während seiner Rede im Parlament zutiefst beleidigt . Sofort nach seiner Rede hatte er von Bajcsy-Zsilinszky wegen der Äußerung , er lüge , Aufklärung verlangt . Als sie nicht in befriedigender Weise erfolgte , forderte er ihn über die Abgeordneten Dr . Emerich Örffy und Dr . Anton Klein nach ungarischer Sitte zum Duell auf . Auch dem Abgeordneten Nikolaus Lázár , der während Bleyers Rede den Zwischenruf „ Vaterlandsverräter ” gemacht haben sollte , schickte
( Fortsetzung auf Seite 22 )
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