Sonntagsblatt 3/2013 | Page 15

Vor 120 Jahren starb der als Franz Erkl geborene
FRANZ ERKEL ( 1810-1893 )
Franz Erkel ist der Schöpfer der madjarischen historisch-romantischen Oper und der größte Künstler der madjarischen Oper überhaupt . Die schnelle Entwicklung der ungarischen Musikkunst im vorigen Jahrhundert ist in erster Linie der Tätigkeit Erkels zu verdanken . Er wurde am 7 . November 1810 in Deutsch - Jula ( Komitat Bekesch ) geboren . In Pressburg wurde er von dem tüchtigen Meister Heinrich Klein zum Pianisten ausgebildet , dann war er jahrelang in Klausenburg / Kolozsvär als Lehrer und Chordirigent tätig . Um die Mitte der 1830er Jahre wurde er zweiter Kapellmeister am Pesther deutschen Theater des Alexander Schmidt , im Jahre 1837 hat man ihn als ersten Kapellmeister des damals eröffneten ungarischen Nationaltheaters verpflichtet . Zu dieser Zeit beginnt seine ruhmreiche Tätigkeit , die ihn alsbald im ganzen Lande bekanntgemacht hat .
Als das Nationaltheater auch Opern aufzuführen begann , hat Erkel das Personal und das Orchester so organisiert , dass sie den damaligen europäischen Erfordernissen entsprachen . Nach einigen Jahren war das Theater eine solche Konkurrenz für das Pesther deutsche Theater , das man auch in Wien als hervorragend schätzte , dass es nach 1847 , nachdem es abgebrannt war , seine Tore nicht mehr öffnete . Erkels Tätigkeit ist es zu verdanken , dass in dem damals noch überwiegend deutschen Pesth das madjarische Theater das deutsche überflügeln konnte . Sein erstes Singspiel , „ Maria Báthory ”, wurde 1840 aufgeführt und erhob damit die ungarische Oper auf ein anerkennenswertes internationales Niveau . Unvergleichlich größer war sein Erfolg mit der Oper „ László Hunyadi ”, die auch heute noch die volkstümlichste Oper der ungarischen Nation ist . Ihre Ouvertüre gehört zu den meist gespielten Orchester-Stücken und ihre „ La Grande Aria ” zu den meist gesungenen Koloraturarien der musikalischen Weltliteratur . Der Erfolg der ersten Aufführung des „ László Hunyadi ” war so überwältigend , dass Erkel mit einem kostbaren Dirigentenstock ausgezeichnet wurde , der mit 100 Goldstücken gefüllt war . Im Jahre 1845 vertonte er die Nationalhymne Kölcseys , womit er den Bartay-Preis gewann .
Nach der Revolution 1848 / 49 schwieg er etliche Jahre . 1857 schrieb er zusammen mit den Gebrüdern Doppler die Oper „ Elisabeth ”, und im Jahre 1861 wurde „ Bánk bán ” aufgeführt : Es ist dies die erhabenste madjarische historische Oper bis zum heutigen Tag . Erkels charakteristischer Stil , der madjarische Elemente des Werbungstanzes mit den Formen Donizettis und Verdis verbindet , im Ton der nationalen Begeisterung singt und auf Massenwirkung ausgeht , tritt hier am eindeutigsten zutage . Seine feurigen und erhabenen Lieder wurden alsbald im ganzen Land bekannt . 1862 wurde seine lustige Oper „ Sarolta ”, 1867 „ György Dózsa ”, 1874 „ Barankovics ” aufgeführt . „ Barankovics ” ist Erkels erste Oper , die ihn als Schüler Wagners zeigt ; die darin enthaltenen madjarischen , türkischen und serbischen Elemente gewähren dem Werk einen besonderen volkskundlichen Reiz . „ Névtelen hősök ” ( Namenlose Helden ), 1880 , ist eine komische Oper . Erkels letzte Oper , „ König Stefan ”, wurde schon im neuen Opernhaus , das von Nikolaus Ybl ( Eibl ) erbaut worden war , aufgeführt ( 1883 ). Ihrer Form nach bewegt sie sich völlig in den Spuren Wagners , doch atmet sie durchwegs madjarischen Geist . Zum 50 jährigen Jubiläum des Nationaltheaters schrieb Erkel 1887 die „ Festouvertüre ”. Jede seiner großen Opern bedeutet zugleich eine neue Richtung , einen neuen Stil , zumal sich ihr Schöpfer unter dem Einfluss der Musik der Welt , besonders unter dem Einfluss Wagners , selbst auch entwickelte . Auch auf anderen Gebieten war er unermüdlich tätig . Er war Dirigent und Generalmusikdirektor der Oper des Nationaltheaters , Generaldirigent des Landes-Chorvereins und in den Jahren 1875-1889 Direktor der von Franz Liszt gegründeten königlich ungarischen Musikakademie und zugleich Professor der praktischen madjarischen Musik ; er verpflanzte 1853 die Philharmonie nach Ungarn , festigte den Nimbus der 1868 eingeführten Festlichkeiten zur Lied- und Musikpflege , machte das Publikum der ungarischen Hauptstadt mit den Kunstwerken der internationalen Musikliteratur bekannt . Seine Verdienste auf diesem Gebiete sind unbestreitbar . Viele glänzende Auszeichnungen ehrten ihn schon zu seinen Lebzeiten . Im Jahre 1888 feierte die ganze Nation das 50-jährige Jubiläum seiner Dirigentenlaufbahn ; damals wurde seine Statue an der Fassade der Musikakademie aufgestellt ; es ist ein Werk des Bildhauers Alois Strobl . Erkel starb am 15 . Jänner 1893 in Budapest . Seine Geburtsstadt Jula errichtete ihm ein Denkmal , das 1896 enthüllt wurde , und benannte ihr Theater nach ihm . Seine Biographie wurde 1895 von K . Ábrányi verfasst , und 1910 erschien ein „ Erkel-Album ” von B . Fabö . Auch in der ungarischen Volksdemokratie wurde er verehrt , der über sein Leben gedrehte Film wurde 1952 am Filmfestival zu Karlsbad in der S . S . B , mit dem ersten Preis für Musikfilme ausgezeichnet .
Die Söhne und Enkelkinder Erkels waren gleichfalls bedeutende Musiker . Alexander , der jüngste Sohn , wurde Kapellmeister und später Generalmusikdirektor des Nationaltheaters in Budapest .
Aus : „ Die verlorenen Söhne ” von Johann Weidlein
Peter Rosegger
Peter Rosegger in jungen Jahren , © Steiermärkische Landesbibliothek
Am 31 . Juli 1843 wurde Peter Rosegger am „ unteren ” Kluppeneggerhof am Alpi ( Krieglach ) als erstes von insgesamt sieben Kindern der Bergbauern Maria und Lorenz Roßegger geboren . Den ersten , allerdings keineswegs regelmäßigen Unterricht erhielt er durch Michael Patterer . Der ehemalige Schulmeister und Mesner , welcher im Jahre 1848 vom Pfarrherrn aus St . Kathrein / Hauenstein veijagt worden war , stand ohne Einkommen da und so gab er gegen Unterkunft , Kost und Tabaksgeld in den Älpler Bauernhöfen Unterricht .
Peter Rosegger war zu schwächlich , um Bauer zu werden . Da er aber als überaus aufgeweckt erschien und gut erzählen konnte , meinten seine Eltern , dass er für den geistlichen Beruf tauge . Ein wohlmeinender Priester riet jedoch von diesem schweren Beruf ab . So dachte man an den Schneiderberuf und Peter Rosegger kam zum „ Störschneider ” Ignaz Orthofer in die Lehre . An der Seite seines Meisters arbeitete Peter Rosegger auf 67 Höfen und lernte somit Land und Leute kennen . Er verfasste während seiner Lehrzeit zahlreiche Schriften . Schließlich wurde im Jahr 1864 der Redakteur der Grazer Tagespost , Dr . Adalbert Svoboda , auf das junge Talent aufmerksam . 1865 besuchte Peter Rosegger Dr . Svoboda und seinen weiteren Förderer , den Brauindustriellen Peter von Reininghaus . in Graz . Um seine bislang weitgehend versäumte Bildung nachholen zu können , verschafften ihm seine Gönner einen Freiplatz in der „ Akademie für Handel und Industrie ”. Im Jahre 1868 wurde Peter Rosegger von einem Schicksalsschlag getroffen , welchen er zeitlebens nicht verwinden konnte : Seine Eltern konnten den verschuldeten Hof nicht mehr halten . Das Geburtshaus Roseggers
( Fortsetzung auf Seite 16 )
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