80 Teilnehmer bereits gewohnt ist : deutsche Kirchenlieder , keine deutschsprachige Predigt . Der Übergangszustand könnte ja also zugunsten der Deutschsprachigkeit von einer Sonntagsmesse umgewendet werden . In der Pfarrkiche von Werischwar gibt es für die 150-200 Gläubigen ab und zu deutsche Messen , wenn Pater Paulus aus Martingsberg anwesend ist .
In Sanktiwan geht es nicht einmal mehr um einen Übergang , sondern um einen Stillstand , denn die Zeit ist vorbei , als sonntags um 8 Uhr die Heilige Messe in deutscher Sprache gefeiert wurde . Dringend brauchte die Gemeinde einen deutschsprachigen Seelsorger , wie Herr Seereiner vor Ort erfuhr .
Ein Trost für die beiden Siedlungen ist die positive Entwicklung in ihrem Nachbardorf , Schaumar , wo gerade seit der Wallfahrt im vorigen Jahr der Pfarrer der Sankt Elisabeth Gemeinde Deutscher Sprache vom Budapester I . Bezirk frühmorgens die Sonntagsmessen zelebriert .
Während die beiden obigen Beispiele Ergebnisse von Privatrecherchen in der unmittelbaren Umgebung sind , hat die LdU eine erfreuliche Initiative ergriffen , um den Problemkreis um das deutschsprachige Glaubensleben , insbesondere die Gottesdienste in der Muttersprache betreffend , zu erörtern . Man arbeitete eine Umfrage zu fehlenden und / oder vorhandenen deutschsprachigen Gottesdiensten aus , sandte sie allen örtlichen deutschen Selbstverwaltungen als E-Brief zu , um aktuellste Angaben über die Diskrepanz zwischen Bedürfnissen und Möglichkeiten zu ermitteln . Durch die adäquate Befragung wird Folgendes erkundet : Wo und wie oft gibt es vor Ort sowie in der Region deutschsprachige Messen ? Welcher Bedarf besteht an der Deutschsprachigkeit der Liturgie ? Welche Erfahrungen hat man mit deutschsprachigen Messen und sind hierfür Schritte , wie auch immer , von den örtlichen deutschen Selbstverwaltungen unternommen worden , etwa in der Form von Gesuchen an die katholische , evangelische , reformierte Kirche ? Woran scheitert die Verwirklichung ?
Die Ergebnisse dieser lange vermissten und positiv ausgerichteten Befragung werden zuerst die ungarndeutsche , dann auch die breitere Öffentlichkeit des Landes auf diesen bislang als Stiefkind behandelten Bereich fokussieren lassen . Wobei dieser Bereich nicht Gottesdienste erfasst . Es geht um die Sprache des Glaubenslebcns allgemein , um die Sprache , die bei allen Gattungen und Erscheinungsformen der Religiosität gebraucht wird . Denkt man an einen Kreuzweg , die letzte Ehre , Taufen und Hochzeiten , hat man einen breiteren Kulturkreis vor sich . Dazu kommt die Einführung des obligatorischen Ethik- und / oder Religionsunterrichts an allen Grundschulen Ungarns , welche Maßnahme für uns eine weitere Chance auf diesem Gebiet bietet . Wenn es um Religionslehre geht , dann bitte , zumindest in unseren Nationalitäteneinrichtungen auf Deutsch . Natürlich geht ein Haufen von Fragen mit diesem Wunsch Hand in Hand : Wenn einmal keine Priester für die Kirchen da sind , wo sollen wir sie für die Schulen hernehmen ? Die gesetzlich ermöglichte Anstellung von deutschsprachigen Laien mit theologischem Diplom wäre für ungarndeutsche Kinder und Jugendliche die entsprechende Lösung .
Freilich wird großer Wert auf Kultur und Sprache - oft auch in dieser Reihenfolge - vielerorts gelegt . Damit Akzente dort wo nötig , umgekehrt gesetzt werden , wäre eine besondere Art von Sprachkenntnisförderung - ohne Förderung im Sinne von Geld zu verstehen - denkbar . Vor Chorproben , Vereinstreffen und ähnlichen könnte je eine Viertelstunde für die - mitunter verlorene - Muttersprache eingelegt werden . Freiwillige mit guten Sprachkenntnissen und zusätzlichen sprachpädagogischen Fähigkeiten stünden monatlich ein- oder zweimal für kurze Zeit vor Ort zur Verfügung , um Vereins- und Chormitglieder in Deutsch üben zu lassen , ihnen zumindest eine einfache Küchensprache , Bröckeln der Ortsmundart in Form von Sprüchen , Späßen , Volksreimen und nicht zuletzt die halbwegs vergessene Sprache der Liturgie zu übermitteln , die Vereinsmitglieder zum aktiven Mitmachen zu ermuntern . Landsleute wären dabei gefragt mit persönlichem Engagement , um einen sprachlichen Neuanfang an Ort und Stelle zu starten . Dabei ist freilich auch für eine minimale finanzielle Förderung - etwa für eine Kostenerstattung an freiwillige , nicht unbedingt diplomierte Sprachpädagogen - wie auch für eine Strukturierung der Initiative zu sorgen .
Sind wir einmal beim Thema Spmchuniertichi und verloren gehende Muttersprache , ist der ungarndeutsche Pädagogenmangel nicht zu umgehen . Verursacht wird er nicht nur durch fehlendes Wagnis bei der Berufswahl , motiviert zum Großteil vom Vordringen des Englischen , in enger Verbindung mit der viel getadelten Multikultur , sondern auch durch wettbewerbsfähigere Löhne in der westlichen Nachbarschaft , wo absolvierte ungarndeutsche Pädagogen , insbesondere Diplom-Kindergärtnerinnen , stets gefragt werden , wie davon die Stellenangebote auf dem Portal kozigallas . hu zeugen . Wie daran erkennbar , ist gerade eine Minderheit im Besitz einer Weltsprache durch die Abwanderungsprozesse gefährdet .
Um dieses Handicap für die Deutschen Ungarns bei der Besetzung von Leerstellen zu beheben , sollte die Gesetzgebung eingreifen . Denn die kräftigen Vorschriften bieten für uns vorläufig
( Fonsetzung auf Seite 14 )
Bilder : Richard Guth
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