Sonntagsblatt 3/2012 | Page 28

« Unser Alltag »

die Schalmeienklänge dieser Afterpoetin ( fűzfapoéta ) nach einer gewissen Schamfrist wieder zu hören sind , und zwar immer häufiger und unverfrorener .
„ Wir lesen ihre Gedichte in der Neuen Zeitung , finden Lob und Werk im Deutschen Kalender und dürfen uns auch eine Lesung ( und Preisung ) anhören bei einer Veranstaltung im Haus der Ungarndeutschen ” heißt es im Bericht .
„ Was kann man dazu sagen ?” lautet die ( rhetorische ) Frage zum Shluß des Berichts von Krix .
Nichts könnte den wahren Charakter der ungarischen Nationalitätenpolitik frappanter bloßstellen als gerade die Tatsache , dass „ Stiefmütterchen ” (= Arväcska ) für die stiefmütterliche Behandlung der ihm ausgelieferten ( Schwaben- ) Kinder von der („ regierungsnahen ”) Neuen Zeitung gelobt und anerkannt wird .
Das kann man dazu sagen . 1st das denn nix , Herr Krix ? Noch eine Merkwürdigkeit ?): In der Tagesschau ( ARD , 26.05.2012 ) wurde vom traditionellen Pfingst-Treffen der Sudetendeutschen und der Siebenbürger Sachsen berichtet .
Von Ungarndeutschen - traditionell - keine Spur , obwohl auch sie verschleppt und - im Gegensatz zu den Rumäniendeutschen - obendrein auch noch vertrieben wurden .
Warum sie ( so beredt ) schweigen ? Weil sie aufgrund ihrer traumatischen Erfahrungen mit der ungarischen Nationalitätenpolitik nur zu gut wissen , was einem blüht , der bloß Ungar bleiben , aber kein Madjare werden will . Also will man endlich seine Ruhe haben : „ A németek minél rövidebb időn belül be akarnak olvadni a magyarságba . így Tolna megyében a legértelmesebb németek is arról beszélnek , hogy a hazai svábság asszimilálódni akar , s ez a szándék tudatos , tervszerű , ezért azt szeretnék , hogy tíz-tizenöt éven belüli ez a teljes felszívódáshoz vezetne ”. Zu Deutsch : Die Deutschen wollen innerhalb kürzester Zeit im Madjarentum aufgehen . So sollen selbst die intelligentesten Deutschen im Komitat Tolnau sagen , unsere Schwaben seien zur Assimilierung bereit . Das sei ihre aufrichtige Absicht . Daher wünschen sie sich , daß dieser Prozeß innerhalb von zehn bis fünfzehn Jahren zur vollständigen Einschmelzung führen möge - legt der „ intelligente ” kalvinistische Prediger , Gábor Albert , seine seit langem inbrünstig gehegten frommen Wünsche in den Mund der „ intelligentesten ” Schwaben .
Albert Gábor : Emelt fővel , Szépirodalmi Könyvkiadó , Budapest 1983 , S . 113-114 .
Seither sind jedoch mehr als 10-15 Jahre vergangen , - und ? Die Schwaben in der Tolnau gibt es ( gebrochen ) immer noch .
Franz Wesner , Dortmund / Hedjes

Bäuerliche wetterregein Wallfahrt nach Maria-Eichel

Gibt ’ s im Juni Donnenvetter , wird auch das Getreide fetter . Wenn ’ s im Juni viel regnet , ist der Graswuchs gesegnet . Juni feucht und warm macht den Bauern nicht arm . Stellt der Juni mild sich ein , wird mild auch der Dezember sein . Vor finstrer Sonne in der Blüte der liebe Gott das Korn behüte ! Wettert der Heuet mit großem Zorn , bringt er dafür auch reichlich Korn .
Macht im Juli die Ameis groß den Häuf , folgt ein strenger Winter drauf . Wenn im Juli die Ameisen tragen , wollen sie frühen Winter ansagen . Wenn der Kuckuck noch im Juli schreit , so ruft er die teure Zeit . Im Juli Finkenschlag früh vor Tag fleißig Regen bringen mag . Was du an einem Tag versäumtest im Julei , schaffen zehn Tage im August nicht herbei . Im Juli muss vor Hitze braten , was im September soll geraten .
Wenn im August viele Goldkäfer laufen , braucht der Wirt den Wein nicht zu taufen . Wer schläft im August , der schläft zu seinem eignen Verlust . Wenn ’ s im August nicht regnet , ist der Winter mit Schnee gesegnet . Wenn ’ s im August regenlos abgeht , das Ff erd mager vor der Krippe steht . Einer Rebe und einer Geiß wird ’ s im August nie zu heiß .
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Am 05 . Mai 2012 fand im Wudigesser Stadtteil Maria Eichel eine ungamdeutsche Wallfahrt statt ; den Anlass bot die Kirmes des Mariengnadenortes im Öfter Bergland . Nach den Grußworten und der Maiandacht am legendären Eichbaum fand eine Heilige Messe statt , die von Pfarrer Gregor Stratmann , Pater Péter Csány SDB und Diakon Gábor Csorba zelebriert wurde . Dem Fest wohnten Chöre aus Jena , Kleinturwall , Schaumar , Werischwar , Wudersch und Wudigess bei , die dieses musikalisch mitgestalteten . Am Nachmittag unterhielten Blasorchester und Volkstanzgruppen aus der gesamten Region Zentralungam ( Komitat e Pesth , Naurad , Komom - Gran und Weißenburg ) die Versammelten , traditionelles Handwerk und Gewerbe zogen viele Interessierte an . Die Wallfahrt wurde federführend von den Deutschen Selbstverwaltungen von Wudigess und Ofner Burg / Budavár organisiert , zu den Unterstützem gehörten der Verband der Deutschen Selbstverwaltungen in Nordungam , die Deutsche KomitatsselbsWerwaltung Pesth , die Stadt Wudigess , der Deutsche Schulverein der Komitate Naurad und Pesth und die Deutschen Selbstverwaltungen der Hauptstadt und vom Schwabenberg ( Budapest XII ). Christine Schweighoffer von der Deutschen Selbstverwaltung Budapest / Öfter Burg war die Hauptorganisatorin der diesjährigen Wallfahrt der Ungamdeutschen nach Maria Eichel . Ihr stand Maria Herein-Körös aus Wudigeß / Budakeszi voll zur Seite . Hier finden Sie Schweighoffers Beitrag zum Kirchtag der Ungamdeutschen 2012 .
Mit oder ohne Hymne ?
Ein besonderer Tag . Die ungamdeutsche Wallfahrt nach Maria Eichel , wo der leidende Christus dem Wudigesser Burschen Johann Traub im 18 . Jahrhundert erschien , und wo Trinitarier- , Serviten- und schließlich Jesuitenpatres einen Gnadenort der Marienverehrung einrichteten , Kirche und Kloster stifteten .
Der 5 . Mai war ein besonderer Tag , mit einem Maiwetter , das einen an die friedlichsten Zeiten des Einvernehmens erinnerte . Mild und sonnig war es , ganz so wie die Gesichter der versammelten Wallfahrer . Die Vollkommenheit des Maitages vermag jeden an etwas Wichtiges zu erinnern : Bei noch so gründlicher Vorbereitung und Umsicht kann kaum etwas vollkommen und beständig sein , was hier , auf Erden vorgenommen und gestiftet wird . Nicht einmal Kirchen und Klöster bleiben davon ausgenommen .
Im Rückblick war es ein gelungene Wallfahrt , auch wenn die Vorführung des Schauspiels unter dem Titel „ Mit Stein , ohne Stein ”, das die Geschichte von Johann Traub und dem Gnadenort nacherzählt , diesmal ausfallen musste . Um nicht nachtrauem zu müssen , soll das von einem ungarischen Autor namens Lóránt Varga verfasste Theaterstück nächstes Jahr in deutscher Übersetzung und deutscher Inszenierung in Maria Eichel auf einer Freilicht-