Unbekannte aufgeweckt werden vom donnernden Ruf des Niagara [...] Auch wird mir ’ s lieb sein , wenn ich eine Zeitlang nichts von der verdammten Politik werde zu hören kriegen . Er wird seine Geige mitnehmen , damit das alte Rákóczilied in den heiligen Schatten des Urwalds ertöne .
Als in einer Phantasiewelt lebender Dichter kam er Oktober 1832 in Sommerkleidung und mit Lackschuhen in Baltimore an . Im Reisegepäck war seine Geige und einige unvollendete Gedichtmanuskripte das Wichtigste . Im amerikanischen Winter wäre er erfroren oder verhungert , hätte eine religiöse Sekte deutscher Ausgewanderten ihn nicht aufgenommen . Die Härte des amerikanischen Winters auf diese Weise überstanden , ist er fest entschlossen , noch die Wasserfälle zu sehen und schleunigst in die Heimat , d . h . diesmal einfach nach Europa , zurückzukehren . Die ungewöhnliche Härte der amerikanischen Natur und die Geldgier der neuen Ansiedler in Amerika waren für ihn eine große Enttäuschung . Der im amerikanischen Winter in seine Einsamkeit gezwungene Dichter kommt zu dem Ergebnis : Will man einem stürmischen haltungslosen Leben entrinnen , und festen Wandel gewinnen auf Erden , so muss man vor Allem hinaus in die Wüste , [...] dort wird man angewiesen , eine stille Einkehrzu halten in sich selber , und sein Inneres ungeschont und unerschrocken zu visitieren , und strengen Rath zu halten , was noch zu thun sei für die ferneren Tage . In meinem Inneren ist wirklich etwas wie Taufe vorgefallen , ich fühle mich wunderbar gestärkt . Die Freiheit kann nach dieser Überzeugung also nur in eigenem Inneren verwirklicht werden , in der äußeren Welt gibt es sie nicht .
Von Amerika zurückgekehrt ist er entschlossen , seinem Leben als Dichter einen neuen Gang zu geben . Sein erster Gedicht- Band , inzwischen bei COTTA erschienen , machten ihn auf einen Schlag berühmt . Er ist der beliebteste Dichter Österreichs geworden , und auch im gesamten deutschsprachigen Bereich wurden seine Leistungen mit großem Interesse verfolgt . Er rang von nun an um seinen Platz als Dichter und suchte den gleichzeitig in Wien und in Stuttgart und Umgebung . Die Dichterfreundschaft und der Verlag zogen ihn nach Schwaben , die dichterische Bearbeitung der Kinder- und Jugendeindrücke rief Ungarn stets in Erinnerung und in Wien hielten ihn alte Freunde und eine neue Liebe gefangen . Es folgt auf diese Weise ein Jahrzehnt , in dem er jährlich mehrmals zwischen Wien und Schwaben hin- und zurückreiste .
Württemberg wurde für ihn der Ort der dichterischen Anerkennung seiner Leistungen . Benötigte er wiederholte Bestätigung seines Dichterdaseins , so bestieg er die Postkutsche nach Stuttgart , Esslingen oder Weinsberg . Er fühlte sich wohl in diesem Kreis , blieb aber trotzdem für sein ganzes Leben ein Außenseiter .
In Wien war es die Österreichische Nationalbibliothek , wo er zu seinen epischen Werken Material sammelte . Im Silbernen Kaffeehaus hatte er seinen Stammtisch mit seinen Dichterkollegen . Außerdem ergaben sich bereits im ersten Jahr nach seiner Rückkehr aus Amerika neue Fesseln , die ihn von Wien nicht losließen . Er lernte das Ehepaar VON LÖWENTHAL kennen , wurde in dessen Haus eingeführt und überreichte kurz darauf der Hausfrau , Sophie VON LÖWENTHAL , einen Kranz Liebesgedichte . Eine Liebesbeziehung seltsamer Art begann damit , die den Dichter nie mehr freiließ . Nachdem mehrmalige Versuche , Sophie VON LÖWENTHAL für sich zu gewinnen , scheiterten , kam es zu einer Begegnung mit der Wiener Opernsängerin Karoline UNGER . Doch Sophie VON LÖWENTHAL ließ ihn nicht los . Ihr Einspruch gegen die geplante Ehe mit Karoline UNGER machte LENAU unsicher , und er gab ein Jahr nach ihrer ersten Begegnung den Heiratsplan wieder auf . Der Dichter rechnete damit eigentlich ab , sich überhaupt von Sophie trennen bzw . ihr Verhältnis in ein normales Liebes- oder Eheverhältnis umwandeln zu können . Seine Neigung zum Pessimismus wurde von nun an noch mehr als bisher sein ständiger Begleiter , von dem er sich einige Jahre später noch einmal versuchte zu retten .
Ein Aufenthalt in Baden-Baden 1844 führte ihn unerwartet mit Marie BEHRENDS , der Tochter des verstorbenen Frankfurter Bürgermeisters zusammen . Nach einigen Begegnungen kam es mit ihr zur Verlobung , und der müde , resignierte Dichter plante bereits hoch begeistert für den Oktober die Hochzeit . Bis dahin gab es aber noch vieles zu erledigen . Es mussten Vorkehrungen getroffen werden , um eine materiell gesicherte Existenz für sich und seine künftige Frau zu schaffen . Dazu waren Verhandlungen mit COTTA nötig . Dann mussten zur Eheschließung die nötigen Dokumente eingeholt werden , was nur durch persönliches Erscheinen bei den verschiedenen Behörden in Österreich und vielleicht auch in Ungarn geschehen konnte . Als Schlimmstes erwies sich aber für ihn , seinen Entschluss Sophie VON LÖWENTHAL schonend beizubringen . Die Sache musste taktvoll behandelt werden , denn Sophie hatte ihm schon mehrmals mit Selbstmord gedroht , wenn er sie verlässt . Briefe wurden mit ihr gewechselt , Aussprachen mit ihr geführt . Er glaubte ihre Bewilligung und Zustimmung zu seiner Heirat mit Marie einholen zu müssen . In Freundschaft möchte er mit Sophie auch weiterhin bleiben , und worum er sie bat , kommt fast einer Segnung seiner Heirat und seines geplanten Ehelebens gleich . Wir kennen uns seit [...] Jahren , eine weite Strecke Zeit voll Liebe und Leid und schmerzlicher Entsagung . [...] Wir dürfen nur unsere Entsagung um eine Stufe höher stellen und die liebe Marie in unsem Bund mit Vertrauen hereinziehen , so können [ wir ] ein schönes und glückliches Leben führen , theure , theure Freundin ! Doch der Freispruch von Sophie erfolgte nicht .
Die Aussichtslosigkeit einer Versöhnung mit Sophie , die angestrengten mehrmaligen Reisen zwischen Wien und Württemberg bzw . nach Baden und zurück , verzehrten die letzten Kräfte des ohnehin schon sehr angeschlagenen Körpers des Dichters . Die pessimistische Stimmung , zu der er immer schon neigte , verstärkte sich wegen des Misserfolgs noch mehr . Auch trat Zweifel in ihm auf , ob Marie an seiner Seite glücklich sein wird , ob er sie nicht finanziell und durch seine Kränklichkeit in ein unverantwortliches Unglück stürzen könnte . Der Körper machte nicht mehr mit , es folgte eine Lähmung der einen Gesichtsseite , dann ein Wutausbruch , und der Dichter musste von seinen Stuttgarter Freunden in eine Heilanstalt gebracht werden . Von dort gab es kein Zurück mehr . Die letzten sechs Jahre verbrachte er in geistiger Umnachtung und starb in Oberdöbling , wo später auch das Leben des ungarischen Grafen István SZÉCHENYI zu Ende ging .
Fortsetzung folgt
* .{ eser / fnie / e •
/ um Artikel : Die Lage des Unterrichtswesens - 1990 ( Im Sonntagsblatt Nr . 2 / 2012 , S . 14-16 )
... Ich habe viel darüber nachgedacht . Damals haben in unserem Dorf noch viele Landsleute Deutsch gesprochen - natürlich die Mundart . Auch die Jugendlichen haben „ in froher Stimmung ” noch gerne geschwäbelt . Wenn damals in der Schule eine Wende eingetreten wäre , wenn anstatt der wöchentlichen 3 ( 5 ?) Stunden die Hälfte des Unterrichts in der Muttersprache erfolgt wäre ( es gab noch zwei echte schwäbische Lehrerinnen in der Schule ) und wenn wir einen deutschen Kindergarten hätten eröffnen können , dann könnten wir heute davon reden , dass wir unsere von den Ahnen geerbte Muttersprache pflegen und verwenden .
Aber der Verband hat sich den Mund vollgenommen mit großen Worten - und ist abgetreten . Der Dirigentenstab kam an die vom Staat neu erfundene Selbstverwaltung . Mein Nachbar war
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