Sonntagsblatt 3/2012 | Page 20

Verantwortung anzuführen , deutscher Abstammung bzw . Angehörige der deutschen Minderheit in Rumänien zu sein .
Im diesem Jahr scheint der Andrang am Goethe-Kolleg besonders groß - zum Eklat kam es nun am Wochenende , als mehrere Eltern , darunter auch österreichische , gegenüber den rumänischen Nachrichtensendem die schon seit Jahren bestens funktionierende unlautere Praktik anprangerten . So beklagte eine österreichische , in Rumänien lebende Staatsbürgerin , ihre Kinder nicht am Goethe-Kolleg eingeschult zu haben , weil sämtliche Schulplätze bereits von den Pseudo-Angehörigen der deutschen Minderheit belegt sind . Ein bekannter rumänischer Schauspieler erläuterte , für seinen Sohn zwar das Goethe-Kolleg als Unterrichtsstätte auserkoren zu haben , allerdings sei er noch nicht so tief gesunken , um seine eigene Herkunft zu verleugnen und sich vor einem Notar als Deutschstämmiger auszugeben , so der Schauspieler .
Laut gültiger Regelungen sind weder Schulbehörden noch Unterrichtsministerium verpflichtet , die Abstammung bzw . den Ahnenpass der Eltern nachzuprüfen ; sie müssen lediglich darauf achten , dass die Akte des einzuschulenden Kindes komplett ist - mit anderen Worten auch die notariell beglaubigte Erklärung über dessen tatsächliche oder angebliche deutsche Abstammung enthält .
Dass es sich in diesem Fall um einen Systemfehler handelt , gaben der Presse gegenüber sowohl Ministerium als auch Lehrkräfte des Goethe-Kollegs durch die Blume zu . Angesichts des allgemeinen Interesses gegenüber der deutschen Sprache und auch des alljährlichen Andrangs auf die wenigen Gymnasien mit deutscher Unterrichtssprache hierzulande stellt sich eigentlich die Frage , weshalb das Bildungsministerium nicht die Einrichtung weiterer Bildungsstätten mit deutscher Unterrichtssprache ins Auge fasst ? Damit wäre letztlich allen am besten gedient . Es ist schließlich partout nicht nachvollziehbar , weshalb nur Kinder deutscher Minderheitler eine deutsche Schule besuchen dürfen sollten ...
Erneuerung notwendig
Bekannte Gesichter , neue Vorsätze
22 . Auflage der Reschitzaer
Literaturtage -
Von : Robert Tari
Minwoch , 09 . Mai 2012
Es klang so final , als Erwin Tigla mit der 25 . Auflage das Ende der Reschitzaer Literaturtage verkündete . Der Abgang von der kulturellen Bühne soll voraussichtlich 2015 passieren . Ganz das Ende soll es aber nicht bedeuten , revidierte Tigla prompt . Allein das jetzige Format fände seinen Abschluss , die kulturelle Mission , die 1990 begonnen wurde , soll fortgesetzt und auf die Anforderungen der Zeit angepasst werden . Besonders auffallend ist die Abwesenheit der Jugend . Diese kann mit Rumäniendeutscher Literatur nichts anfangen .
Schüler nehmen nur bedingt teil . Für eine Zehn im Fach Deutsch wird meist konfus im Raum der Zeitpunkt ausgeharrt , bis man sich unbemerkt wegschleichen kann . Dass gerade wichtige literarische Persönlichkeiten wie Joachim Wittstock über Literaten referiert , die auch aus der Industriestadt stammten , geht an den Schülern vorbei . „ Es wäre nett , wenn man uns einweihen würde ”,
Nicht die Welt ist böse , die Natur , das Entstehen , des Sein und das Vergehen , sondern die Menschen sind es , und daran wird sich nie etwas ändern . bruppentoto in woitsDerg : Die diesjährigen Teilnehmer an den Reschitzaer Literaturtagen .
äußert eine Schülerin im Nachhinein ihr persönliches Fazit . Dabei kamen hier über die Jahre Schriftsteller wie Richard Wagner , Eginald Schlattner , Carmen Elisabeth Puchianu , Joachim Wittstock , Balthasar Waitz , Hans Liebhardt , Walter Engel zusammen . Die jährlichen Begegnungen fördern den Bestand einer Literatur , die zunehmend an Vertretern und Lesern verliert .
Neue Gesichter traf man bei der 22 . Auflage kaum . Der Kreis wird enger . Die Eröffnung wurde von Lesungen und Vorträgen langjähriger Teilnehmer begleitet . Die Kronstädterin Carmen Puchianu las aus ihrem ersten Roman „ Patula lacht ”. Robert Gabriel Elekes stellte das Buch kurz vor . Das ehemalige Mitglied der Aktionsgruppe Banat und Chefredakteur der Banater Zeitung Werner Kremm stellte das Gedichtband seines ehemaligen Geschichtslehrers Dr . Hans Dama „ Spätlese ” vor . Die pensionierte Deutschlehrerin und Schriftstellerin Edith Guip-Cobilanschi hielt einen Vortrag über den reschitzaer Autor Anton Breitenhofer anlässlich seines 1 ( X ). Geburtstages .
Im weiteren Verlauf der dreitägigen Veranstaltung lasen Balthasar Waitz , Edith Guip-Cobilanschi , Dagmar Dusil , Robert Elekes und Nora Iuga . Dazwischen hielt Dr . Hans Dama einen Vortrag über die sozial- und systemkritische Komponente in Nikolaus Berwangers Mundartliteratur . Die ungarische Schriftstellerin Maria Pongräcz beeindruckte das Publikum mit ihrem rein deutschen Vortrag über die literarische Zeitschrift „ Genius ”, die zwischen 1925-1926 in Rumänien erschienen ist . Die Zeitschrift sammelte literarische Texte aus aller Welt und versuchte , entgegen der damaligen Tendenzen in der rumänischen Literatur , den Universalismus zu fördern . Ihr Vortrag löste eine Diskussion aus , indem Joachim Wittstockden Regionalismus in der Literatur verteidigte und davor warnte , ihre Bedeutung nicht zu unterschätzen .
Eines der Höhepunkte war die Lesung der Herta Müller-Übersetzerin Nora Iuga . Die rumänische Dichterin las zum ersten Mal ihre deutschen Gedichte . Im Anschluss las auch Robert Elekes einen kurzen Prosatext . Mit seinen 27 Jahren war er der jüngste Schriftsteller der an den Literaturtagen in Reschitza teilnahm . Zusammen mit seiner ehemaligen Professorin Carmen Puchianu bilden sie die Theatergruppe „ Duo Bastet ”. Sie spielten frei nach Becketts „ Happy Days ” das Stück „ Tägliche Tage ”.
Die aus Hermannstadt gebürtige und heute in Bamberg ansässige Schriftstellerin und Verlegerin Dagmar Dusil stellte ihr Buch „ Hermannstädter Miniaturen ” vor . Dr . Annemarie Podlibny- Hehn präsentierte wie jedes Jahr den neuen Sammelband des Stafette-Literaturkreises .
Die Reschitzaer Literaturtage wurden mit einer Ausfahrt nach Wolfsberg / Gäräna abgeschlossen . Dort wurde auch das obligatorische Gruppenfoto geschossen . Allein Carmen Puchianu schaffte es nicht mehr auf das Bild , weil sie früher abreisen musste .
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