die Mystik , Hermeneutik und Heuristik bis hin zur Naturwissenschaft .
Die Ablehnung der metaphysischen Dimension erfolgt zwar auch metaphysisch , ist sich aber dieses Umstandes nicht bewusst und muss ideologische und utopische Ersatzreligionen ausbilden , denn ein Leben ohne Sinn ist sinnlos und nicht auszuhalten . Wie der Materialismus ein entfremdeter Idealismus ist , so bilden die ideologischen , utopischen und klerikalen Chiliasmen ( Erwartungen des Tausendjährigen Reiches , Mühlmann 1964 ) eine entfremdete Karikatur der religiösen Eschatologien ( Lehren vom Letzten ).
Die mangelnde Transzendierungs- oder Überhöhungsfähigkeit führt zu Neurotizismus und Diabolik ( Caspart 1987 , S . 164-171 und Caspart 2 ( X ) 7 ). Verliert ein Volk , ein Staat oder ein ganzer Kontinent seine metaphysische Ausrichtung , geht er in den Untergang . Objektiv verifizieren lässt sich dies an dem historischen Beispiel Europas . Solange es an seine kulturelle Mission glaubte und darauf setzte , ging es mit ihm bergauf und wurde zum Vorbild der ganzen Welt , ja zu ihrem Herrn . Seit es seinen Gott aufgab , verlor es immer mehr seine Weltgeltung und wurde zum Protektorat eines anderen Kontinents , dessen einzige Funktion der Brückenkopf zum eurasischen Raum im Interesse der fremden Macht darstellt ( Brzezinski 1997 , 5 . 89 ff ). Gottlosigkeit rächt sich . Literaturnachweis : Zbigniew BRZEZINSKI : Die einzige Weltmacht . Amerikas Strategie der Vorherrschaft . Verlag Beltz Quadriga , Weinheim 1997
Wolfgang CASPART : Handbuch des praktischen Idealismus . Universitas Verlag , München 1987
Wolfgang Caspart ist Politologe und Philosoph .
Verhaftungswelle auf Kuba Trotz Papstbesuchs wurden Regimekritiker eingekerkert Während des Papstbesuchs fegte eine erneute Terrorwelle über die kommunistische Insel . Mit Verhaftungen versuchte die kubanische Polizei , Bürgerrechtler und Dissidenten zum Schweigen zu bringen . In einer öffentlichen Erklärung beklagt der katholische Bürgerrechtler und ehemalige politische Gefangene Oswaldo Payä , dass die Katholische Kirche die Verhaftungen von Dissidenten , die den Papst „ nicht einmal von weitem ” sehen durften , nicht ausreichend thematisiere und verurteile . Außerdem versuchten die bewaffneten Organe der kommunistischen Diktatur , ähnliche Meinungsäußerungen zu unterdrücken . Neben den Massenverhaftungen seien zahlreiche Telefonverbindungen gekappt worden . Andere Bürgerrechtler hätten Droh-SMS erhalten mit der Ankündigung , sie würden nach der Abreise des Papstes „ verschwinden ”. Den neuesten Informationen zufolge sollen mehr als 177 Personen festgenommen worden sein . Als am 26 . März Papst BenediktXVI . öffentlich in der Wallfahrtskirche El Cobre in der Provinz Santiago de Cuba für „ jene , die ihrer Freiheit beraubt wurden betete und sich öffentlich für einen Wandel auf Kuba aussprach setzte das Castro Regime ein deutliches Zeichen : Ein namentlich nicht bekannter junger Kubaner der während der Papstmesse , etwa 100 Meter von der Tribüne entfernt , begonnen hatte , regimekritische Parolen zu rufen , wurde von kubanischen Staatssicherheitsbeamten zusammengeschlagen und weggezerrt , so die IGFM . M . H .
EUROPA SCHAFFT SICH AB von Friedrich Romig
Europa scheint mehr und mehr ein Kontinent ohne Gott zu werden . Zumindest , wenn es um den christlichen Gott geht . Andere Götter verehren die Europäer dennoch , den Gott des Konsums und - wenn es sich um die massenhaften Einwanderer handelt - auch den Gott des Islam . Gibt es dann noch Hoffnung für den christlichabendländischen Kulturkreis ? Oder ist die Abschaffung des Göttlichen vielleicht sogar volle Absicht ?
Der Altabt von Heiligenkreuz , Gregor Graf Henckel von Donnersmarck , toppt noch Thilo Sarrazin : Nicht nur Deutschland schafft sich ab , sondern „ ganz Europa ist im Begriff sich abzuschaffen ”, gibt er uns in einem Interview zu verstehen , das letzte Ostern in der „ Jungen Freiheit ” ( 22 . April 2011 , S . 3 ) erschienen ist . Schon aus demographischen Gründen wird es „ in zweihundert Jahren keine Europäer in unserem Sinne mehr geben ”. Wir haben keine Lust mehr auf Zukunft , wir scheuen uns Bindungen einzugehen , wir setzen Freiheit mit Bindungslosigkeit gleich und Wohlstand mit Freiheit . Wir haben uns „ quasi in einen Suizid gestürzt ”, lassen unsere Ehen vor die Hunde gehen , töten unsere Kinder noch im Mutterleib oder verhüten , dass sie überhaupt entstehen . Europa hat sich einer „ verhängnisvollen säkularen Weltanschauung ” verschrieben , „ die sich aus einer pervertierten Aufklärung entwickelt hat ”. Wir unterwerfen uns dem Diktat eines säkularisierten Relativismus , „ der sich in Europa breitmacht und die eigentliche Gefahr unserer Zeit ist ”. Wir können uns kaum noch vorstellen , wie wir uns daraus befreien können . „ Jetzt stehen wir am Abgrund ”, so der Altabt , und wenig tröstend fügt er hinzu : „ Die Welt wird auch ohne Europa weiterbestehen ”.
Wir unterwerfen uns dem Diktat eines säkularisierten Relativismus , der die größte Gefahr ist .
Heute müssen wir uns fragen : Was lief falsch in Europa ? Friedrich Nietzsche , der wohl schärfste Analytiker der Neuzeit , findet die Antwort im Christentum , das ob seiner Schwäche den Tod Gottes nicht verhindern konnte . Dramatisch seine Anklage : „ Gott ist tot . Gott bleibt tot . Wir haben ihn getötet . Wie trösten wir uns , wir , die Mörder aller Mörder ?” Nietzsche hat das Unglück auf das Genaueste vorausempfunden , das kommen mußte , wenn die Religion zerfällt und der Nihilismus triumphiert . Er kannte die Notizen von Dostojewskij , der wenige Jahrzehnte zuvor in sein Tagebuch schrieb : „ Europa hat Christus verlassen . Deshalb stirbt es , ganz allein deshalb .” Und als Echo von beiden darf die Diagnose von Christoph Kardinal Schönbom gelten , die er 2010 den Zuhörern seines an der Katholischen Universität in Washington gehaltenen Vortrags geliefert hat : „ Christianity is dying in Europe ”. Der Europäischen Union warf der Kardinal vor , die „ christlichen Wurzeln Europas zu ignorieren ”, ja das Christentum geradezu als Feind zu betrachten , das der Anerkennung der Menschenrechte und der Würde des Menschen im Wege steht . Diese Anerkennung sei ja nicht dem Christentum zu verdanken , behaupteten die „ Säkularisten ”, sondern der „ Aufklärung ”, welche die Menschenrechte gegen Kirche und Christentum durchgesetzt hat , so Schönborn .
Und in der Tat , wer will das heute noch bestreiten ? Erfolglos blieben die mickrigen Versuche der Kirche , mit Hinweisen auf die naturrechtliche Schule von Salamanca oder das Eintreten für die Rechte der Eingeborenen in Lateinamerika ( durch den Mönch B . de Las Casas ) ihre Frontstellung gegen die im Zuge der amerikanischen Unabhängigkeit durchgesetzte „ Bill of Rights ” oder die während der Französischen Revolution verfasste „ Déclaration des Droits de l ’ homme ” dem Vergessen anheimzugeben . Papst Gregor XVI . ( 1831-1846 ) bezeichnete die Gewissens- , Religions- , Meinungs- und Pressefreiheit als „ Wahnsinn ” und der im Jahr 2 ( XX ) seliggesprochene Papst Pius IX . ( 1846-1878 ) hat Liberalismus , Demokratie und die Trennung von Staat in seinem „ Syllabus ” ( 1864 ) mit allem Nachdruck verurteilt .
( Fortsetzung auf Seite 12 )
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