Sonntagsblatt 3/1998 | Page 2

spräche der Minderheit gelesen werden können .
§ 54 : In den Siedlungen , in denen eine Minderheitenbevölkerung lebt , ist beim Besetzen der örtlichen öffentlichen Beamten- und Angestelltenämter - neben der Einhaltung der allgemeinen fachlichen Anforderungen - die Anstellung von Personen zu gewährleisten , die auch die Muttersprache der gegebenen Minderheit beherrschen .
§ 59 : ( 1 ) Das zur Wahrnehmung des Aufgaben- und Wirkungsbereiches der Minderheitenselbstverwaltungen notwendige - im Zuständigkeitsgebiet das Eigentum der kommunalen Selbstverwaltung darstellende - Vermögen ist der Minderheitenselbstverwaltung zur Nutzung zu übergeben . Das darf nicht die Wahrnehmung des Aufgaben- und Wirkungsbereiches der kommunalen Selbstverwaltung behindern .
§ 60 : ( 1 ) Das Eigentum der Minderheitenselbstverwaltungen der Siedlungen , der örtlichen Minderheitenselbstverwaltungen bzw . der Minderheiten- Landesselbstverwaltungen ( im weiteren : der Minderheitenselbstverwaltungen ) bilden all die Immobilien und Mobilien , welche von Rechtspersonen , Privatpersonen und natürlichen Personen unter einem beliebigen Rechtstitel in ihr Eigentum übergeben wurden .
( 2 ) Bezüglich der übergebenen Immobilien oder Mobilien verfügt die Minderheitenselbstverwaltung über Eigentümerrechte und -pflichten entsprechend den allgemeinen Regeln des durch Übertragung erfolgten Eigentumserwerbs .
Viele schöne Zusagen
Auch wenn im Gesetz die Formulierung nicht immer ganz klar ist und die Bestimmungen nicht genau gedeutet werden können , so ermutigen solche Zusagen doch zu Hoffnungen . In der Hinsicht haben wir Ungarndeutsche uns aber eine schlechte Gewohnheit angelegt : Wir betrachten das Erhoffte und Erwünschte ( sehr oft ) bereits als vollbrachte Tatsachen und verbuchen somit häufig nichtexistierende Erfolge . Wenigstens diesen Eindruck gewinnt bzw . gewann man Jahrzehnte hindurch u . a . beim Lesen “ unserer ” Neuen Zeitung . Da hat sich aber anscheinend etwas geändert .
Erschreckende Berichte
Auch wer nicht erschrickt , wird doch zum Nachdenken angeregt durch die “ Hiobsbotschaften ”, die seit einigen Monaten im genannten Blatt erscheinen . Überschriften , wie “ Hinters Licht geführt ” ( NZ 11 / 98 ), - “ Doch kein zweisprachiger Unterricht ” ( NZ 25 / 98 ), -
“ Chaos in Odenburg ” ( NZ 27 / 98 ), - “ Überblick über die GJU ” ( NZ 30 / 98 ) - “ DBU- Deutsche Bühne , Szekszärd ” ( wiederholt in der NZ behandelt ) lassen doch nur Schlimmes vermuten . Liest man die Berichte aufmerksam durch , dann stellt man sicherlich viele “ dumme ” Fragen , wie : Warum geht es nicht voran ? Was soll dieses Zögern und Zaudern , dieses Hemmen , Hintertreiben und Vereiteln bezwecken ? Wer legt die Prügel ? Wozu das schöne Minderheitengesetz ? Warum nur reden über Rechte und Möglichkeiten ?
Natürlich sind immer Begründungen und Erklärungen bei der Hand . Die “ Zuständigen ” bedauern , aber - Gesetz hin oder her - die Umstände , Rechtsvorschriften , die finanzielle Lage und ... und ... lassen es nicht zu , daß ... Ja , was denn ? Daß z . B . im Kindergarten oder in der Schule deutsch unterrichtet wird , daß die Minderheit Eigentum erlangt , daß Minderheitenveranstaltungen zweckentsprechend organisiert werden , usw . usf .
Schlimme Folgen
Mit einem Wort : Gute Initiativen , hoffnungsvolle Anfänge kommen ins Stocken , ersticken bereits ( werden erstickt ) im Keim . Daß unsere Landsleute schon bei den ersten Anzeichen von ( oftmals kreierten ) Schwierigkeiten , eines “ amtlichen ” Wiederstandes wankelmütig werden und sehr schnell Umfallen , darüber darf man sich doch nicht wundern . Bittere Erfahrungen vieler Jahrzehnte haben sich in Form von Vorsicht , Scheu , Furcht und Gleichgültigkeit im Blut und Gehirn der Deutschen in Ungarn fest eingewurzelt . Wer soll sie aus dieser Krankheit heilen ?
Eigene Führungskräfte sind nicht da , die es tun könnten . Soll es das Mehrheitsvolk tun ? Ja , -aber warum ?
Fazit
Einer jener Unsrigen , die es nocht gut meinen , die noch wollen und sogar auch einen Versuch wagen , also einer dieser Landsleute gab seiner Erbitterung mit folgender bekannter Parole Ausdruck : “ Wir haben es versucht . Aber , Hände weg ! Denn , schon Lenin hat gesagt , was nicht geht , soll man nicht forcieren / erzwingen wollen /.” Und er sinniert noch weiter : “ Heute können wir - wir dürfen ! - auch den deutschen Namen unseres Ortes gebrauchen . Aber wer tut es schon ? Wir haben sogar deutsche Ortstafeln , auch alte Gassennamen ! Nur der Fremde , der sich in unser Dorf verirrt , staunt allemal , wenn er im deutschen Ort kein deutsches Wort vernehmen kann . Als man zu Großvaters
Zeiten deutsche Ortstafeln haben wollte und diesen Wunsch noch deutsch geäußert hat , da durfte dies nicht sein . Szó sem lehet róla ( kommt nicht in Frage ) - sagte der Herr Notar damals . Die Schwaben wollen ein deutsches Dorf haben ? Und was noch alles dazu ? Das hätte ja einen Sturm entfachen können ! Heute nur mehr Windstille . Heute macht man doch nicht unsertwegen deutsche Orts- und Gassenschilder . Man braucht ein Beispiel , ein “ Aushängeschild ” für das Ausland - wo auch Madjaren zu Hause sind .”
Ja , lieber Landsmann , magst ja recht haben . Aber unser eigenes Versagen muß man schon auch daneben stecken !
“ Unsere Begeisterung ist verbrannt ” - heißt es dann weiter .” Als die Flammen einst hoch auflodern wollten , hat man sehr schnell viel-viel Wasser drüber gegossen . Es blieb nur noch Asche zurück .”
Aber unter der Asche scheint es nocht Glut zu geben . Und ab und zu züngelt daraus auch ein Flämmchen empor ... Schnell Wasser darauf ?
Was bringt die Zukunft ?
Regierungen kommen und gehen - auch in Ungarn . Versprechen können alle - sogar auch den Minderheiten .
Wir haben wieder eine neue Regierung . Eine “ demokratische ”. Sie weiß , wo der Schuh drückt - auch bei den Minderheiten . Sie sagt , sie wolle ihre Wahlversprechen einlösen . Auch die Minderheitenfrage “ muß ” geklärt , das Minderheitengesetz modifiziert , der Weg ins Parlament (?), und noch mehr , der Weg zur Kulturautonomie geebnet werden .
Der Mensch hofft - bis ans Grab . Wir Deutsche in Ungarn sind auch solche Menschen . Wir hoffen !
Werden sehen - hat der Blinde gesagt .
Gerorg Krix

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