Sonntagsblatt 3/1998 | Page 13

Rumwurschteln oder

“ Na so was , wie der Thomas ” - hörte Í man die Leute im Ort öfters sagen - “ der kommt auf keinen grünen Zweig .”
“ Braucht euch doch nicht wundern ” - gab dazu die Leni-Baß aus der Nachbarschaft von Thomas die Erklärung - “ der wurschtelt doch nur so rum . Wenn er heute einen Pengő in die Tasche kriegt , gibt er schon morgen wieder zwei aus . So wirds bald mit der schönen Erbschaft zu | Ende gehen .”
Obige “ Gschicht ” aus alter Zeit fiel mir ein , als ich diesen Sommer verschie-
I dene Einladungen zu “ Nationalitätentage und Bierfestival ” erhielt . Diese
I waren überwiegend nur in ungarischer Sprache abgefaßt ( also : “ Nemzetiségi
I napok és sörfesztivál ”, oder etwas
I sparsamer “ Nemzetiségi- és sörfesztij vál ”). Manchen wurde doch vorangesetzt
I “ Német nemzetiségi ...”
Weil wir aber doch alle - in diesem Lande - ungarisch verstehen , war es ja
I klar , worum es sich handelt . Immerhin gab es trotzdem Leute , die sich ob dieser
I Vorgangsweise Gedanken machten - und I zu diesen gehöre auch ich . Ja , was soll man sich da denken ? Vielleicht : “ Der Zweck heiligt die Mittel ” - könnte gut j dazu passen . Wenn also z . B . die “ Natio- { nalität ”, deren Kultur , Sprache und ij Brauchtum als Zweck der Veranstaltung
I angesehen werden dürfen , so sind wohl das gezapfte Bier und die in Einladung j und auf der Bühne verwendete ! ungarische Sprache als Mittel zum Zweck zu betrachten . Na gut , sicherlich
| ist neben einem kühlen Glas Bier das i deutsche Lied und der deutsche Volkstanz leichter , angenehmer zu genießen . Warum muß dazu aber “ nur ” ungarisch gesprochen werden ? Vielleicht dem Bier
Lob und Dank J
Vorwärts im Rückschritt
1 . Gro - ßer
Gott , wir
lo
Vor dir
neigt die
E . r
Herr , wir prei - sen und be - wun - dert zu liebe ? Oder eben der Biertrinker wegen ? Wie kommt dabei die ungarndeutsche Kultur zur Geltung ? Auf einer dieser Veranstaltungen hörte ich beim Weggehen einer Gruppe den “ Jani ” zufrieden verkünden : “ Ez a sör jó volt !” ( Dieses Bier war gut .) Aber auch Bürgermeister und Selbstverwaltung äußerten sich zufrieden . Man kann nun abhaken im Veranstaltungskalender . Der Minderheitenplan wird mustergültig erfüllt .
Ach Gott , ich wollte doch ganz was anderes sagen . Nämlich , in zwei der erhaltenen Einladungen war als erster Programmpunkt ( ungarisch , natürlich ) “ vurstli ” angeführt . Was soll das heißen ? Zu einer der beiden Einladungen gabs auch einen deutschen Text . In dieser stand aber ganz oben : Unterhaltung . Ich kam in Verlegenheit , ich zweifelte an meinen Sprachkenntnissen . Denn die Leni-Baß von zu Hause hat mit dem “ wurscht ’ ln ” etwas ganz anderes gemeint . Sollte das ungarische vurstli also nichts mit unserem schwäbischen wurschteln zu tun haben ? Möglich , daß Sprachwissenschaftler jetzt behaupten werden , es sei hier von zwei verschiedenen Begriffen die Rede . Trotzdem sehe ich eine sehr große Ähnlichkeit , ich stelle sogar die zwei Ausdrücke einander gleich . Mit folgendem kleinen Unterschied :
Thomas hat - gemäß Leni-Baß- einen Pengő eingenommen und zwei ausgegeben . Unsere ungarndeutsche Kultur ( Sprache !) von heute aber macht auf dem mit funkelnden Erfolgen gepflasterten Weg in die düstere Zukunft einen Schritt vorwärts und zwei zurück . Wie lange hält da das Kulturerbe noch ?
Wenn das kein “ vurstli ”, ich meine , kein Herumwurschteln ist !?
Kohl dei dei ben dich .; de sich
ne Stär-Le . ne Wer-ke .
Wie du warst vor al ler Zeit ,
so bleibst du wig - Leit .
2 . Alles , was dich preisen kann / Kerubim und Serafinen / stimmen dir ein Loblied an ; / alle Engel , die dir dienen , / rufen dir stets ohne Ruh / " Heilig , heilig , heilig " zu .
3 . Heilig , Herr Gott Zebaot ! / Heilig , Herr der Himmelsheere ! / Starker Helfer in der Not ! / Himmel , Erde , Luft und Meere / sind erfüllt von deinem Ruhm ; / alles ist dein Eigentum .
4 . Der Apostel heilger Chor , / der Propheten hehre Menge / schickt zu deinem Thron empor / neue Lob- und Dankgesänge ; / der Blutzeugen lichte Schar / lobt und preist dich immerdar .
5 . Dich , Gott Vater auf dem Thron , / loben Große , loben Kleine . / Deinem eingebornen Sohn / singt die heilige Gemeinde , / und sie ehrt den Heilgen Geist , / der uns seinen Trost erweist .
6 . Du , des Vaters ewger Sohn , / hast die Menschheit angenommen , / bist vom hohen Himmelsthron / zu uns auf die Welt gekommen , / hast uns Gottes Gnad gebracht , / von der Sünd uns frei gemacht .
7 . Durch dich steht das Himmelstor / allen , welche glauben , offen ; / du stellst uns dem Vater vor , / wenn wir kindlich auf dich hoffen ; / du wirst kommen zum Gericht , / wenn der letzte Tag anbricht .
8 . Herr , steh deinen Dienern bei , / welche dich in Demut bitten . / Kauftest durch dein Blut uns frei , / hast den Tod für uns gelitten ; / nimm uns nach vollbrachtem Lauf / zu dir in den Himmel auf .
9 . Sieh dein Volk in Gnaden an . / Hilf uns , segne , Herr , dein Erbe ; / leit es auf der rechten Bahn , / daß der Feind es nicht verderbe . / Führe es durch diese Zeit , / nimm es auf in Ewigkeit .
10 . Alle Tage wollen wir / dich und deinen Namen preisen / und zu allen Zeiten dir / Ehre , Lob und Dank erweisen ./ Rett aus Sünden , rett aus Tod ,/ sei uns gnädig , Herre Gott !
11 . Herr , erbarm , erbarme dich . / Laß uns deine Güte schauen ;/ deine Treue zeige sich ,/ wie wir fest auf dich vertrauen ./ Auf dich hoffen wir allein :/ laß uns nicht verloren sein .
Text : Ignaz Franz 1771 nach dem “ Te Deum ”, 4 . Jh ., Nr . 706 Melodie : Wien um 1776 /
Heinrich Bone 1852
^onntagöblatt 13