von der Oma und neblige Erinnerungen daran , wie sie den Kübel Kiwl nannte . Die Tendenzen zeigen , dass die Nächsten diese wertvollen Sprachdenkmäler so lesen werden , wie damals die britischen Archäologen die Hieroglyphen an der Wand der Pyramiden . Der Mohr der Assimilation und der dunklen Gespenster der deutschfeindlichen Nachkriegszeit hat seine Schuldigkeit getan , aber kann er auch tatsächlich gehen , vollbeladen mit unseren sprachlichen Kulturschätzen ?
Komischerweise öffnete die sprachliche Verminderung des Schwabentums Tore dort , wo sie andere zumachte . Heute steht man über einer wesentlich einfacheren Dialektkarte als beispielsweise vor der Vertreibung : In der Branau übernahm das Hessisch-Fränkische eine hegemoniale Rolle , während die anderen , sporadischen Dialekte ( z . B . das Württemberger Schwäbisch ) untergingen , womit die stiffolderischen Stimmen die buckligen Hügel der Metscheck mit leichtem Mut dominieren . In der Tolnau begegnet man einem komplexeren Gesamtbild , aber auch im nördlichen Nachbarkomitat machte sich das Hessisch-Fränkische breit . Gegenüber der Schwäbischen Türkei , rechtsdonauisch , zeigt sich ein zweites größeres Dialektkonglomerat , das Rheinfränkische in der Nordbatschka . Donauaufwärts führt der Weg ins hohe Norden , wo das Mittelbairische die Dialektlandschaft des Komitates Pest und des Löwenanteils von Komorn- Gran ( Ofner Bergland , Pilischgebirge , die Ratzenmark , Schildgebirge ) prägt . Im Bakonyer Wald singen auch die Walddrosseln Ostmittelbairisch , so typisch ist es unter den einheimischen deutschen Mundartsprechern . Die dialektologische Einordnung Westungarns kann nicht eindeutiger werden , denn die restlichen , noch in Ungarn verbliebenen deutschen Dörfer gehören mit dem Burgenland zum festen ostmittelbairisch / ostdonaubairischen Sprachraum . Es ist ja nicht genugmal zu betonen ,
36 dass die obere Beschreibung die heutige Situation der schwäbischen Zungen schildert .
Einen einheitlichen ungarndeutschen Dialekt zu benennen oder zu basteln werfe uns ins Reich des Unmöglichen - gleichwohl bietet sich die Chance , aus den örtlichen , noch vorhandenen und gut dokumentierten Dorfmundarten regionale donauschwäbische Großdialekte zu standardisieren . Die Standardisierung der Dialekte gilt seit je und eh als Stiefsohn in den deutschen Landen , auch die Schweizer trauten sich nicht , die einzelnen Sprachvarietäten des Alemannischen in eine gemeinsame Gießform zu gießen ( die Bayern auch nicht ). Im Gegensatz zu den alpenländischen Eidgenossen gebrauchen jedoch die Stammesgenossen der Siebenbürger Sachsen , die Luxemburger , die Standardform des Moselfränkischen . Im Grunde genommen geht es um einen Vereinheitlichungsprozess vieler lokalen Dialekte und der Dorfmundarten , die denselben Grunddialekt teilen : Mithilfe von mühsamer Sammlungs- und Forschungsarbeit werden noch aktive Muttersprachler je nach Gemeinde ausgefragt , Wortschätze und Ausdrücke miteinander verglichen , und Gemeinsamkeiten in der Aussprache detektiert . Als Ergebnis derartiger Bemühungen entsteht ein „ goldener Mittelweg ”, die eine Ausgleichsprache , also die regionale Hochsprache aus den Lokalitäten , in Begleitung von einheitlichen Wörterbüchern , Schriftsprache und dem alltäglichen , auch offiziellen Sprachgebrauch , schafft . Die auf diese Weise gebildete Standardsprache kann somit verbreitet , gelehrt und institutionalisiert werden - aber vor allen Dingen : dauerhaft erhalten bleiben !
Demnach solle die ungarndeutsche Sprachwissenschaft die Hemdsärmel hochkrempeln , um aus den bereits aufgezählten Dialektblöcken diverse schwäbische Regionalsprachen zu schmieden :
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