Sonntagsblatt 2/2024 | Page 31

Mundart spricht . Es kann auch daran liegen , dass die Generationen nicht mehr unter einem Dach leben . Früher waren oft sogar vier Generationen in einem Haushalt , dank der Großeltern wurden die Kinder mit der Mundart konfrontiert . Alle Kinder verstanden die Mundart , aber es gab wenige , die in Mundart geantwortet haben . Seit circa zwei Jahrzehnten ist es schon anders . Früher saßen abends und sonntags die Frauenkränze , man hörte sie beim Vorbeigehen Mundart reden . Auf den Straßen sitzen heute immer weniger alte Frauen , mit denen man „ teitsch “ reden kann .“ Aber auch mittwochs , auf dem Weg zum Wochenmarkt in Baaja / Baje , hörte man im Bus nach den Angaben von Andrea Bakonyi-Knoll die Mundarten von Tschasartet , Hajosch und Nadwar . Auch dies komme schon seltener vor .
Auch in der eigenen Familie beobachtete sie diese Veränderung : „ Vor 25 Jahren hatte mein Sohn noch zwei weitere Freunde im Kindergarten , die nur Mundart sprachen . Meine Tochter kam vor 15 Jahren schon zweisprachig in den Kindergarten . Heutzutage gibt es kaum noch Kinder , die zu Hause Mundart hören . Es gibt trotzdem noch junge Eltern , die es für wichtig halten , die Mundart zu bewahren .“ Auch in der Großelterngeneration gibt es weiterhin Deutsche , die versuchen , mit den Enkeln Mundart zu sprechen , wie das Beispiel von Ladislaus Leirer zeigt .
SoNNTAGSBLATT
Im Nadwarer Kindergarten bringe man den Kindern Sprüche und Reime bei , wodurch sie die besondere Sprachmelodie erleben – dennoch würden diese Kinder die Mundart nicht aktiv sprechen können . In der Grundschule - von der Nadwarer DSVW getragen veranstaltet man Rezitationswettbewerbe , bei denen die Schüler Mundartgeschichten vortrügen . Dies funktioniert nach Einschätzung von Bakonyi-Knoll nur solange , bis es Pädagogen gebe , die die Mundart sprechen . Auch im Volkskundeunterricht erleben die Kinder die Mundart . Dabei hätten „ diejenigen , die von Anfang an zu Hause die Mundart hörten , mehr Interesse daran , ihre deutschen Sprachkenntnisse zu fördern .“ In den weiterführenden Schulen würden sich viele für Deutsch entscheiden , nicht zuletzt im Blick auf die Zukunft . Dabei entstünden interessante Situationen : „ Viele von unseren Jugendlichen arbeiten in deutschsprachigen Ländern , dort können sie die Mundarten aufgrund ihrer Vorkenntnisse besser verstehen . Ich habe schon gehört , dass sie als Dolmetscher zwischen den deutschen und österreichischen Kollegen fungierten , die die jeweils andere Mundart nicht verstanden .“ Auch in der Tanzgruppe werde die Mundart noch aktiv gepflegt : „ Die Mitglieder der Volkstanzgruppe kommen aus ungarndeutschen Familien , sie sind zwischen 17 und 75 Jahre alt , alle sprechen noch die Mundart . Sie verwenden die Mundart oft bei ihren Gesprächen .“
Dennoch sieht Andrea Bakonyi-Knoll die Zukunft der Mundart ( en ) kritisch : „ Leider werden in ein paar Jahrzehnten die Mundarten fast völlig verschwinden . Es gibt zu wenig Menschen , die sie noch sprechen . Eine Mundart kann man aus Büchern nicht lernen .“ Man versuche trotzdem , die Mundartsprecher monatlich einmal zusammenzubringen und mittelfristig ein Mundartwörterbuch von Nadwar zusammenzustellen . Auch Ideengeber Ladislaus Leier freut sich , dass Sara Schauer mit dieser wichtigen Arbeit begonnen hat .
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