Sonntagsblatt 2/2024 | Page 16

der Bedingung bereit , ihr ein Stipendium zu gewähren , wenn sie sich schriftlich verpflichte , in Bezug auf Umsiedlungsfragen des Deutschtums für brauchbares Material zu sorgen . Ihr Wiener Mentor , der Geograph , Historiker und Spion Wilfried Krallert ( 1912 – 1969 ), sicherte daraufhin der Südostdeutschen Forschungsgemeinschaft Berlin entschieden zu , in Bezug auf Ungarn brauchbare Dienste für die reichsdeutsche nationalsozialistische Großraumpolitik zu erbringen . Dementsprechend mobilisierte sich Steinsch von nun an unmittelbar gegen das rassisch fremde „ Madjarentum “ und für die optionale Zerschlagung Ungarns .
Im August 1940 erfolgte der Durchbruch in ihrer Karriere als Expertin für „ volkspolitische Fragestellungen in Ungarn / Südosteuropa “ bzw . ( mit heutigem Wortgebrauch ) als nationalsozialistischer Social Engineer und Ethno-Manager . Sie erhielt ein festes Arbeitsverhältnis bei der Wiener Geschäftsstelle der Südostdeutschen Forschungsgemeinschaft im Monat der Unterzeichnung des Wiener Volksgruppenabkommens zwischen den Regierungen des Deutschen Reichs und des Königreichs Ungarn . Sie wurde von der dortigen , von Krallert geführten Publikationsstelle als Referentin für Ungarn und Mitarbeiterin der kartographischen Abteilung übernommen . Ihr oblag die Leitung des Dokumentationswesens , mit ihrer Sachbearbeiterin Brigitte Philippi – stellt Michael Fahlbusch fest . Wie Herbert Fürst belegt , vermittelte der Leiter der Südostdeutschen Forschungsgemeinschaft Wien , Otto Brunner ( 1898 – 1982 ), im März 1941 unter anderen auch der Ungarn-Expertin Steinsch , dass die mit der sogenannten germanischen Überlegenheit im Südosten konkurrierende ungarische Staatsidee des „ Reichs der Heiligen Stephanskrone “ wirkungsmächtiger als je zuvor bekämpft werden soll . Die neue Direktive bedeutete für Steinsch die Erweiterung und Spezifizierung ihrer Aufgaben mit der Bekämpfung der ungarischen Staatsdoktrin durch 1 . wissenschaftliche Legitimation , 2 . Spionage , 3 . Agitation , 4 . Propaganda und Gegenpropaganda sowie 5 . Indoktrinierung . Meiner Meinung nach sollte sie konkret und in erster Linie volksstatistische und -geographische Karten und andere „ Dokumente “ erarbeiten und verbreiten , um zu belegen und zu veranschaulichen , dass sich ein immerwährendes , homogenes deutsches Volkstum im Bereitschaftsmodus befindet - und zwar über das Staatsgebiet Ungarns weit hinausgehend . Diese Art des deutschen Volkstums sollte natur ( ordnungs ) gemäß und durch NS-Umsiedlungen und -Umvolkungen optimal aktiviert werden .
Wie Norbert Spannenberger feststellt , wurde das politische Profil der Volksgruppenorganisation des von Basch geführten Volksbundes der Deutschen in Ungarn zur Zeit der Revisionserfolge Ungarns in Richtung einer noch stärkeren „ Nazifizierung “ verändert . Beispielweise einigte sich Volksgruppenführer Basch mit den von der Volksdeutschen Mittelstelle der SS vermittelten „ Fachberatern “ im Januar 1941 in Budapest auf die Gründung von Unterabteilungen im Volksbund . Er habe 1941 von dem aus den drei Leitern und deren mitgebrachtem Hilfspersonal bestehenden „ Import “ aus dem Deutschen Reich erwartet , dass dadurch die im Volks-
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