WENN DER FRANZL NUR NOCH FERI HEISSEN KANN
Es wäre an der Zeit zu unseren deutschen Vornamen zu stehen
Von Richard Guth
Ich muss mich bei all denjenigen entschuldigen , die meinen , ich meckere auch in diesem zweiten Beitrag nur über Anomalien des Sprachgebrauchs . Ja , stimmt , aber ich kann es leider nicht anders . Ich möchte hier auf etwas eingehen , das mich in letzter Zeit wieder intensiv beschäftigt hat .
Vor kurzem sind die Wahlen zu den Nationalitätenselbstverwaltungen zu Ende gegangen . Denen ist eine intensive und professionelle Infokampagne der LdU in der digitalen Wirklichkeit vorangegangen . Hut ab ! Das Sonntagsblatt wäre aber nicht das Sonntagsblatt und Richard Guth nicht Richard Guth , wenn man doch keine Merkwürdigkeit gefunden hätte . Wenn ich mich richtig entsinne , das Thema hatten wir schon einmal : die Namensgebung .
Die diesjährige , „ adrett ” zweisprachige Liste der LdU , Deutsch an erster Stelle , enthielt lediglich die ungarischen Vornamensvarianten unserer zu wählenden Vertreter ( Einheitsliste ). Die Landesliste war damit voll mit József , János , Teréz oder Magdolna beispielsweise , lediglich eine Maria und ein Stefan versteckte sich hinter den „ 47 Gesichtern ”, Letzterer serbiendeutscher Herkunft . Und auch die -nés feiern eine Rückkehr . Ich habe dies auf Facebook moniert und wurde daraufhin aufgeklärt , dass man die Namensvariante gewählt habe , die im Personalausweis eingetragen ist . Juristisch soweit nachvollziehbar , aber was ist mit anderen Faktoren wie Vorbildfunktion beispielsweise ? Könnten wir uns vorstellen , dass in einem Infomaterial der madjarischen parlamentarischen Vertretung der ethnischen Partei UMDR / RMDSZ in Rumänien , also beispielsweise der Parlamentarier Bende Sándor als Alexandru Bende auftaucht ?! Oder die Senatorin Kovács Irén Erzsébet als Irina Elisabeta Kovács ? Eher nicht ! Man geht sogar so weit , dass in fremdsprachigen Texten ( deutsch , rumänisch ) rumänienmadjarische Namen in der ungarischen Reihenfolge aufgeführt werden : also als Bende Sándor und nicht als Sándor Bende beispielsweise . Beim UMDR-Vorsitzenden ist die Sache eigentlich klar : Hunor ist ein urmadjarischer Vorname , er lässt sich nur schwer romanisieren . ( Fairerweise muss ich sagen , dass diese Festlegung auf die ungarischen Vornamenvarianten nach meinen Informationen in der LdU wohl nicht unumstritten war .)
Kritiker würden nun vorhalten , der eigene Vorname sei ein hohes Gut , etwas Höchstpersönliches . Stimmt , das will ich nicht in Abrede stellen . Aber wenn ich eine Funktion als Vertreter der deutschen Gemeinschaft anstrebe , dann soll es doch gestattet sein , andere Gesichtspunkte wie die Vorbildfunktion auch zu thematisieren . Dabei ist das ungarische
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Recht sehr liberal . Dass es nicht immer so war , das ist mir auch bewusst : Deswegen heiße ich Richard ( damals als Richárd eingetragen ) und nicht Sigmund , dessen Eintragung Mitte der 1970er Jahre meiner Mutter verweigert wurde . Zsigmond wollte sie dann auch nicht . Ich kann mich auch noch gut erinnern an die Diskussionen in der Slowakei , als madjarische Frauen gezwungen waren , ans Ende ihrer Nachnamen eine -ová anzuhängen . Genauso fremd müsste eigentlich für uns -né sein . Dass es nicht so ist , hat mit unserer ( Assimilations- ) Geschichte zu tun . Aber zurück zum Namensrecht . Seit gut drei Jahrzehnten ist es uns gestattet , deutsche Vornamen anzunehmen und eintragen zu lassen . Dazu entstand ein „ Verzeichnis der ungarndeutschen Vornamen ”, das jedes Standesamt besitzt und auf der Seite der LdU einzusehen ist . Zwei der Autoren , Dr . Maria Erb und Dr . Koloman Brenner , gingen mit gutem Beispiel voran und ließen in der Vergangenheit ihre Vornamen germanisieren und treten auch in der Öffentlichkeit so auf .
Aber man braucht gar nicht so weit zu gehen . Es besteht die Möglichkeit , die deutsche Namensvariante auf der Rückseite des Personalausweises eintragen zu lassen , wie es unser Schriftleiter Georg Kramm tat . Unbürokratisch , als verbrieftes Recht , man muss es nur tun . Auch für die Endung -né gäbe es eine deutschkonforme und gleichzeitig moderne Möglichkeit : der Doppelname , der den Mädchennamen mit dem Nachnamen des Ehepartners mit einem Bindestrich verbindet . Auch hier die Möglichkeit einer kompletten Namensänderung oder einer zusätzlichen Eintragung auf der Rückseite ! Diese Variante ist in der Generation meiner Eltern noch eine absolute Ausnahme ( gewesen ), heute - gerade in Akademikerhaushalten - oft die Regel .
Ähnlich wie in vielen anderen Bereichen , gewinnt man oft den Eindruck , als würden wir unsere Rechte kaum nutzen . Die deutschen Vornamen gehören zweifelsohne dazu . Die Jahre und Jahrzehnte der Entrechtung und des massiven Assimilationsdrucks lassen sich nicht rückgängig machen . Aber wir sollen ohnehin in die Zukunft blicken und die Möglichkeiten , die uns zustehen , intensiv nutzen - fernab der eigenen Komfortzone , alter Gewohnheiten und des sanften Zwangs durch die Mehrheitsbevölkerung . Denn nur so wird es eine deutsche Zukunft in Ungarn geben , gerade für eine Gemeinschaft , die bereits stark assimiliert und fragmentiert ist .
Daher kann es nur lauten : Sei Vorbild und steh zu unserem ungarndeutschen Vornamenserbe !
SoNNTAGSBLATT