Sonntagsblatt 2/2023 | Page 18

die Wiederherstellung der Grenzen des historischen Ungarn gewesen . Das erhoffte man sich jetzt von einer Zusammenarbeit mit den Deutschen . Dieses Konzept wurde auch vom Volksbund getragen , er widersprach diesem nicht . geboren wurde , was seine Muttersprache ist - weil dabei keine Wahlmöglichkeit besteht , sondern das Ganze einen Zustand beschreibt . In irgendeinen Zustand hineingeboren zu werden , ist kein Vaterlandsverrat . Die ungarländischen Schwaben haben als Teil der ungarischen Nation als Verbündete Deutschlands gekämpft , aber über dieses Bündnis haben nicht die Schwaben eine Entscheidung getroffen , sondern die Führungspersönlichkeiten des ungarischen - also madjarischen - und deutschen Volkes .
Die Schwaben wurden entweder in die ungarische oder die deutsche Armee eingezogen , und das war bzw . das konnte kein Gegenstand von Wahl und Nichtwahl sein : Es ging ja um verbündete Armeen . Die eventuelle Freiwilligkeit kann auch nicht als Vaterlandsverrat gewertet werden : aufgrund der Bündnispflicht . Als neuralgischen Punkt könnten wir auf die Organisation namens „ Volksbund “ blicken . Seine Mitgliederzahl betrug 1940 50.000 . Aber auch hier hält der Vorwurf des Vaterlandsverrats keiner Prüfung stand - aufgrund des bereits erwähnten deutsch-ungarischen Bündnisses sowie der offenen , engen Zusammenarbeit des Volksbundes mit der ungarischen Regierung . Der Volksbund betonte stets offen , dass seine Treue zur ungarischen Nation aufgrund seines angeborenen Deutschtums unerschütterlich sei - trotz der Verbundenheit mit Deutschland . Eine Ausweisung aus dem Land ist keinesfalls zu rechtfertigen , denn es ging um ungarische Staatsbürger , auf die man die damaligen ungarischen Gesetze hätte anwenden sollen und nicht das Prinzip der Kollektivschuld , das die Rechtsprechung auch damals nicht anerkannt hat .
Die deutsche Besetzung Ungarns am 19 . März 1944 hat eine neue Lage gebracht : Deutschland wurde vom Verbündeten zum Besatzer . In dieser Situation ist es völlig legitim zu untersuchen , wer diejenigen waren , die mit den deutschen Besatzern kollaborierten bzw . zusammenarbeiteten . Für eine Differenzierung sorgt die Tatsache , dass zur gleichen Zeit – zur Zeit der Besetzung - eine ungarische Regierung gebildet wurde , die mit den Deutschen kollaborierte und auf die die Individuen keinen Einfluss nehmen konnten . Die politische Leitlinie der kollaborierenden ungarischen Regierung hatte sich im Vergleich zu früher nicht grundlegend geändert . Ziel Nr . 1 der ungarischen Regierungen war seit jeher die Revision des Friedensvertrags von Trianon und
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Auf überraschende oder weniger überraschende Art und Weise hielt das kommunistische Regime nicht die Untersuchung der deutschen Besatzung 1944 für notwendig , sondern legte bei der Vertreibung die Daten der Volkszählung von 1941 zugrunde , d . h ., es wandte das Konzept des „ schuldgeladenen Volkes ” aufgrund der Volkszugehörigkeit an . Wenn wir uns darüber Gedanken machen , dann erkennen wir , dass das kein Zufall war . Denn , wenn sie die Lage anhand der Besatzung 1944 bewertet hätten , dann hätten sie ein Eigentor geschossen ! Auf die deutsche Besatzung folgte die sowjetische und deren Kollaborateure und Begünstiger waren die Kommunisten . Wenn die Kollaborateure bei den Deutschen Vaterlandsverräter waren , dann mussten auch die bei den Sowjets solche sein . Diese Selbstoffenbarung wollte das kommunistische Regime nach Möglichkeit vermeiden .
Die Kommunisten waren bestrebt , das Ungarndeutschtum in Gänze zu vertreiben , also nach Deutschland zu deportieren . Die Gesamtzahl des Ungarndeutschtums wurde damals offiziell mit 350.000 beziffert . Die deutsche Regierung ( Anm . des Übersetzers : besser sollte man hier von den Administrationen der Besatzungszonen sprechen ), von dem Vorhaben und den Zahlen informiert versprach die Aufnahme von 500.000 Personen . Das bedeutete , dass die Kommunisten dem Wunsch Stalins nach Vertreibung aller Volksdeutschen aus Ungarn nach Deutschland entsprechen konnten - und so nahmen sie sich der Aufgabe an . ( Anm . des Übersetzers : Auch wenn die Sowjetunion als Besatzungsmacht die entscheidende Macht besaß , muss hinzugefügt werden , dass in der Frage der Vertreibung die Mehrheit der Parteien eine befürwortende - wenn nicht danach verlangende - Position eingenommen hat , so auch die Vertreter der Kleinlandwirtepartei wie die der Nationalen Bauernpartei .)
Sie verkündeten die Parole : Die Schwaben sind mit einem Bündel gekommen , sie sollen auch mit einem Bündel gehen . In dieser unverschämten Parole fehlt nur , dass zwischendurch 250 Jahre vergangen sind und die fleißige Aufbauleistung der 250 Jahre dadurch verloren gegangen ist . Diejenigen , die die Schwaben in diese Lage brachten , sind die richtigen Vaterlandsverräter und haben mit den zurückgelassenen Gütern der Schwaben Geschäfte gemacht .
Die Vertreibung der Bevölkerung deutscher Nationalität in Edeck / Etyek erfolgte zwischen 6 . und 15 . März 1946 . 80 % der Dorfbevölkerung , 2500 Personen , wurden nach Deutschland deportiert . Man kann sich den Gemütszustand der Menschen kaum vorstellen , die die Hölle des Krieges durchlaufen hatten , seelisch verkrüppelt , verletzt durch die Traumata des Krieges oder schwer verletzt von der Front heimkehrten und versuchten im friedlichen Alltag ein neues Leben zu beginnen , um gleich nach der Rückkehr mit dem Vorwurf konfrontiert zu werden , sie seien Vaterlandsverräter ! Wodurch wurde für sie ein größeres Trauma verursacht : durch die Gräuel des Krieges oder durch diesen schweren Vorwurf ?
Zwecks Abwicklung der Vertreibung wurden im Dorf Komitees gebildet . Der Vorsitz wurde einem ortsansässigen Kommunisten anvertraut , dessen Niedrigkeit bekannt war und der die missliche Lage
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