Burgenland besessen und dort ihre Felder bestellt hätten , so Bürgermeister Mesics . In der Wendezeit hätte es Bestrebungen gegeben , die alte Straßenverbindung wiederherzustellen , aber nach einer Zeit sei dies nicht weiterverfolgt worden . Mesics sieht den Nutzen ohnehin nicht ( bei dann steigendem Durchgangsverkehr ), solange es keinen touristischen Betrieb im touristisch durchaus rege aufgesuchten Ort gebe .
Mittlerweile hat Ginisdorf 25 Einwohner - ein Zuwachs von 18 seit der Wende . Mesics lobt die seit 2010 bestehenden Bewerbungsmöglichkeiten , wodurch man viele Projekte wie die Erneuerung der kommunalen Straßen oder die Anschaffung des Dorfbusses habe umsetzen können - bis auf die Verbindungsstraße Richtung St . Gotthard , die noch auf eine Sanierung warte . Und tatsächlich macht das Dorf einen aufgeräumten Eindruck , was nach Mesics ’ Worten auch Österreicher bestätigen würden . Die Mehrheit der Neubürger habe Ginisdorfer Wurzeln , d . h . Groß- oder Urgroßeltern hätten früher im
Dorf gelebt , so sei ihr Grundstück erhalten geblieben und seine Größe habe seit der Wendezeit oft sogar noch zugenommen . Auch der Bürgermeister besitzt ein Grundstück , das früher vier Familien gehört hatte . Auch nach Ginisdorf seien viele nach der Wende mit falschen Erwartungen an das Landleben gezogen . Sie hätten z . B . nicht bedacht , dass sich die Landwirtschaft nicht von alleine regeln würde . Ein Teil dieser Menschen habe das Dorf wieder verlassen .
Ich nehme Abschied vom Dorf in idyllischer Tallage an der Gelöbniskapelle , die nach der Wende von Nachkommen einer vertriebenen Familie errichtet wurde - als Symbol für Gedenken und gleichzeitig für Neuanfang . _____________________________________________
Den Videobeitrag des Stadtfernsehens können Sie in ungarischer Sprache hier nachschauen : https :// fb . watch / iWUceIsMgs /
WIR GEDENKEN DER UNGARLÄNDISCHEN SCHWABEN
Von Richard Guth
Der handgeschriebene Brief von Pfarrer István Tőke auf Ungarisch an das Ordinariat , 16 . März 1946 : „ Hochachtungsvoll erstatte ich Bericht , dass gestern die Vertreibung der Schwaben aus Edeck / Etyek durchgeführt wurde , die Kampfgeräuschte verstummten und genauso die Polizeieinheiten abgezogen wurden : 500 Menschen , 300 Beamte …”
„ Wie es in diesen drei Wochen zugegangen ist , wie das Befreiungskomitee die Familien exekutierte , wie der Mann von der Frau , das Kind von den Eltern getrennt wurde - kann man kaum beschreiben . Es war ein erbarmungsloser , herzloser Job , im Ergebnis die vollständige Vernichtung dieser blühenden , reichen Gemeinde , die selbst die drei Monate währende Front des Krieges im Begriffe war in Kürze zu überwinden .”
„ Es tröstet mich , dass eine große Masse zur heiligen Kommunion kam , um so von ihrem Heimatdorf und den Gräbern der Väter Abschied zu nehmen .”
Von Rudolf Bender ( Deutsche Übersetzung : Richard Guth )
Die Ereignisse vor 77 Jahren rund um die Vertreibung sind nicht in Vergessenheit geraten . Die damaligen Geschehnisse haben in der Seele der Vertriebenen und deren Nachkommen Spuren hinterlassen , die bis heute währen .
Nach 1945 wurde die Bevölkerung auch mit dem Instrument der Vertreibung dazu gezwungen , die linke Ideologie zu akzeptieren . Die nicht eingelösten Versprechungen , die häufigen Anzeigen , das Fehlen des gemeinsamen Lastentragens , das Zerreißen des Bindegewebes der Gesellschaft geistern auch heute
SoNNTAGSBLATT herum . Die damaligen Gräueltaten – die auch viele Edecker traf – dürfen sich nicht wiederholen . Wir dürfen es nicht zulassen , dass dieses dunkle Kapitel der Geschichte wieder zurückkehrt .
Im Mai 1945 war der Zweite Weltkrieg zu Ende gegangen , Ungarn geriet unter sowjetische Besatzung . Im Land wurde Stalins Wille durchgedrückt , die ungarischen Handlanger der stalinistischen Brutalität hatten mit wirkungsvoller Unterstützung der sowjetischen Bajonette im ganzen Land ein Terrorregime eingeführt .
Die Durchführung des Terrors , der Willkür , der Unterdrückung wird unheimlich vereinfacht , wenn man gewisse Prinzipien als Grundwahrheiten durchzusetzen versucht . Eine solche „ Grundwahrheit ” ist das Prinzip der Kollektivschuld , das ein sehr nützlicher und effektiver Grundsatz ist : Mit dessen Hilfe kann man großen Massen die Lebensgrundlage entziehen , sie einschüchtern , ihrer Freiheit berauben und sogar massenhaft ermorden . Wir kennen dazu zahlreiche gute Beispiele : von der Großen Französischen Revolution über den Hitlerschen Nazismus bis hin zur kommunistischen Diktatur . Das Prinzip der Kollektivschuld hat nur einen Haken : Es ist nämlich grundfalsch ! Die Rechtswissenschaft und die Rechtsprechung lehnen es ab , denn sie können damit nichts anfangen . Um ein einfaches Beispiel zu nennen : Wenn im Dorf ein Hahn gestohlen wird , heißt es nicht , dass alle Dorfbewohner Diebe sind . Laut des Prinzips der Kollektivschuld schon , so dass man das ganze Dorf verurteilen kann !
Wessen wurden die ungarländischen Schwaben beschuldigt ? Des Vaterlandsverrats ? Vaterlandsverräter , weil sie als Deutsche geboren wurden , sich zur deutschen Volkszugehörigkeit bekannt haben , deutscher Muttersprache waren und / oder Mitglieder des Volksbunds waren ? Es ist nicht schwer einzusehen , dass keiner etwas dafür kann , als was er
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