Wassertheurer : Wenn Sie für die Zukunft der Ungarndeutschen drei Wünsche offen hätten , welche wären das ?
Mein erster Wunsch ist , dass die ungarndeutsche Gemeinschaft die Wichtigkeit der deutschen Muttersprache für die Existenz der Minderheiten erkennt . Wenn wir das Schicksal einer vollständigen Assimilation vermeiden wollen , ist es notwendig , unsere Sprache als Teil unserer Identität zu bewahren .
Mein zweiter Wunsch ist , dass die ungarndeutsche Gemeinschaft die Kraft und die Energie in sich findet , die eigene Identität so zu stärken , dass sie auf die Herausforderungen des 21 . Jahrhunderts entsprechende Antworten geben kann . Wir leben in einer Zeit der Möglichkeiten und Herausforderungen : Die Ungarndeutschen leben verstreuter denn je und die gemeinsamen Erlebnisse und Traumata der älteren Generationen verblassen langsam . Es müssen Strategien gefunden werden , die helfen , die Werte und die Identität des Ungarndeutschtums zu bewahren , gleichzeitig muss man sich jedoch auch den sich stetig verändernden Umständen anpassen .
Mein dritter und wohl zugleich wichtigster Wunsch ist , dass die Ungarndeutschen , egal wo und wie sie leben , ihr Glück finden . Denn was nützen uns Identität und Sprache , wenn Sicherheit und Lebensunterhalt nicht gegeben sind . Das 20 . Jahrhundert barg schreckliche Erlebnisse in sich , folglich wünsche ich meiner Gemeinschaft , dass sie prosperiert und mit mehr Selbstbewusstsein in die Zukunft blickt .
Wassertheurer : Danke für das Interview !
Ibolya Hock-Englender : „ Wir müssen die parlamentarische Arbeit noch transparenter machen ”
26 . Mai 2022 , Quelle : LdU-Presse , bearbeitet von Richard Guth
Die Sitzung des 47-köpfigen Entscheidungsgremiums der Landesselbstverwaltung der Ungarndeutschen begann am 21 . Mai mit Abschiednehmen : Vorsitzende Ibolya Hock-Englender bedankte sich bei Dr . Attila Buzál für seinen langjährigen engagierten Einsatz für die Belange der LdU . Rechtsanwalt Buzál verabschiedete sich nach 23 Jahren Arbeit für die Landesselbstverwaltung . Anschließend kam es zu einer Vereidigungszeremonie : Nachdem das Mandat einer Abgeordneten kürzlich endete , legte Nachfolgerin Ilona Elisabeth Piller-Fódi zu Beginn der Sitzung in Budapest den Amtseid ab .
Nach diesen feierlichen Momenten präsentierte die Wirtschaftsleiterin der LdU den Rechnungsabschluss für das vergangene Jahr . Ildikó Tóth-Szabó wies darauf hin , dass die Corona-Pandemie auch 2021 schwerwiegende Auswirkungen auf die Landesselbstverwaltung hatte – vor allem auf die von der LdU getragenen Bildungs- und Kultureinrichtungen . Neben einem ungewöhnlichen Schuljahr und der Schließung der Deutschen Bühne Ungarn für fast ein halbes Jahr gab es auch einige positive Entwicklungen : Im Januar wurde nämlich das Ungarndeutsche Pädagogische und Methodische Zentrum gegründet , das seither effizient arbeitet . Dank der Zuschüsse der deutschen und ungarischen Regierung konnte man zum Beispiel am Valeria-Koch-Bildungszentrum in Fünfkirchen , dem Friedrich-Schiller-Gymnasium in Werischwar und der LdU-Zentrale in Budapest bedeutende Investitionen tätigen . Die Vollversammlung nahm die Haushaltsrechnungen der Bildungsinstitutionen aus dem vergangenen Jahr an .
In einem umfassenden Bericht fassten die Geschäftsstelle der LdU und ihre 11 Regionalbüros ihre Aktivitäten im vergangenen Jahr und im Jahr davor zusammen . Das Dokument berichtete über unerwartete Aufgaben aufgrund der Pandemie , die Integration neuer Mitarbeiter , eine Kassenprüfung , die Sicherstellung der Einhaltung der europäischen Datenschutz-Grundverordnung , die Renovierung der LdU-Zentrale , das Stipendienprogramm für angehende Nationalitätenpädagogen , die Einrichtung eines unabhängigen pädagogischen und methodischen Zentrums sowie rechtliche und wirtschaftliche Fragen im Zusammenhang mit der Übernahme der Trägerschaft von Einrichtungen , des Weiteren zahlreiche Investitionen in die Infrastruktur , viele kulturelle Projekte , eine neue LdU-Website , die Schaffung neuer ungarndeutscher Lehrpfade und eine Strategieentwicklung , um nur einige Projekte zu nennen . Weiter erhöht wird die Zahl der von örtlichen deutschen Selbstverwaltungen getragenen öffentlichen Bildungseinrichtungen , da die Vollversammlung Surgetin und Lantschuk die Zustimmung erteilt hat , die Trägerschaft der Kindergärten und Kinderkrippen ihrer Gemeinden zu übernehmen . Nach dem Nationalitätengesetz ist dies nur möglich , wenn mindestens drei Viertel der Kinder und Schüler in der jeweiligen Einrichtung an der Nationalitäten-Kindergarten- und Schulbildung teilnehmen . Dabei muss die Einrichtung den strengen Kriterien der LdU entsprechen . Ziel in der Zukunft sei es , die Qualität der Erziehungs- und Bildungsarbeit weiter zu verbessern .
Der Kultur- und Medienausschuss informierte die Vollversammlung über die Verteilung der Förderung des Bundesministeriums des Innern und für Heimat für die Ausstattung von Kulturgruppen . Aus dem Bericht ging hervor , dass 31 der 34 eingegangenen Anträge als förderfähig eingestuft wurden . 31 Kulturvereine können sich Musikinstrumente und Trachten für insgesamt etwas mehr als 33.000 Euro besorgen . Die Amtszeit der derzeitigen Intendantin der Deutschen Bühne Ungarn endet am 30 . November dieses Jahres . Katharina Lotz , die das Theater in Seksard seit 2017 leitet , hat sich neben einem weiteren Kandidaten erneut um den Posten der Intendantin beworben und wurde von einem achtköpfigen Fachausschuss auch diesmal für geeignet befunden . Die Intendantin , die in ihrer Bewerbung das deutschsprachige Schauspiel als Mittel der Bewahrung der Kultur der Ungarndeutschen bezeichnete , wird das DBU per Beschluss weitere fünf Jahre leiten .
Die stellvertretende Vorsitzende , Olivia Schubert berichtete in einer schriftlichen Vorlage über die Aktivitäten des LdU-Managements im vergangenen Quartal . Darin ist von einem breiten Spektrum an Aufgaben zu lesen , von Immobilien- und Ausschreibungsprojekten der Einrichtungen in eigener Trägerschaft bis hin zu den Parlamentswahlen , den zahlreichen Veranstaltungen , den laufenden beruflichen Kontakten im In- und Ausland und der Koordinierung von Infrastrukturinvestitionen . In gleicher Weise informierte der neu gewählte deutsche Abgeordnete Emmerich Ritter über seine Arbeit . Er habe Konsultationen mit den verschiedenen Fraktionen aufgenommen , sein Ziel sei es nach wie vor , Fragen , die die Nationalitäten direkt betreffen , aus den täglichen politischen Kämpfen herauszunehmen .
Ibolya Hock-Englender gab einen ausführlichen Bericht über die Parlamentswahlen am 3 . April ab . Die LdU-Vorsitzende wies gemeinsam mit Emmerich Ritter darauf hin , dass es erfreulich sei , dass es der ungarndeutschen Gemeinschaft erneut gelungen sei , genügend Stimmen zu erzielen . Sie betonte , dass bis zu den nächsten Wahlen noch mehr Wert auf kontinuierliche Kommunikation gelegt werden müsse , um die parlamentarische Arbeit noch transparenter und verständlicher zu machen .
Der LdU-Jugendausschuss berichtete über die 7 . Ungarndeutsche Jugendkonferenz im April . Mitglied Erik Richolm erklärte , das zentrale Thema des Wochenendes in Maan war , die Jugendstrategie der LdU mit modernen Inhalten , Ideen und konkreten Plänen zu füllen . Dazu wurden in vier Arbeitsgruppen Ideen entwickelt ( zu Tracht , Talentförderung , Kommunikation und Einbindung junger Menschen vor Ort ).
Im Rahmen der Versammlung wurde die Umbenennung des großen Veranstaltungssaales in Otto-Heinek-Saal beschlossen . Am 30 . Mai fand bereits die erste Veranstaltung mit den beiden Otto-Heinek-Preisträgern Dr . Beate Márkus und Dr . Helmut Hermann Bechtel statt .
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