Großeltern haben viele Geschichten über diese Zeit , die ethnische Kultur und die Traditionen erzählt und ich habe ihnen als Kind immer gern zugehört . Aber es kam eine Madjarisierungswelle in Sammet , weshalb die deutsche und schwäbische Sprache fast völlig entwurzelt wurden . Deswegen habe ich als Kind kein schwäbisches Wort oder Lied mehr gelernt , meine Großmutter hat mit mir nie deutsch gesprochen – das ist nicht meine ungarndeutsche Geschichte . Meine Geschichte begann mit der Wiederbelebung der Traditionen . Ich musste wissentlich den Weg meiner Vorfahren wieder beschreiten . Mein Mittel für diese Reise war die deutsche Sprache . Ich ging in die erste Klasse der Sammeter Grundschule , als ich mit dem Deutschlernen begonnen habe . Das wurde fortan Teil meines Lebens .
Der nächste Meilenstein meines Ungarndeutschtums war im Jahr 2006 , als ich Mitglied der Deutschen Volkstanzgruppe in der Grundschule Sammet geworden bin . Nach zwei Jahren bin ich der deutschen Kindertanzgruppe von Niklo / Dunaszentmiklós beigetreten . Ich erinnere mich noch gut an meinen ersten Auftritt : Ich trug einen schönen roten Rock mit einer weißen Schürze und einer weißen Bluse . Ich hatte auch zwei geflochtene Zöpfe . Ich habe mit meiner Schwester und meiner Freundin getanzt und es hat uns viel Spaß gemacht . Die Zeit verging schnell und im Jahr 2012 wurde ich Mitglied der Erwachsenentanzgruppe Niklo . Ich kann sagen , dass der Tanz und die schwäbische Kultur meine Identität geprägt und meine Lebensziele beeinflusst haben . Diese haben mir geholfen , eine solche Jugendliche zu sein , die ihre Wurzeln und ihr Erbe sehr gut kennt und darauf achtet .
Glücklicherweise konnte ich meine Deutschkenntnisse am Gymnasium weiter ausbauen . Es gab viele Möglichkeiten , zum Beispiel Studienreisen , Wettbewerbe und Kulturprogramme , wo ich viel über die Sprache und das Deutschtum gelernt habe . Ich werde meinen Lehrerinnen und Lehrern und dem József-Eötvös-Gymnasium in Totis / Tata immer dankbar sein . Ich hatte auch die Möglichkeit , das Deutsche Sprachdiplom II auf dem Niveau C1 dort abzulegen .
Neben der Schule stellen die lokalen Kulturgruppen und Vereine in Sammet das zweite Betätigungsfeld dar . Bei der Gemeinschaftsarbeit helfe ich immer gern . Ich bin eines der Gründungsmitglieder vom Deutschen Verein „ Edelweiss “ zur Erhaltung der Traditionen , der im Jahr 2017 gegründet wurde . Wenn ich die Möglichkeit habe , helfe ich bei der Organisation und der Durchführung der Veranstaltungen des Vereins mit . Das ist heute Teil meines Lebens geworden . Am Anfang dieser Veranstaltungen , wenn die Volkshymne der Deutschen in Ungarn erklingt , bin ich immer gerührt . Ich denke , dass man mit Musik und Gesang seinen Vorfahren näherkommen und auch diese Erbschaften weiterbringen kann . Sei es eine Hymne , ein Christkindlspiel an Weihnachten oder ein Lied für die Heimat – sie sind voll mit Gefühlen für mich . Deswegen mag ich auch solche Lieder und Gesangsstücke selbst singen und spielen .
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Ich hatte auch einen prägsamen Sommer im Jahr 2019 , als ich im Deutschen Nationalitätenmuseum in Totis gearbeitet habe . Meine Aufgabe war es , in Sammet und in Niklo Interviews über Traditionen und Erinnerungen zu führen , damit das Museum seine Foto- und Tonsammlung erweitern kann . Ich besuchte alte Bewohner , die über schwäbische Traditionen noch etwas hören und wissen konnten und ich verbrachte lange Zeit mit der Geschichte von Sammet . Diese Erlebnisse gaben mir auch sehr viel : nicht nur für meine ungarndeutsche Identität , sondern auch für meine Berufung in der Zukunft . Zurzeit studiere ich Psychologie auf Master an der Péter-Pázmány-Katholischen-Universität in Budapest . Ich mag mich mit Menschen zu beschäftigen und ihre Geschichten anzuhören . Meiner Meinung nach bieten folgende Dinge eine Lösung , um die Unterschiede zwischen den alten und jungen Generationen zu überwinden : Empathie und Aufmerksamkeit . Diese zwei Sachen sind sehr wichtig , um einander zu verstehen und das Zusammengehörigkeitsgefühl zu stärken .
Obwohl es wichtig ist , unsere Traditionen zu pflegen , soll man dennoch mit der Zeit gehen und neue Dinge ausprobieren . In meinem Ungarndeutschtum ist es die Tanzgruppe Fliegende Zöpfe . Ich bin einer der Gründer und bin sehr begeistert , traditionelle und moderne Tanzfiguren zu verschmelzen .
In meinem Leben achte ich sehr darauf , ein Gleichgewicht zwischen der Pflege des Brauchtums einerseits und der Anpassung an die veränderte Welt und die neuen Gewohnheiten andererseits zu wahren .
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