über Jahrhunderte dem Land und seinem Volke nur Unglück , Krieg und Leid , speziell den einfachen Menschen , gebracht hat . Wann werden die verantwortlichen Politiker aus der Geschichte lernen ?
Durch das Europa der Völker - durch die EU - öffnen sich doch jedem Bewohner Ungarns , ob deutscher Abstammung oder Madjare , ungeahnte Perspektiven . Die Wirtschaft hat es begriffen , die z . Zt . führenden Politiker Ungarns noch nicht .
Bleibt nur die Hoffnung , dass die ungarische Nation und die EU verständnisvoller zueinanderfinden zum Wohle Ungarns und ganz Europas und damit auch zum Wohle meines Dorfes Isszimmer sowie aller Ungarndeutscher , wo auch immer sie heute leben .
Zurückblickend habe ich eigentlich zu allen geschilderten Orten , die meinen Lebensweg entscheidend bestimmten , „ Heimatgefühle ” gemäß meines damaligen Lebensabschnittes , also überall eine „ Teilheimat ”.
Es war nicht immer einfach , in seinem Leben so weit zurückzublicken , in manchem auch schwer und psychisch oft sogar belastend . Einige Ereignisse haben sich auch stärker im Gedächtnis fixiert und für den weiteren Lebensweg geprägt , andere fielen , mehr oder weniger bedeutend , dem Vergessen anheim , was sicher auch gut so ist , um unbeschwert den weiteren Lebensweg gehen zu können .
Somit fühle ich mich keinesfalls ohne Heimat oder gar heimatlos . Ich füge meine Teilheimaten zu einem Ganzen zusammen und habe so eine bunte , weite Heimat mit vielen Eindrücken und Erkenntnissen gewonnen , die mir in der Heimat alten Stils sicher verwehrt geblieben wäre .
Dennoch - man kann es drehen und wenden , wie man will – war Ungarn für mein Leben von Anfang an ein zentraler Fixpunkt und ist es über die Jahrzehnte auch geblieben , zumal – und hier schließt sich der Lebenskreis – die Vertreibung aus Ungarn 1948 mit der Flucht über Ungarn 1989 in die BRD seinen schicksalhaften Höhepunkt und Abschluss fand .
Auch wenn ich heute ein bewusster , der deutschen Nation zugewandter Deutscher bin , vielleicht weil es meine Vorfahren auch immer waren , ist mir das Schicksal und der Weg Ungarns bis in mein Alter hinein nie gleichgültig gewesen – und das wird immer so sein , so lange ich lebe .
Deshalb besorgt mich heute , dass Ungarn wieder in sein nationalistisches Denken zurückfällt , was schon
MEIN ( UNGARN- )
SoNNTAGSBLATT
Ziehe ich ein Resümee über meine wichtigsten schriftlichen Bemühungen während meines Lebensweges , war für mich meine Promotionsarbeit vor 58 Jahren eine Aktivität , der ich mich zum erfolgreichen Abschluss meines Studiums verpflichtet fühlte , sowie meine über 55-jährigen Nachforschungen über meine Ahnen , die dem Interesse für die Herkunft und den Verbleib eines großen Isszimmerer Familienstammes geschuldet waren , während diese umfangreichen Erinnerungen an so viele Jahrzehnte meines Lebens ein Eintauchen und einen Rückblick , ja auch eine innere Verarbeitung meines Lebens darstellen .
Schließen möchte ich rückblickend über all die Jahrzehnte meines Lebens mit der Erkenntnis und Zuversicht aus einem Gedicht des deutschen Dichters und Dramatikers Bertold Brecht ( 1898-1956 ) zitieren :
Was geschehen ist , ist geschehen . Das Wasser Das du in den Wein gossest , kannst du Nicht mehr herausschütten , aber Alles wandelt sich . Neu beginnen kannst du mit dem letzten Atemzug .
DEUTSCHTUM ( 36 )
Anton-Rieder-Jugendpreisträgerin Barbara Geiling aus Sammet / Szomód über die Frage , was ihr Ungarndeutschtum ausmacht
„ Mein Ungarndeutschtum ”. Der Titel meines Artikels liegt auf meinem Tisch und ich denke lange Zeit darüber nach , was mein Ungarndeutschtum für mich bedeutet . Ich habe mich heutzutage viel mit diesem Thema beschäftigt , es waren viele Ereignisse , die mich zum Nachdenken bewegt haben . Vor einem Monat ( Herbst 2021 , Red .) habe ich den Anton-Rieder-Jugendpreis bekommen , der ein herzliches Geschenk und eine gewaltige Ehre für mich war und was ich bestimmt nie vergessen werde .
Es gibt manche Situationen im Leben eines Menschen , die entscheidend und wichtig sind und erhebliche Auswirkungen auf den Lebensweg dieses Menschen haben können . Eine von diesen Situationen war die Begegnung mit der deutschen Kultur und Sprache . Von meiner Familie habe ich gelernt , dass mein Nachname „ Geiling ” schwäbische Wurzeln hat und dass meine Urgroßeltern noch Deutsch sprechen konnten . Mit meinem Urgroßvater haben seine Eltern bis zu seinem dritten Lebensjahr nur Deutsch gesprochen . Meine
27