Sonntagsblatt 2/2019 | Page 12

auf, mit welcher er bis 1848 auftrat. Zwischendurch führte ihn eine Konzertreise nach Wien, Pest und einige deutsche Städte. Am 15. Oktober 1848 begab er sich mit 30 Musikern nach Ame- rika, wo er in New York, Boston, Philadelphia, Baltimore usw. Konzerte gab. Bei der Amtseinführung des US-Präsidenten Taylor war Gungl seitens der Regierung mit der musikalischen Umrahmung be- traut. Ende August 1849 aus der Neuen Welt zurückgekehrt, gastierte er in St. Petersburg und Pawlowsk. In Wien, wohin er 1856 ging, war es ihm nicht gelungen, sich gegen Johann Strauß durch- zusetzen, so dass er vorübergehend wieder Militärkapellmeister (in Brünn) wurde. In München gründete Gungl 1864 wiederum eine Kapelle, mit welcher er Berlin, Kopenhagen, Stockholm, Amsterdam und die Schweiz bereiste. 1872 übersiedelte er von München nach Berlin, wo er im Konzerthaus auftrat. Von hier erfolgten Abstecher nach Breslau und Warschau. In London di- rigierte er ein 100 Mann starkes Orchester. Die nächsten Sta- tionen waren Schwerin, wiederum München und 1880 abermals für vier Wochen London. 1881 dirigierte er ein Orchester bei den Opernbällen in Paris. Danach trat er noch in Bremen, Köln und Weimar auf. Bei einem Manne von der Kompetenz eines Josef Gungl dürften die Engagements infolge seines Bekanntheits- grades relativ problemlos zustande gekommen sein, wenn auch Anhaltspunkte dafür vorliegen, dass auch er den Lebenskampf kannte. Es ist naheliegend anzunehmen, dass der Meister bei seinen Konzerten in erster Linie seine Eigenschöpfungen ins Programm nahm. Dennoch - er hatte in sein Repertoire auch Symphonien und andere Werke der gehobenen Musikkultur, z. B. von Haydn, Beethoven, Mozart und Mendelssohn einbezo- gen. Wie der Gungl-Forscher Alfred Dreher nachweisen konnte, gab der schon längst international populär gewordene Kapell- meister z. B. in Hamburg im Jahre 1878 gemeinsam mit Eduard Strauß öffentliche Konzerte. Übrigens: Die Kurkapelle in Bad Reichenhall wurde 1868 von Josef Gungl gegründet; er übergab sie dann seinem Schwiegersohn, Gustav Paepke (1853-1933), der auch kompositorisch war. Gungls Töchter Virginie, Katharina, Maria, Cajetana und Martha waren ebenfalls musikalisch begabt und wurden entsprechend ausgebildet. Die Beliebtheit Josef Gungls bis zu seinem Tode am 1. Februar 1889 in Weimar fand in München insofern einen besonderen Hö- hepunkt, als bereits 1864, da er in die Stadt kam, eine Kapelle mit der Bezeichnung „Dilettantenverein Wilde Gungl“ gegrün- det wurde, welche später in „Münchner Orchesterverein Wilde Gungl“ umbenannt wurde und heute noch besteht! In einer Schrift über seine Heimatgemeinde heißt es bei Franz Jelinek hierzu wörtlich: „Gungl selbst behielt gute Beziehungen zu dieser Kapelle, sie überdauerte sogar seinen Daueraufenthalt in München. Er bezeichnete sie jedoch mit dem Namen ,Kapelle á la Gungl‘.. Der Initiator dieser Neugründung war der Jurist Ernst Rutz, der von dieser seiner Idee so „fanatisch begeistert“ war, „dass man ihn auch den Wilden Gungl nannte“; das erfahren wir aus der Festschrift des Vereins vom Jahre 1970. Rutz war übrigens in den ersten zehn Jahren auch der Dirigent der neuen Kapelle. Der Verein konnte bereits im Jahre 1875 Prof. Franz Strauß, den Vater von Richard Strauß, als Berufsdirigenten gewinnen. (Quelle: Berichte aus Robert Rohr: Unser klingendes Erbe) 12 Schicksale auf der Adria im Ersten Weltkrieg Von Hans Dama Dass Befehle anstandslos auszuführen sind und bei gegentei- ligem Verhalten in Kriegszeiten der/die Befehlsverweigerer we- gen Wehrkraftzersetzung oder Landesverrat im Schnellverfahren von einem Militärgericht sogar kurzerhand abgeurteilt und zum Tode befördert werden konnte/n, ist eine bekannte Tatsache, die bedauerlicherweise vielen Menschen in den verschiedensten Armeen das Leben gekostet hat. Schon die kleinste Unachtsam- keit, eine unachtsamer Weise geäußerte Bemerkung oder ein harmloser Verdacht brachte schon so manchen Unschuldigen vors Kriegsgericht, was auch mit dem Verhalten des befehlenden Kommandanten in Zusammenhang gebracht werden konnte. Nicht anders drohte es im Ersten Weltkrieg vielen Soldaten der k. u. k. Armee und ihren Kameraden zu ergehen, die im März des letzten Kriegsjahres 1918 in der k. u. k. Armee im Bereich der oberen Adria ihren Kriegsdienst leisteten, nachdem sie in den letzten Jahren an verschiedenen Schauplätzen des Krieges im Einsatz gewesen waren. In einem Hafen in der Bucht von Kotor − damals Cattaro – (in Montenegro) wurden Teile ihrer Einheit eingeschifft und warteten auf weitere Befehle. Man wusste, dass der Krieg nicht mehr lange währen kann. Die Männer saßen in Gedanken versunken unter Deck und dachten an ihre Familien in der fernen Heimat, ob sie diese je einmal wiedersehen werden? Die Ausdünstungen der Soldaten wie die miese Luft im geschlos- senen Raum versetzten die von den vielen Kriegsereignissen gezeichneten, ausgemergelten Männer in dösende Zustände. Niemand wusste, wohin sie gebracht werden sollten, wie lange die Reise unter Tag wohl dauern wird. Jeder war in seine Ge- danken versunken, wenn er es noch schaffte, halbwach zu ver- harren. Kriegsmüde waren ja schon alle und man sehnte das Kriegsende herbei; doch darüber zu sprechen, traute sich ver- ständlicherweise keiner… Aus ihrer Lethargie gerissen wurden die Männer erst als es durch das Deck ertönte: Gefreite Peter Erler* und Alois Müller* zum Oberleutnant… Die Genannten erhoben sich schwerfällig, richte- ten ihre Montur zurecht und trotteten in Richtung „nach oben“… Oberleutnant Danker*, ein hochgewachsener schlanker Mann um die Dreißig, erwartete die beiden mit ernster Miene, was nichts Gutes zu bedeuten hatte, denn der stets aufgelockert-hei- tere Offizier wollte seine Leute auch in den schweren Kriegszei- ten bei der Stange halten, was ihm durch Milde, Gutmütigkeit und seinen gesunden Humor bislang mitunter auch gelungen war. Doch dieser ernste Gesichtsausdruck wird wohl nichts An- genehmes verheißen: Was bedeutet schon „Angenehmes“ im 4. Jahr des verheerenden Weltkrieges…? Als die beiden zum Rapport Befohlenen der ernsten Miene des Vorgesetzten gewahr wurden, ahnten sie bereits, dass nun nichts Gutes auf sie zukommen werde… „Leute, ich habe vom AOK (Armeeoberkommando) einen Befehl erhalten, euch beide auf eine Sondermission zu entsenden: Ihr werdet in zirka einer halben Stunden von Booten an Land, d. h. auf eine kleine unbewohnte Insel gebracht. Munition und Ver- pflegung sind vorbereitet: ein MG, eure Gewehre und je einen M 1898 Rast und Gasser-Revolver sowie ausreichend Munition für alle Waffen. Zusätzlich einige Handgranaten. Eure Mission ist die Beobachtung jeglicher Bewegungen im Wasser, auf dem gegenüberliegenden Festland und in der Luft. Feldstecher und Fernrohr gehören ebenfalls zu eurer Ausrüstung… Nach zwei Tagen kommt ein aus Triest auslaufendes Dampfschiff und wird euch um die Mittagszeit an Bord holen/nehmen. Erken- nungszeichen des Schiffes: wiederholte drei kurze Signaltöne! Mit der weißen (unauffälligen) Fahne in eurer Ausrüstung erwi- dert ihr das Zeichen. Kein Feuer nachts, zumindest kein sicht- bares! Richtet Euch so ein, dass ihr euch den Tee, Kaffee und warmes Essen in einem geschützten Bereich zubereiten könnt! SoNNTAGSBLATT