me vom Jubiläum, die man im Internet hochgeladen hat. Kon-
feriert wird die Feierstunde von einem leitenden Chormitglied
ausschließlich auf Ungarisch. Die einzige Person, die in diesem
Mitschnitt die deutsche Sprache benutzt, ist der Vorsitzende der
örtlichen deutschen Selbstverwaltung, aber auch er wechselt
nach drei Sätzen ins Ungarische, was von Gelächtern (der Er-
leichterung oder der Gewohnheit) begleitet wird. Im deutschen
Teil sendet die Moderatorin deutliche Signale hinaus, als ver-
stünde sie Deutsch. Warum verwendet sie Deutsch nicht? Weil
das irgendwie nicht mehr erforderlich sei, da ja alle des Ungari-
schen mächtig sind und es vor sechzig Jahren verpönt war, in
der Öffentlichkeit deutsch zu sprechen?! Weil man die Sprache
nicht mehr von zu Hause aus spricht und daran auch die Schu-
le einen maßgeblichen Anteil hatte? Hat man aber schon mal
von Vorbildfunktion gehört, gerade für die kommenden Gene-
rationen? Gäbe es nicht die Möglichkeit diese Ahnensprache
nachträglich zu lernen und zur Übung mit anderen zusammen
zu sprechen? Was macht dann das „Deutschsein” dieses Cho-
res aus? Dass sie auch ein paar deutsche Lieder singen oder
deutscher Abstammung sind?! Ich fürchte, das ist zu wenig.
Da kommen mir die Worte der slowakeimadjarischen Forsche-
rin Dr. Zsuzsanna Lampl-Mészáros, mit der wir in der letzten
Ausgabe des Sonntagsblattes ein Interview geführt haben (SB
01-2019), in den Sinn: Ohne Sprachgebrauch keine Identität.
Google Maps, Facebook:
Ungarndeutsche Ortsnamen sucht
man vergebens auf Online-Landkarten
Von Stefan Pleyer
Wenn die Südtiroler sich unterwegs oder zu Hause im Netz
mit Hilfe der italienischen Google-Maps-Landkarte orientieren
möchten, können sie die dortigen Ortsnamen in ihrer deutschen
Version lesen - die Deutschbelgier, die Deutschböhmen, die El-
sass-Lothringer genauso. Auch in Ungarn zeigen die Bildschirme
der Handys, Computer und Tablets ganze Gebiete, wo elektro-
nisch Minderheitensprachen verwendet wurden: Z.B. die ganze
Branau und noch weitere Landesteile verfügen über zahllose
kroatische Ortsnamen. Dahingegen abgesehen von Ödenburg
und der Totiser Kolonie gar keine ungarndeutschen…
Stellen wir etwas sofort am Anfang klar: Es ist im Leben einer
Nationalität äußerst wichtig, wenn ein zusätzliches Ortsschild in
der Namensvariante einer Minderheit am Ortseingang installiert
wird - so merkt man sofort, dass es hier, in der Ortschaft, eine
Bevölkerungsgruppe gibt, die das jeweilige Dorf anderswie nennt
als die Mehrheit und das ist Teil ihrer Identität. In unserer komple-
xen, bunten Welt erscheinen jedoch auch andere Dimensionen
dieser Frage. Für die heutigen jüngeren Menschen ist es eben-
falls wichtig, dass sie diese Identitätselemente, in unserem Falle
die deutschen Namen der ungarischen Dörfer und Städte, auch
auf modernen Online-Plattformen benutzen könnten.
Im Jahre 2019 studieren nur noch wenige gedruckte Landkarten,
die Mehrheit plant die Dienstreisen, Urlaube vor dem Compu-
ter mithilfe von Google Maps oder anderen Applikationen, also
Anwendungen. Die X-Y-Generationen leben ein sehr aktives Le-
ben beispielsweise auf Facebook oder Instagram, wobei sie den
Hochgeschätzten darüber informieren wollen, wie und wo sie
ihre Tage verbracht haben und die Jugendlichen fügen dabei zu
Ereignissen Orte. Im Kreise von Minderheitenangehörigen sind
ähnliche Tendenzen zu beobachten.
SoNNTAGSBLATT
Die Praxis der europäischen auslandsdeutschen Volksgruppen
zeigen ein positives Gesamtbild: In Südtirol, Elsaß-Lothringen,
im deutschsprachigen Teil Belgiens und im ehemaligen Deutsch-
böhmen (also dort, wo es auch heute deutsche Bevölkerung gibt)
wurden die Namen der Siedlungen auf Google Maps übersetzt
und auf der Karte eingetragen, in Nordschleswig nur die größe-
ren Städte. Bei uns in Ungarn ist dieses Vorgehen auch nicht
unbekannt und manche Minderheiten nutzen das: Schalten wir
die ungarische Karte bei Google auf Kroatisch um - es scheint
so, als gehöre die ganze Branau zu Kroatien - die kleinsten Dör-
fer tragen stolz die kroatischen Namen online (auch landesweit
merken wir die Spuren der emsigen kroatischen Online-Namens-
geber, Andzabeg-Érd, Kestel-Keszthely, Dundus-Gyöngyös,
usw.). Jedoch wenn wir im Menü die Sprache Deutsch wählen,
findet man in Ungarn nur ein paar deutsche Ortsbezeichnungen
wie Ödenburg, Gran, Jahrmarkt, aber keine weiteren deutschen
Ortsnamen.
Bereits stellten viele Internetnutzer die Frage an Google oder
formulierten diese in Foren, wie man dieses Problem beheben
könnte. Anscheinend folgt die Firma Google bei der deutschen
Namensgebung keinen klaren Grundsätzen, was auf die Karten
soll und was nicht. Auf jeden Fall stehen wir einer Aufgabe ge-
genüber, Google darüber zu informieren und von der Notwendig-
keit der Veränderung zu überzeugen, da wenn diese Funktion
der ungarndeutschen Ortsnamen auch für das Volk von Face-
book und Instagram erreichbar wäre, bedeute dieses winzige
Plus noch einen weiteren Kompass im Alltag und nicht nur im
topographischen Sinne.
Zeitgeschehen-Geschichte
s
Jubiläumsjahr
für Schambecks berühmten Sohn
Josef Gungl
- vor 210 Jahren geboren – vor 130 Jahren gestorben
Von Georg Krix
Ein Komponist, der - wie es auch heute noch ist - bei Bega-
bung und etwas Glück und Erfolg gerne in die Metropolen zog.
Josef Gungl (geb. am 1. Dezember 1809 in Schambeck/Zsám-
bék, gest. am 31. Januar 1889 in Weimar) zählte dazu.
Sein Dorflehrer unterwies ihn als erster in Musik. Später, als er
Lehrergehilfe im Heimatbereich war, unterrichtete ihn der Re-
genschori Saemann in Ofen (Buda). 1828 rückte er nach Pest
ein, 1835 ging er als Obrist zum 4. Artellerie-Regiment nach
Graz, wo er nach dem Abschied des Kapellmeisters dessen
Posten antreten durfte. Dort führte er die Orchestermusik (mit
Saiteninstrumenten) für öffentliche Vergnügungen ein. Gungl
wurde der „Gratzer Strauß“ genannt. 1836 schrieb er seine erste
Komposition, den „Ungarischen Marsch“. Insgesamt schuf er 436
Werke (Märsche, konzertante Walzer, Polks und andere Tänze).
Seine Werke wurden in aller Welt verlegt: in Russland, England,
Italien, Amerika und Australien. Beim Militär blieb Gungl bis zum
April 1843.
Mit einer daraufhin gegründeten Kapelle aus 16 steirischen Mu-
sikern unternahm er eine Tournee durch Oberösterreich, nach
München, Augsburg, Nürnberg und Frankfurt am Main. Im Herbst
desselben Jahres stellte er in Berlin eine 36 Mann starke Kapelle
(Fortsetzung auf Seite 12)
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