Gefreiter Peter Erler, du übernimmst das Kommando! Äußerste
Vorsicht ist geboten! Habt ihr mich verstanden?“
Sprachlos starrten die beiden Soldaten ihren Offizier an, wollten
wohl etwas entgegnen, doch Befehl ist eben Befehl, da gibt es
keine Widerrede, das wussten beide allzu gut…
„Ich wünsche euch viel Erfolg!“ war das kurze Befehlsende…
Was kann schon ein Mini - Duo ausrichten bzw. bewirken? Doch
der Auftrag war klarund geheim. Da war kein Heldenmut gefragt,
sondern List und Defensiveinsatz…Zum Nachdenken war für die
beiden Soldaten keine Zeit geblieben: Sie mussten ihre persön-
lichen Sachen packen und zum Abstieg in die Boote bereit sein…
Das Meer war ruhig in jenen Märztagen, so dass die kurze Über-
fahrtstrecke zur Insel kein Problem darstellen sollte. Zwei Boote
brachten die beiden Sonderbeauftragten samt Ausrüstung und
Gepäck rasch zur Insel. Die Fracht wurde in aller Eile entladen,
denn die Boote mussten schleunigst zum Dampfer zurück…, der
seine Fahrt rasch fortzusetzen hatte.
Insel ausgesetzt worden waren? Was war mit ihren Kameraden
auf dem Schiff? Konnten sie gerettet werden oder wurden sie
Opfer des Luftangriffes??? Hatte Meister Zufall sie auf der Insel
gerettet oder sollten auch sie von irgendwelchen Angriffen dahin-
gerafft werden?
So schnell wie die beiden Flugstaffeln aufgetaucht waren, so
rasch waren sie wieder verschwunden… Übrig geblieben: die
endlose Rauchwolke am südlichen Horizont – dort, wo vormals
das Motorschiff sich südwärts bewegte… Trotz Erschöpfung und
primitiver in aller Eile eingerichteten Schlafstätte konnten die bei-
den Insulaner keinen Schlaf finden. Das tagsüber Erlebte fuhr
ihnen unentwegt durch Mark und Bein und belastete ihre Seelen:
Sie waren außerstande, das Geschehen zu realisieren. Gab es
überlebende Kameraden? Konnten sich welche retten?
Als die beiden nach zwei Tagen tatsächlich wieder abgeholt wor-
den waren, erstatteten sie Bericht über das Geschehen.
Und was sollten sie hernach erfahren?
Die kleine Insel war vom Schiff aus überschaubar: flach, leicht
bewaldet, sanfte Ufer und keine Spur von menschlichen Behau-
sungen oder Gebäuden… Offensichtlich ein Stück gefahrenlose
Erde… Es war das MS „LINZ“ – die „österreichische Titanic“ -, der Damp-
fer des Österreichischen Lloyd, der am 19. März 1918 vor Al-
banien mit 2700 Menschen an Bord gesunken ist, die alle ums
Leben gekommen sind???
Erst jetzt, als die beiden Soldaten allein auf dem Eiland zurück-
gelassen, wurde ihnen bewusst, was diese Lage eigentlich für
sie zu bedeuten hatte: von der Welt abgenabelt, auf fremdem
unbekannten Gebiet schutzlos allen Gefahren ausgeliefert… Während der Kriegsjahre wurde das Passagierschiff auch zur
Beförderung von Truppentransporten eingesetzt und erlitt auf
diese Weise seinen Untergang.
Die bange Frage des Überlebens war ja im Krieg und die ist in
jedem Krieg allgegenwärtig. Ob man aber verlassen und allein
oder in der Nähe der Mannschaftskollegen sein Leben aus-
haucht, ist grundsätzlich egal − scheinbar; doch mutterseelen-
allein und unbeachtet aus dieser Welt zu scheiden, ließ Sonder-
gefühle hochsteigen… Eine Parallele mit Robinson Crusoe kann
nur im weitesten Vergleich konstruiert werden… Sich derartigen
Gedanken hinzugeben – dafür war hier und jetzt weder Zeit
noch Veranlassung… Rasch wurden die Kisten aus dem Blick
geräumt, hinten in Ufernähe befindliche Bäume, wo alles richtig
getarnt war. Inzwischen waren auch die Boote wieder zum Schiff
gelangt und wurden hinauf gehievt, sodass die Fahrt wieder fort-
gesetzt werden konnte…
Die beiden neuen „Inselbewohner“ winkten den auf dem Schiff
Verbliebenen zu. Langsam entfernte sich der Dampfer. Doch
den Beiden bemächtigten sich nun sonderbare Gefühle. Wel-
ches Schicksal wird sie nun ereilen? Werden sie von hier jemals
abgeholt? Wird der verfluchte Krieg bald ein Ende nehmen und
es ihnen gegönnt sein, ihre Lieben wie ihre Heimat wiederzu-
sehen…? Bei einem Überfall auf die Insel wäre das hier wohl
ihr Ende. Was könnten sie schon trotz MG, Handgranaten usw.
gegen eine mögliche Übermacht ausrichten? Bange Momen-
te nisteten sich in ihren Seelen ein… Und die traurigen Blicke
nach dem sich langsam entfernenden, immer kleiner werdenden
Schiff…
Die Wehmütigen konnten ihre Blicke nicht vom Schicksalsschiff
loseisen, indessen die schwermütigen Gedanken ihren Gemüts-
zustand bedrängten…
Der herannahende Spätnachmittag mahnte zur Eile, sich ein
Lager für die Nacht einzurichten… doch – was war da plötzlich
zu vernehmen: Motorenlärm… am Horizont tauchten Flugzeuge
auf – italienische Jagdflugzeuge: Schlimmes, ja Katastrophales
war zu befürchten… Die Jagdpiloten des italienischen Corpo
Aeronautico Militare steuerten direkt auf das Motorschiff der k.
u. k. Marine zu, das verschwindend klein am südlichen Horizont
kaum noch wahrnehmbar war. Alles ging blitzschnell: Das Jagd-
geschwader erreichte das Schiff und feuerte von allen Seiten.
Eine zweite Flugzeugstaffel – diesmal Bomber – folgte den Jagd-
flugzeugen und schleuderte ihre explosive Last auf das Motor-
schiff, das in Rauch gehüllt und von Rauch verhüllt vom kleinen
Eiland nur mehr als schwarze Wolke auf der Meeresoberfläche
auszumachen war… Wirre Gedanken durchzuckten die beiden
Inselsoldaten… War es Fügung des Schicksals, dass sie auf der
SoNNTAGSBLATT
Erläuterungen: *Namen wurden geändert
Was jeder Ungarndeutsche über
den „bösen” Volksbund wissen sollte
Vor 81 Jahren Volksbund der Deut-
schen in Ungarn (VDU)
gegründet
Von Georg Krix
Nach Jakob Beyers Tod 1933 gab`s in dem von ihm gegründe-
ten Ungarländischen Deutschen Volksbildungsverein (UDV) ver-
schiedene Probleme, so aus privater wie auch politischer Sicht.
1935 kam es zu einem Vereinsbruch, es entstand neben dem
UDV die VOLKSDEUTSCHE KAMERADSCHAFT (VK). Wie Ja-
kob Bleyer bis zu seinem Lebensende erfolglos gegen den mad-
jarischen Nationalismus anfocht und für Rechte des ungarländi-
schen Deutschtums kämpfte, so waren auch der Volksdeutschen
Kameradschaft vorerst keine Erfolge beschieden. Erst die welt-
politische Geschichte erbrachte eine Änderung der ungarischen
Minderheitenpolitik.
GEFÄLLT IHNEN DAS
SoNNTAGSBLATT s ?
IHRE SPENDE IST DIE
JA-ANTWORT!
(Fortsetzung auf Seite 14)
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