Sonntagsblatt 2/2018 | Page 9

diesem Beitrag möchte ich den Akzent auf einen anderen „ Weg ” legen , den wir gemeinsam mit unserem neuen Pfarrer , Gabriel Hefler , und dem Vorsitzenden der Deutschen Selbstverwaltung Hartian / Újhartyán , Anton Lauter , beschritten haben .
Marienlied „ Boldogasszony anyánk “ genauso eifrig gesungen haben , ist meiner Meinung nach vollkommen in Ordnung , denn die Ungarndeutschen waren ihrer ungarischen Heimat immer treu . Die beiden schließen einander nicht aus , sondern ergänzen sich , beide Sprachen gehören mittlerweile zum heutigen Ungarndeutschtum . Solche schöne Pilgerwege , die man wieder – und mit immer mehr deutschem Inhalt – geht , können dabei helfen , ein Gleichgewicht zwischen beiden Sprachen herzustellen .
ZWEI DRITTEL DES LEBENS
Auf dem Pilgerweg nach Mariazell
Wir haben uns letztes Jahr zum Ziel gesetzt die deutsche Sprache in das kirchliche Leben , in die Reihe unserer schönen religiösen Traditionen zu reintegrieren . Das ist ein langer Prozess und geht natürlich nicht von einem Tag auf den anderen . Unser Pfarrer Hefler , der auch aus einer ungarndeutschen „ Milimari- ” ( Milchmeier / in- ) Familie stammt , hat zu Beginn seines Dienstes bei uns versprochen , dass er zu jeder größeren christlichen Feier deutschsprachige Gottesdienste zelebrieren wird . Er hat sein Versprechen auch gehalten , seitdem haben wir nach jahrzehntelanger Unterbrechung Gottesdienste in deutscher Sprache zum Barbaratag , zu Weihnachten , Ostern sowie anlässlich der Hartianer Schwäbischen Hochzeit gefeiert . Wie gesagt , das ist ein langer Prozess , ein Lernprozess für den Pfarrer und für die meisten Gläubigen ebenso . Unser Pfarrer übt noch die richtige Aussprache , die Gemeindemitglieder lesen den Text meistens . Aber mit der Zeit geht das immer besser , man muss nur offen genug sein . Einige Gebete wie das Vaterunser gehen schon recht fließend , und die Grundschüler bzw . die Jugendlichen meines Vereins helfen dabei stets gerne , denn unsere Generation beherrscht die deutsche Sprache wieder . „ Wieder ” – weil die Mundart bis zum Beginn des neuen Jahrtausends in Hartian so gut wie verschwunden ist . Das hat sowohl geographische Gründe wie die Nähe zu der Hauptstadt und die Lage als „ ungarndeutsche Insel im madjarischen Meer “ als auch historische Ursachen wie die Verbannung der deutschen Sprache aus der Schule bereits nach dem Ersten Weltkrieg , die „ malenkij Robot ” und die darauffolgende Zeit der Angst .
„ Hälfte des Lebens ” würde Hölderlin sagen „ Drei mal ein Drittel ” möcht ’ ich ’ s wagen : Im heißen Sommer des Jahres 1952 das Licht der Welt im Ostblock erblickt , Kindergarten , Schule , zum Studium in die große Stadt , Universitätskarriere Mit 27 geheiratet , erste Wohnung Familie gegründet , zwei Kinder in die Welt gesetzt Die Wende mitgestaltet , zweite Wohnung Neuanfang , steiler Aufstieg in der „ neuen ” Welt Verantwortung übernommen , Ruf in den Westen Manches gut gemacht , manches misslungen Dritte Wohnung - Familienhaus Kinder groß geworden , Haare grau geworden Am dritten Meilenstein angekommen : Was bringt das letzte Drittel des Lebens ? Gang nach Mariazell : erste Antworten auf dem Pilgerweg zur Heiligen Mutter Gottes : Es leuchtet einem ein , der wahre Sinn des Lebens , der reife Kern in der Schale , der Trunk der Weisheit vielleicht zum letzten Male auf dem Weg nach Haus ’ ins ewige Reich Gottes .
Merkwürdigkeiten
Vor sechzig Jahren ...
Muttersprache und Kirche
Mariazell , am 2 . September 2006 Nelu B . Ebinger

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Aber zurück zum ursprünglichen Thema : Neben der Gottesdienstsprache waren die deutschen Gesänge auch ein wichtiger Bestandteil der Messe . Unser Orgelspieler , Herr Lauter , hat bezweckt , einen von einem alten Hartianer Musiker geerbten Gesang „ Großer Gott , wir loben dich “ ins allgemeine Bewusstsein zurückzuholen . Das Lied , im deutschsprachigen Ausland allseits bekannt , haben wir auf der Wallfahrt neben der Hymne der Ungarndeutschen am Ende jeder Messe – ähnlich wie unsere Ahnen - gesungen . Und die Tatsache , dass wir daneben das
Noch gibt es Gebiete und Dörfer in unserem Vaterlande , wo - wie es scheint - Gleichberechtigung und Nationalitätenpolitik fremde , unbekannte Begriffe sind . Leider können wir diese Tatsache in der Kirche noch recht häufig erfahren . Menschen deutscher Muttersprache beklagen sich , dass in ihrem Heimatort — der zum Teil , ja oftmals zur Hälfte von Deutschen bewohnt wird — in der Kirche nicht deutsch gebetet , gesungen und auch nicht deutsch gepredigt wird . Warum ? Warum kann der Pfarrer in Bácsalmás — dem die deutsche Sprache nicht fremd ist — zu seinen Pfarrkindern nicht in ihrer Muttersprache reden ? In Bácsalmás kann nicht verboten sein , was nebenan in Csávoly , Vaskút usw . erlaubt und schon eingeführt ist . Wie kommt es , dass man Weihnachten , das Fest des Friedens , nur in den deutschbewohnten Ortschaften der Diözese Veszprém mit deutscher Weihnachtspredigt feiern konnte ? Wie gerne hätten doch auch die Deutschen aus Nagytevel und anderen Orten das schöne Lied “ Stille Nacht , heilige Nacht ” in der Muttersprache gesungen !
Leser der “ Neuen Zeitung ” berichteten aus dem Komitat Esztergom : In der Graner Diözese ist der deutsche Kirchengesang verboten . Auf Anfragen lautet die Antwort : „ Die kirchliche Obrigkeit erlaubt es nicht .” Die Bewohner von Csolnok , Dorog , Máriahalom , Leányvár , Tarján , Süttő , Szomor usw . drängen auf die
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