Sonntagsblatt 2/2018 | Page 6

Otto Heinek bedankte sich auch im Namen des Abgeordneten Emmerich Ritter bei der ungarndeutschen Gemeinschaft für den Zusammenhalt und die Aktivität während des Wahlkampfes: „ Wir selber waren angenehm überrascht, dass mehr als 80 Prozent der in das ungarndeutsche Wählerverzeichnis registrierten zur Wahl gegangen sind, und dass die Liste der LdU weit mehr als zum Mandat nötige Stimmen erhalten hat – trotz aller Pressehysterie und trotz aller Versuche, die Ungarndeutschen davon zu überzeugen, ihre Registration zu widerrufen. Diese starke Legitimation bedeutet für uns eine besondere Verantwortung. Wir werden sehr darauf achten müssen, dass wir uns an unser Versprechen halten, dass sich Emmerich Ritter von Parteien unabhängig, nur für die ungarndeutsche Volksgruppe einsetzen wird. Die Führungsspitze, die Fachausschüsse und die Fachleute der Landesselbstverwaltung werden seine Arbeit unterstützen. Als Wegweiser dient auch die Strategie der LdU. Wenn wir diese historische Möglichkeit gut nutzen, ist unser Platz im Parlament für die Zukunft gesichert.“
Die LdU-Vollversammlung wurde durch ein neues Mitglied ergänzt, nachdem Balázs Schulteisz aus Gereschlak sein Eid ablegte. Anschließend diskutierte das Gremium das Wirtschaftsjahr 2017. Es sei den vorangehenden ähnlich stabil und ausgeglichen gewesen: Kostenwirksamkeit und positive Bilanz hätten sowohl die Landesselbstverwaltung, als auch all ihre Institutionen charakterisiert – so die zusammenfassende Abwägung der Wirtschaftsleiterin. Aus den Berichten ging hervor, dass an mehreren Institutionen der LdU Bauarbeiten durchgeführt wurden: der Keller am Schülerwohnheim des Deutschen Nationalitätengymnasiums in Budapest wurde isoliert und renoviert, und das Friedrich-Schiller-Gymnasium in Werischwar und das Valeria-Koch-Bildungszentrum in Fünfkirchen wurden jeweils um eine neue Sportanlage reicher. In der Fünfkirchner Bildungseinrichtung laufen die Erweiterungsarbeiten der Mensa sowie die Errichtung neuer Klassenräume auf Hochtouren – dies ist unter anderem auch deswegen nötig, weil das Schulzentrum ab dem nächsten Schuljahr noch mehr Schülerinnen und Schüler aufnehmen wird. Die im Iglauer Park zu Waschludt laufende beträchtliche Investition wird bald fertig: Noch in diesem Frühling soll das rundum erneuerte Jugendlager übergeben werden. Zu den Investitionen steuerte neben Eigenmitteln der Institutionen und der LdU das Ministerium für Humanressourcen bei. Das Bundesministerium des Innern( BMI) unterstützte die Ausstattung des Schulzentrums und des Jugendlagers. Das BMI fördert durch die Landesselbstverwaltung auch 2018 die Ungarndeutschen. Der Ausschuss für Kultur und Medien der LdU berichtete der Vollversammlung diesmal über die Unterstützung von 43 Chören, Musikapellen und Volkstanzgruppen mit Trachten und Instrumenten. Fördermittel für verschiedene Projekte können auch derzeit beantragt werden.
TrachtTag in Ratzpeter / Újpetre
Von Patrik Schwarcz-Kiefer
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Das in der Südostbranau gelegene Dorf Ratzpeter kennen die mit Auto aus Fünfkirchen / Pécs nach Wieland / Villány Reisenden wahrscheinlich sehr gut. Ein Einstraßendorf mit typischen Branauer Langhäusern, deren authentisches Aussehen sie zu Herausforderern ihrer Fekeder „ Ebenbürtigen” macht. Wer aufmerksam durch das Dorf fährt, bemerkt, dass alle Aufschriften auf den öffentlichen Gebäuden zweisprachig sind. Es handelt sich hier nicht um einen Zufall, rund ein Fünftel der 1000 Seelen bekennt sich zum Ungarndeutschtum.
Der vom Zentrum vor 3 Jahren initiierte TrachtTag ist unter den Ungarndeutschen bereits zu einer Tradition geworden, und das ist auch in Ratzpeter nicht anders. Die örtliche deutsche Selbstverwaltung organisierte für den TrachtTag ein Rahmenprogramm, wo man neben den schönen Trachten auch ein niveauvolles Kulturprogramm genießen konnte. Heuer sorgten die Alten Kameraden aus Nadasch / Mecseknádasd, der Chor „ Singvögel” aus Harkan / Harkány und die Ratzpetrer Tanzgruppe für gute Stimmung. Nach dem Kulturprogramm fand ein gemeinsames Abendessen statt. Als Gäste haben an dem Programm Landsleute aus Agendorf / Ágfalva teilgenommen.
Kunterbunt
Kindergärten in der Trägerschaft örtlicher
deutscher Selbstverwaltungen
Teil 3: Kindergärten im Porträt: 2. Der zweisprachige Kindergarten „ Kinderburg”
Von Richard Guth
Der Weg führt durch ein Neubaugebiet, rechts und links stehen nagelneue Einfamilienhäuser. Am Ende der Straße erhebt sich mein Ziel, „ etwas überdimensionalisiert für ein kleines 2700-Seelen-Dorf”, wie meine Gastgeberin zugibt: der Deutsche Nationalitätenkindergarten und – krippe „ Kinderburg” Hartian / Újhartyán.
Das Gebäude besticht nicht nur durch seine schiere Größe, sondern auch durch die Sonnenkollektoren, die auf dem Dach des Kindergartens angebracht sind. „ 2002, als ich die Leitung des Kindergartens übernommen habe, mit dem Auftrag, einen „ deutschen” Kindergarten aufzubauen, wusste ich nicht genau, wie man einen solchen machen sollte. Keiner der damaligen Kindergärtnerinnen und Erzieherinnen hatte eine entsprechende Qualifikation. 2005 wurde die erste Nationalitätenkindergärtnerin eingestellt. Das alte Kindergartengebäude erschien nicht als zeitgemäß, so beschlossen wir, dass ein Neubau her muss. Aus Stiftungs-, Selbstverwaltungs- und nicht zuletzt EU-Geldern konnte vor neun Jahren das jetztige Gebäude eröffnet werden”, erzählt Ildiko Rizmajer, Leiterin der Einrichtung. „ Die Sonnenkollektoren sind in der Tat das auffälligste Merkmal eines zukunftsweisenden Energiekonzepts, aber hervorgehoben werden muss auch das geothermische Heizungssystem, das sehr viel Einsprarpotenzial an Nebenkosten für die Einrichtung bedeutet”, ergänzt die neunundvierzigjährige Hartianerin.
Aber nicht nur das Gebäude soll nach Worten der Leiterin für die Moderne stehen, sondern auch das pädagogische Konzept: „ Entscheidend für mich ist die Mentalität der Kolleginnen. Wir stehen für Kreativität, Offenheit und europäische Werte. Darüber hinaus ist es uns wichtig, dass der Kindergarten für die Kinder zur zweiten Heimat wird”, so Rizmajer. Dabei bemühe sich die Kindergartenleitung stets um die Meinung der Eltern, denn „ zurücklehnen können wir uns nicht”. „ Dabei haben wir Eltern, die täglich bis zu 40 km auf sich nehmen, um ihre Kinder zu uns zu bringen”, berichtet Ildiko Rizmajer stolz. Im Erziehungsjahr 2017 / 18 kommt gut die Hälfte der 195 Kinder aus anderen Orten. Aber nicht nur bei den Eltern komme das Angebot an, sondern
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