Sonntagsblatt 2/2015 | Page 10

In seiner herzlichen Begrüßungsansprache hielt Nationalrats - präsident Hofer fest: „Das Selbstbestimmungsrecht der Völker ist für mich unver- zichtbar” und gab damit den Leitgedanken der Veranstaltung vor. Die einleitenden Worte sprach der freiheitliche Süd-Tirol- Sprecher, NAbg. Werner Neubauer. „Wenige Meter von hier, im Reichsratssaal verabschiedete sich der letzte Tiroler Abgeordnete Dr. Reut-Nicolussi mit einer berührenden Rede und dem Aufruf, sein Süd-Tirol niemals zu vergessen. Mit einem tobenden: »Nie, Nie, Niemals!« gaben die Abgeordneten ein deutlich hörbares Signal, diesen Aufruf als Auftrag mitzunehmen. Nach beinahe 100 Jahren der unrechtmäßigen Lostrennung vom Vaterland Österreich fühle ich Wehmut, aber es ist mir um Tirol dennoch nicht bang! Die Herausforderungen und die Rahmenbedingungen im Jahre 2015 sind heute andere als noch vor 50 Jahren. Daher sind durch die Republik Österreich friedliche und demo- kratische Bestrebungen zu unterstützen, die deutschen und ladi - nischen Süd-Tiroler noch enger an das Vaterland Österreich zu binden, insbesondere durch das Recht auf zusätzlichen Erwerb der österreichischen Staatsbürgerschaft.” Wie schon Nationalratspräsident Hofer in seiner Begrüßung hielt auch Neubauer fest, dass das Parlament auch das Parlament der Süd-Tiroler Landsleute sei. Neubauer weiter: „So wird es auch zukünftig unsere Aufgabe sein, wachsam zu sein, Zeichen zu setzen, wenn italienische, aber auch österreichische Anschläge gegen das Selbstbestimmungs - recht der Süd-Tiroler auf der politischen Tagesordnung stehen. So werden wir all jenen entgegentreten, die die historische Lüge ungeniert verbreiten, Süd-Tirol habe sich »1918 freiwillig an Ita - lien angeschlossen!«, wie dies der abgetretene italienische Staatspräsident Napolitano erst vor einem Monat getan hat. Die politischen Parteienvertreter haben ihm nicht widersprochen! Unter Bundesminister Kurz wurde im vergangenen Halbjahr plötzlich der Begriff des Selbstbestimmungsrechtes völlig ver- fälscht und neu definiert! Dieser hielt in einem offiziellen Bericht fest, „dass für Öster- reich kein Zweifel besteht, daß die Süd-Tirol-Autonomie völker- rechtlich auch auf dem Selbstbestimmungsrecht beruht, das als fortbestehendes Recht von Süd-Tirol in Form weitgehender Auto - nomie ausgeübt wird”. Diese seltsame und erstmalige Interpretation, wonach Autono - mie und Selbstbestimmungsrecht quasi gleichgesetzt werden, ver- anlasste den Süd-Tiroler Heimatbund, den renommierten Völker - rechtsexperten Univ.-Prof. Dr. Peter Pernthaler zu beauftragen, um eine Klärung zu dieser offenkundig falschen und zweckgerich- teten Auslegung durch die Bundesregierung zu erhalten. Das Gutachten liegt nunmehr vor. Darin wird klar zum Aus - druck gebracht, dass das Recht auf Selbstbestimmung nicht nur den Staatsnationen, sondern „jedem Volk und jeder Volksgruppe” zukomme, und dass weder das innere noch das äußere Selbstbe - stim mungsrecht Süd-Tirols durch die Autonomie aufgehoben oder verbraucht worden sei. Darüber hinaus hat der Süd-Tiroler Landtag in einem Beschluss vom 9. Oktober 2014 festgestellt, „dass Süd-Tirol gegen den Wil - len der Bevölkerung vom Vaterland Österreich abgetrennt wurde und die unfreiwillige Angliederung Süd-Tirols an Italien als Unrecht bezeichnet wird” Anschließend erinnerten Bundesminister a.D. DI Dr. Helmut Krünes und der ehemalige Dritte Präsident des Nationalrates, Univ.-Prof. Mag. Dr. Wilhelm Braune in ihren Lesungen an die Feldzüge der Jahre 1914 und 1915. Klare Worte fand auch der Landeskommandant des Süd-Tiroler Schützenbundes, Elmar Thaler: „Bitte helfen Sie uns Süd-Tirolern 10 weiter auf unserem Weg, so wie Sie es schon in den letzten Jahr - zehnten taten. Doch tun Sie das bitte nicht aus Mitleid, sondern tun Sie es bitte vor allem deswegen, weil Sie daran glauben, dass eine Einheit zwischen den Tiroler Landesteilen und zwischen Süd- Tirol und dem Vaterland Österreich für beide Seiten nur Vorteile hat und der Weg in eine erfolgreiche Zukunft ist.” Aus: Der Eckart, März-Heft 2015 Anmerkungen: Mehr als vier Fünftel der Österreicher wären mit der Vergabe der österreichischen Staatsbürgerschaft an Süd- Tiroler einverstanden. Das hohe Maß an Zustimmung in allen Altersgruppen – indes besonders der Jungen – legt offen, dass die - se spezielle Staatsbürgerschaftsthematik von Emotionalität ge - prägt ist. Das Ergebnis sollte politischen Verantwortungsträgern um so deutlicher vor Augen stehen und sie zum Handeln bewe- gen, als es sich bei der österreichischen Staatsbürgerschaft für Süd-Tiroler ja nicht um eine ökonomisch motivierte Angele - genheit handelt, sondern vorrangig um das Begehren einer ideel- len Sache, die zugleich nahezu kollektiver Ausdruck des Be wusst - seins nationaler Zusammengehörigkeit ist. In Süd-Tirol wird immer wieder der Wunsch nach Ausübung des Selbstbestimmungsrechtes geäußert. Frage an die Bürger Öster- reichs: Würden Sie es begrüßen, wenn die Bevölkerung Süd-Tirols in einem Referendum auf friedliche und demokratische Weise über die staatliche Zugehörigkeit des Landes entschiede, oder würden Sie das nicht begrüßen? Hinsichtlich der zentralen Frage, nämlich der Gewährung und Ausübung des den Süd-Tirolern 1918/19 und 1945/46 verweigerten Selbstbestimmungsrechts mittels Volksabstimmung, ist der Grad der Zustimmung von knapp neun Zehnteln (89%) aller Befragten signifikant hoch. Also, fast 90% aller Österreicher würden es befürworten, w