mehr dem immer stärker werdenden ungarischen Nationalismus
angeschlossen. Bis zum Rechtsextremismus. (Es ist eine Vermu -
tung, ich habe keine statistischen Zahlen, aber viele Erfahrungen.)
4) Die einzigen funktionierenden kulturellen Institutionen, die wir
gehabt haben, waren unsere Medien, sie sind nach 2010 ausge-
höhlt und okkupiert worden. Es gab keine Proteste.
5) Und wir stehen total abgewertet in der neuen ungarischen Ver -
fassung da. Es gab wiederum gar keine Proteste. In Kauf genom-
men, auch von der deutschen Außenpolitik.”
O
„Vernebelte” (ungarndeutsche) Geschichte
Es ist wirklich ein Problem unsere neueste Geschichte – so wie sie
heute in Ungarn dargestellt wird – ohne innere Auflehnung zu
lesen. Als Überbleibsel der Erlebnisgeneration, also als „Zeitzeu -
ge”, muss ich bei deren Lesen Nerven bewahren! Weil man eben
selber vieles anders erlebt hat, als es heute dargestellt wird.
Als ein großes Übel wird allgemein die Spaltung der ungarn-
deutschen Volksgruppe vor und während der Kriegsjahre geschil-
dert. Ja, das ist nun mal leider richtig. Es gab damals zwei Lager
unter den Deutschen in Ungarn, getrennt durch „Bruchpunkte”,
wie sie z.B. im Buch von Réka Marchut „Töréspontok” ( Buda -
pest–Budaörs 2014) benannt und beschrieben werden.
Über das erwähnte Buch haben wir im Sonntagsblatt bereits
berichtet. Da gab es einen Leserbrief von Lm. J. Hauer (SB
5/2014 – S. 29–30), in welchem es u.a. heißt, dass „auch dieses
Buch nur der Irreführung der Leserschaft…dienen soll.” Dazu
• Zeitgeschehen
sind auch Beispiele angeführt worden. In unserem vorletzten
Heft, in Sonntagsblatt 6/2014 (Seiten 19–20), hat Redakteur
Richard Guth in einer Rezension seine Gedanken zum Inhalt des
Buches niedergeschrieben, die sowohl Lob als auch Tadel zum
Ausdruck bringen.
Wie/was waren diese zwei Lager der Deutschen in Ungarn?
a) Es gab deutsche Menschen, die sich bewusst als Deutsche
bekannten – ihre Muttersprache und Nationalität war deutsch,
viele von Ihnen waren Mitglieder des Volksbundes der Deutschen
in Ungarn.
Diese werden auch heute noch, auch von unseren „ungarndeut -
schen” Historikern, als schlechte/böse Menschen, als Faschisten, Va -
ter landsverräter und Kriegsverbrecher und somit als „schuldig” hinge -
stellt.
b) Es gab deutsche Menschen, – die sich – wohl ihrer deutschen
Abstammung bewusst – als Ungarn (richtig: Madjaren) verstan-
den, sich zur ungarischen Nationalität und in vielen Fällen auch
zur ungarischen Muttersprache (auch ohne Ungarisch zu kön-
nen!) bekannten. Viele von ihnen schlossen sich der von ungari-
scher Seite initiierten „Treuebewegung” an.
Diese ihr angestammtes Volkstum verleugnenden deutsche Men -
schen werden als die guten „Deutschen” – auch heute noch unkritisch
– als „Widerständler” und gute ungarische Patrioten verstanden und
als „unschuldig” bezeichnet.
MERKWÜRDIG – falsch und unverständlich – ist diese
Ein stufung. Als Erklärung zu dieser Behauptung kann ich
anführen:
Wegen Platzmangel – Fortsetzung im nächsten Sonntagsblatt
– Zeitgeschichte – Geschichte •
Kurznachrichten
der Deutschen Weltallianz (DWA)
Wien
1954 wurde der Verband der volksdeutschen Landsmannschaften
Österreichs (VLÖ) gegründet. Ähnlich dem Bund der Vertriebe -
nen (BdV) in Deutschland stellt der VLÖ eine Dachorganisation
dar, deren Aufgabe es von Anbeginn war, die Interessen der rund
350 000 volksdeutschen Heimatvertriebenen in Österreich zu ver-
treten. 2014 feierte man im österreichischen Parlament den 60jäh-
rigen Bestand und erinnerte an die Leistungen und die Arbeit des
VLÖ in der Geschichte der Zweiten Republik Österreich. Dem
VLÖ gehören insgesamt acht Landsmannschaften an.
Der Großteil der Vertriebenen kam aus dem Sudetenland und
den donauschwäbischen Heimatgebieten im ehemaligen Jugos -
lawien. Den Festvortrag hielt übrigens der Wiener Historiker Oli -
ver Rathkolb.
Cleveland/USA
Unter dem Motto „Buwe, was ham’r heit? Kerweih!” veranstalte-
ten die Donauschwaben im Lenau Park in Cleveland in den USA
Ende September ihren traditionellen Kirchtag. Das Programm
nach dem Kirchgang wurde von der Jugend- und Kulturgruppe
aus Cincinnati gestaltet. Freilich durfte auf dem reichlich gedeck-
ten Tisch die legendäre donauschwäbische Bratwurst nicht fehlen.
Vor allem nach dem Zweiten Weltkrieg siedelten sich viele der
vertriebenen Donauschwaben in den USA, Kanada, Australien
oder in Brasilien an.
Belgrad
Jüngsten Pressemeldungen zufolge plant die serbische Regierung
eine Entschädigung für Personen, die während der Tito-Diktatur
in Lagern inhaftiert waren. Vor allem Tausende von Donauschwa -
ben waren am Ende des Zweiten Weltkriegs bis 1948 in Lagern
eingesperrt worden. Über 60 000 kamen in den Lagern ums Le -
ben. Wer zu Unrecht verfolgt, vertrieben oder inhaftiert worden
war, soll eine finanzielle Entschädigung beanspruchen dürfen. Ein
Entschädigungsantrag muß bis Ende 2016 in Serbien eingereicht
werden. Nähere Informationen bekommt man auf der Netzseite
der Donauschwäbischen Arbeitsgemeinschaft (DAG) in Öster-
reich oder über das Internetportal des österreichischen Außen -
ministeriums in Wien.
Bistritz/RO
Im September 1944 wurden fast 95% (rund 35 000 Personen) der
Siebenbürger Sachsen von der deutschen Wehrmacht aus Nord -
siebenbürgen evakuiert. Nordsiebenbürgen war 1940 nach dem
Wiener Schiedsspruch dem NS-Bündnispartner Ungarn zugespro-
chen worden. 70 Jahre später weihte man anläßlich der Städte -
partnerschaft zwischen Bistritz (heute Rumänien) und Wels
(Ober österreich) im September 2014 in Bistritz ein Evakuierungs -
denkmal ein. Bei der Ansprache im Bistritzer Rathaus hieß es:
„Glücklich, eine solch produktive, fleißige, verläßliche sächsische
Bevölkerung bis 1944 gehabt zu haben (...) Traurig, daß dieser
Bevölkerungsteil nicht mehr in dieser Stadt lebt und wirkt.”
Windhoek/Afrika
Der Tag der Deutschen Einheit wird auch in Namibia gefeiert.
Dort lud Anfang Oktober der deutsche Botschafter Otto Hück -
mann zu einem Empfang ein. Hückmann erinnerte in den Räu -
men der Residenz der Botschaft an die Geschichte der beiden
Weltkriege, an das Wendejahr 1989 und den Beitrag Deutschlands
zur Unabhängigkeit Namibias. Hückmann unterstrich auch den
Wert der deutschen Sprache in Namibia.
(Fortsetzung auf Seite 8)
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