Beraubung und Vertreibung der Deutschen war ja im Sinne ihrer
neuen Kryptokommunisten-Legende nicht der edle und unbe-
fleckte Kern der Nation. Das besorgten die Pufajka-Männer aus
der Sowjetunion und ihre ungarischen Zöglinge. So einfach und
verlogen werden Legenden konstruiert. Das Paneuropa-Publikum
klatschte und war voll des Lobes: „Die Barbara macht das sehr
gut!”, hörte ich wiederholt beim Abgang.
Johann Till
• MERKWÜRDIGkeiten •
von Georg Krix
Bei Durchsicht meiner Korrespondenz der letzten 12 Monate
fand ich interessante Meinungsäußerungen, von welchen einige
nachstehend erwähnt sein sollen:
Zum Thema „Ungarndeutsche” und „Minderheitenwahlen”
„…Eine noch größere Schande ist es, dass Ungarn als Mitglied der
EU sich nicht dazu durchringen konnte, bei den Parlaments -
wahlen mindestens 1–2 ungarndeutsche Abgeordnete einfach
ohne eine bestimmte Stimmenzahl zuzulassen – siehe dänische
Minderheit im Bundesland Schleswig Holstein!!”
„In xy bin ich Mitglied des Deutschen Vereins und beteilige mich
zusammen mit meiner Frau an seinen Veranstaltungen, natürlich
auch an den Wahlen der örtlichen deutschen Selbstverwaltung. Wie
auch jetzt im Oktober. Im April habe ich aber FIDESZ/KDNP ge -
wählt, da ich meinte, dass dort meine Stimme wichtiger ist. Das
gegenwärtige ungarische Wahlgesetz zur Wahl der Abgeordneten der
nationalen Minderheiten ins Parlament halte ich für ausdrücklich
falsch. Bis zur nächsten Parlamentswahl muss seine Änderung unbe-
dingt erreicht werden! Vor ca. 7 Jahren habe ich im hiesigen katholi -
schen Friedhof eine Fotodokumentation über Grabsteine mit deut -
scher Inschrift angefertigt, da ich festgestellt habe, dass diese im Laufe
der Jahre immer weniger werden. Ich konnte nur noch über 70
Grabsteine fotografieren. Im Begleittext der Fotos im Album habe ich
geschrieben, dass ich den Traum habe, dass einmal wieder, hoffent -
lich in nicht allzu vielen Jahren, wieder deutsche Grabsteininschriften
erscheinen werden, wo der Tote deutscher Abstammung – wenigstens
hier – z.B. nicht als János, sondern als Johann genannt wird. Dazu
fehlt aber den Mitgliedern der deutschen Nationalität heute noch der
Mut, der Mut zur öffentlichen Bekenntnis zur Abstammung. Die
Festigung des Selbstbewusstseins der Deutschen in Ungarn (Diesen
Ausdruck finde ich als richtig!) halte ich für eminent wichtig. Dazu
trägt Gott sei Dank das Sonntagsblatt mit deutlichen Beiträgen bei.
Ob diese Aufgabe noch zu meistern ist, dazu braucht man Glaube!”
„…Sie, die Ungarn, mögen uns nicht. Selbst wenn man einen
ungarischen Namen annimmt, kann man nie im Herzen ein ech-
ter Ungar werden!!
Vorteile aus den Beziehungen mit Deutschland werden natür-
lich gerne angenommen! Dabei wird in der deutschen Öffentlich-
keit immer von der beispielhaften Minderheiten – und
Schulpolitik in Ungarn gesprochen und berichtet. Maßgebende
Politiker in Deutschland haben keine Ahnung!!! Überall wird nur
über die „Zaundurchtrennung” gejubelt !”
MERKWÜRDIG, dass der Mann auf der Straße diese Er -
schei nungen wahrnimmt, nicht aber unsere ungarndeutschen
und deutschen Politiker!
Eine Bemerkung zum Friedhof: Ja, warum sind die Grabinschriften unserer
ungarndeutschen Toten heute in den meisten (Gott sei Dank nicht in allen!)
Fried höfen Ungarns in ungarischer Sprache gehalten? Dafür gibt es kein
Gesetz, keine Vorschrift! Die Angehörigen der Verstorbenen haben zu entschei-
den, wie die Schrift auf dem Grabstein sein soll. Aber die Angehörigen meinen,
glauben, dass dies so – also ungarisch – sein muss. Wozu haben wir deutsche
Selbstver waltungen? Wissen auch die nicht Bescheid? Ja, sie – ausgehend von
der LdU – müssten die Landsleute aufklären. Doch anscheinend ist denen die
Ange legenheit gleichgültig, schön deutsch gesagt „wurscht”. Dazu wäre auch
allgemein zu bemerken: Die meisten unserer Landsleute schreiben ihren Vorna -
men/Taufnamen heute ungarisch (János, István, József), wobei auch dies nicht
sein muss – ausgenommen in Dokumenten!
Zum Them a „Doppelidentität”
Dazu ein gutes Beispiel wie diese ungarischerseits verstanden
wird, wenn es sich um inländische Nationalitäten handelt: –
Ungarn begrüßt die Doppelidentität der Nationalitäten des
Landes – in „Neue Zeitung” vom 2. Januar 2015 – Seite 1:
„Die doppelte Identität birgt seelische und geistige Reserven, die das
Land Ungarn und die ungarische Kultur nicht entbehren können,
erklärte bei der Feier Minister Balog...”
Dazu Meinungen:
„Natürlich! Wie könnte es auch anders sein? Aber: Kann/darf
diese Feststellung auch auf die madjarischen Minderheiten in den
Nachbarländern – Slowakei, Rumänien, Serbien – bezogen wer-
den? Ach woher! Dort heißt es: „aki magyar, legyen magyar!” =
Wer Madjare ist, sei Madjare! – so ganz eindeutig.“
„…ich bin ganz einverstanden damit, was Sie im Sonntagsblatt
über die doppelte Identität schreiben. Wenn es sie gibt, läuft sie auf
eine baldige Assimilation hinaus, aber es kann sein, dass dieser
Begriff auch theoretisch nicht tragfähig ist.”
„…Doppelidentität ist die Vorstufe zur Assimilation. Das ist
meine feste Überzeugung. Meine Lebenserfahrung. Bei den Un -
garndeutschen allemal, weil das gesamtgesellschaftliche – politi-
sche, geistige, völkische – Umfeld in Ungarn keinen anderen Weg
ermöglicht. Ich weiß, wovon ich spreche, megjártam e hadak útját!
Nach meiner Meinung haben die Ungd. heute keine Doppel -
identität mehr, diese Phase gab es, sie ist längst vorbei. Die Un -
garndeutschen (unter 50/60 J.) haben eine madjarische Identität,
die mit dem Erinnerungssplitter einer deutschen Abstammung
geschmückt wird. Die Vorgabe einer deutschen Identität hinzu
betrachte ich als Irreführung. Die madjarische Identität betrachte
ich genauso ehrenwert wie jede andere, das möchte ich anfügen.”
„…Bei mir sieht die Identität so aus: Im Kopf bin ich deutsch, so
wie meine Ahnen. Im Herzen bin ich ungarisch, weil hier meine
Heimat ist…”
Merkwürdig! – Viele unserer Landsleute machen sich (noch
immer) keine Gedanken darüber, wie das heutige „a pissl des
on a pissl sel” morgen lauten wird. Ganz eindeutig: Es bedeu -
tet den Untergang der Volksgruppe der Ungarndeutschen.
***
Dieses Thema behandelt der nachstehende Aufsatz von Prof. Dr.
Johann Weiss (Uni Fünfkirchen) aus dem Jahre 2007, der in der
ung. Zeitschrift „Élet és Irodalom” (Leben und Literatur) veröf-
fentlicht wurde und auch in seinem Buch „Erinnerung der Ver -
gangenheit” zu finden ist.
Doppelidentität?
Zu: Györgyi Bindorffer: Varianten zur Doppelidentität. Min -
derheiten-Daseinslagen und Identitätsformen im Kreis der
un garländischen Kroaten, Deutschen, Serben, Slowaken, Slo -
wenen. – Gondolat-Verlag, Ethnisch–nationales Minderhei -
ten-Forschungsinstitut, Budapest 2007
In der Einleitung des Buches „Minderheiten im historischen Un -
garn” schrieb Zoltán Ács folgendes: „Zwischen den Kulturen der
hier gelebten Völker und der Kultur der Madjaren hat es in den
meisten ausschlaggebenden Fällen keine blutigen Auseinander -
(Fortsetzung auf Seite 6)
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