Sonntagsblatt 1/2025 | Page 9

Pressedienst des Verbandes der deutschen altösterreichischen Landsmannschaften in Österreich( VLÖ) PA2025-01; 20.02.2025

80 JAHRE FLUCHT, VERTREIBUNG, DEPORTATI- ON: ERINNERUNG – GEGENWART – ZUKUNFT

Veranstaltung am 18. Februar 2025 im Bayerischen Landtag – VLÖ-Präsident Norbert Kapeller als Podiumsgast
Am 18. Februar 2025 gedachten mehr als 200 geladene Gäste auf Einladung der CSU unter dem Titel „ 80 Jahre Flucht, Vertreibung, Deportation: Erinnerung – Gegenwart – Zukunft“ im Bayerischen Landtag der Ereignisse vor acht Jahrzehnten. Neben Ministerpräsident Dr. Markus Söder, MdL nahmen unter anderem die bayerische Staatsministerin für Familie, Arbeit und Soziales Ulrike Scharf, die CSU-Fraktionsführung und zahlreiche Mitglieder des Bayerischen Landtages teil. Begrüßt wurden die Anwesenden vom Vorsitzenden der CSU-Fraktion Klaus Holetschek, MdL. Durch das Programm führten Dr. Petra Loibl, MdL( Beauftragte der Bayerischen Staatsregierung für Aussiedler und Vertriebene) sowie Josef Zellmeier, MdL( Vorsitzender der Arbeitsgruppe Vertriebene, Aussiedler, Partnerschaftsbeziehungen).
Ministerpräsident Söder würdigte in seiner Ansprache die Leistung der Heimatvertriebenen für den Freistaat Bayern und betonte, dass Bayern ohne Vertriebene nicht die Erfolgsregion Europas wäre. Ebenso ist für ihn selbstverständlich, dass Bayern neben der emotionalen und ideellen Unterstützung weiterhin seine Heimatvertriebenen mit jährlich über 10 Mio. Euro institutionell wie auch projektbezogen fördern wird.
In der anschließenden Podiumsdiskussion sprachen der bayerische Landesvorsitzende des Bundes der Vertriebenen( BdV) Christian Knauer, der Landesobmann der Sudetendeutschen in Bayern Steffen Hörtler, der rumänische Unterstaatssekretär Thomas Sindilariu und VLÖ-Präsident Norbert Kapeller über familiäre Fluchtschicksale und Zukunftsperspektiven.
Besonders interessierte die bayerischen Gastgeber die Rolle Österreichs nach 1945 als Aufnahmeland und welche Bedeutung vor allem die Heimatvertriebenen aus dem alten Österreich hatten und haben. Dazu führte der VLÖ-Präsident Norbert Kapeller selbstkritisch aus, dass Österreich bestenfalls Transitland war und sogar tausende direkt im Grenzraum zu Ober- und Niederösterreich lebende Böhmerwäldler und Südmährer in das zerstörte Deutschland weiterschickte. In Summe wurden vergleichsweise nur 500.000 Altösterreicher dauerhaft in Österreich sesshaft und alleine davon 150.000 bereits 1918 nach dem Zerfall der Monarchie. In Österreich gab es kein Grundgesetz mit automatischem Recht auf die Staatsbürgerschaft, keinen Lastenausgleich und in Summe förderte die Republik Österreich seine Heimatvertriebenen in den letzten 80 Jahren mit weniger finanziellen Mitteln, als der Freistaat Bayern es allein jährlich tut. „ Die Moskauer Deklaration hat eine Opferrolle ohne historische Verantwortlichkeiten ermöglicht“, so Kapeller über diese „ Kindesweglegung“ im Zuge der Gründung der Zweiten Republik.
In seinem Plädoyer zeichnete Kapeller aber auch die Zukunft am sogenannten „ Lernort Österreich“ im „ Haus der Heimat“ in Wien auf. Dort soll dauerhaft sichergestellt werden, dass die Altösterreicher nicht auch noch aus der Geschichte vertrieben werden. In einem virtuellen und KIunterstützten Rahmen sollen sowohl die Kulturleistung als auch die Integrationskraft für die Gegenwart als Lernort dargestellt werden.
„ Die heimatvertriebenen Altösterreicher blicken einer neuen handlungsfähigen Regierung wegen dieser wichtigen Bereiche analog zum Freistaat Bayern- mit dem sich Österreich gerne vergleicht – gespannt entgegen“, so Kapeller abschließend.
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