Sonntagsblatt 1/2025 | Page 37

talentierte Studierende zu unterstützen. Als Politiker vertrat er die Rechte der deutschen Minderheit und das kulturelle Selbstbestimmungsrecht in Ungarn. Die von ihm verkörperten Werte und sein Engagement für die deutsche Gemeinschaft inspirierten auch dieses Stipendium.
Das Stipendium umfasst eine finanzielle Förderung in Höhe von 100.000 HUF pro Person. Dank der freundlichen Unterstützung des Peter-Rosegger-Vereins konnten anstatt drei insgesamt vier Personen gefördert werden.
Die Frist für die Einreichung der Bewerbungen war der 1. März, und die Auswahlkommission hatte bereits die vier Stipendiaten ausgewählt.
Da unter den weiteren zwölf Bewerbungen zahlreiche qualitativ hochwertige Arbeiten eingereicht worden waren, entschieden sich die JBG und der VDH, ein Alumni- Netzwerk ins Leben zu rufen. So sollen auch künftig junge Menschen unter 30, die sich aktiv für das Ungarndeutschtum einsetzen, unterstützt werden.
Die Liste der Stipendiaten in alphabetischer Reihenfolge: Böhm, Martin Josef( Andrássy Universität, PhD)
ist ein engagierter Forscher mit sathmarerschwäbischen Wurzeln. Seine akademische Laufbahn führte ihn von der Erforschung des Minderheitenschutzes bis hin zu religiösen Gruppen in Siebenbürgen. Als Forschungskoordinator am Deutsch-Ungarischen Institut von MCC beschäftigte er sich intensiv mit deutsch-ungarischen Beziehungen. Seine Identität als Ungarndeutscher sieht er als Brücke zwischen Kulturen und als Verantwortung für die Bewahrung der Traditionen.
Radnai, Thomas( Technische Universität Budapest, BA)
ist ein engagierter Vertreter der ungarndeutschen Gemeinschaft und aktiver Bewahrer ihrer Traditionen. Er stammt aus Sankt Iwan bei Ofen und hat sich schon früh in verschiedenen nationalitätenspezifischen Initiativen engagiert. Neben seinem Studium der Ingenieurinformatik an der Technischen und Wirtschaftswissenschaftlichen Universität Budapest widmet er sich intensiv der Kulturarbeit – sei es als Volkstänzer, Musiker oder Filmemacher. Seit 2024 ist er Vorsitzender des Werischwarer Heimatwerk Traditionsvereins und setzt sich dafür ein, die junge Generation für die ungarndeutsche Kultur zu begeistern und zu vereinen.
Szűcs-Cilli, Vincent( PTE, BA)
ist ein engagierter Student der Germanistik mit ungarndeutschen Wurzeln aus Karlsdorf( Schalgau). Seine frühe Prägung durch die ungarndeutsche Kultur begann bereits im Kindergarten und setzte sich in der Schulzeit durch Wettbewerbe und kulturelle Veranstaltungen fort. Der Erhalt der Minderheitensprache und kulturellen Identität ist ihm ein besonderes Anliegen, weshalb er sein Studium in Pécs gewählt und durch ein Auslandssemester in Frankfurt erweitert hat. Er betrachtet seine Zugehörigkeit nicht nur als familiäre oder akademische Angelegenheit, sondern als eine Verantwortung, die ungarndeutsche Kultur aktiv zu bewahren und ihre Stimme in der Gesellschaft zu stärken.
Tóth, Boglárka( Corvinus, BSc)
ist eine engagierte Vertreterin der ungarndeutschen Gemeinschaft aus Komitat Wesprim, die sich leidenschaftlich für die Bewahrung und Modernisierung der Traditionen einsetzt. Sie studiert Betriebswirtschaftslehre an der Corvinus-Universität Budapest und absolvierte ein Semester in Passau mit DAAD-Förderung. Neben ihrer akademischen Laufbahn ist sie seit 2023 Vertreterin der deutschen Selbstverwaltung in ihrem Heimatdorf und organisiert zahlreiche kulturelle Initiativen. Ihr Ziel ist es, die ungarndeutsche Identität lebendig zu halten und das Gemeinschaftsgefühl durch moderne Ansätze zu stärken.
Das Stipendium wurde durch die Bewerbung NEAN- KP-1-2024 / 3-000133 von der ungarischen Regierung und aus privatmitteln von VDH und PRV gefördert.

JBG-KRANZNIEDERLEGUNG AM GRABE JAKOB BLEYERS

Am 1. Dezember 2024 versammelte sich die Jakob Bleyer Gemeinschaft, wie jedes Jahr, am Grab von Professor Dr. Jakob Bleyer auf dem Friedhof in Rákoskeresztúr, um sein Andenken zu ehren und sein Lebenswerk zu würdigen. In seiner Festrede hob Stefan Pleyer, Vorstandsmitglied der Jakob-Bleyer-Gemeinschaft, die besondere Bedeutung dieses Jahres hervor, in dem zwei bedeutende Jubiläen zusammenfallen: der 150. Geburtstag von Jakob Bleyer und der 100. Jahrestag der Gründung des Ungarländischen Deutschen Volksbildungsvereins( UDVV). Diese beiden Ereignisse bieten Anlass zur Erinnerung und Reflexion über die Vergangenheit, aber auch zur Auseinandersetzung mit den Herausforderungen der Gegenwart und Zukunft.
Stefan Pleyer zeichnete in seiner Rede das Bild eines Mannes, dessen Leben und Wirken tief mit dem Schicksal der Ungarndeutschen verbunden war. Jakob Bleyer, geboren 1874 in Dunacséb( Batschka), widmete sich zeitlebens der Aufgabe, die deutsche Sprache, Kultur und Identität in Ungarn zu bewahren und zu stärken. Nach dem Zerfall der
Donaumonarchie und dem Vertrag von Trianon, der das historische Ungarn tief veränderte, erkannte Bleyer die Notwendigkeit, die ungarndeutsche Volksgruppe politisch und kulturell zu organisieren. Sein größter Erfolg war die Gründung des Ungarländischen Deutschen Volksbildungsvereins im Jahr 1924, der erstmals eine umfassende, einheitliche Interessenvertretung für die deutsche Minderheit in Ungarn darstellte.
In seiner Ansprache stellte Stefan Pleyer verschiedene historische und symbolische Vergleiche an, um die Bedeutung von Jakob Bleyers Wirken zu verdeutlichen. Er erinnerte daran, dass Bleyer oft als ein „ Prometheus“ des Ungarndeutschtums gesehen wird – ein Mann, der seinem Volk das „ Feuer“ der nationalen Selbstbesinnung brachte. Ebenso könne man ihn mit Moses vergleichen, der sein Volk durch ein geteiltes Meer und eine Zeit des Wandels führte. Bleyer war ein Wegbereiter, der nicht nur die ungarndeutsche Gemeinschaft zusammenführte, sondern auch die Verbindung zwischen ungarndeutscher Volkskultur und
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