Die Ursprünge des Fotoprojekts gehen auf eine Initiative der Vorsitzenden der Deutschen Selbstverwaltung Jink zurück, ergänzt Josef Kiss. Sie wollte die Jinker Tracht an einer Fotowand verewigen. Die Jugendlichen seien sowohl dieses Mal als auch beim ersten Fototermin von Máté Szulimán organisiert worden: „ Es war sehr viel Arbeit, weil 90 Unterröcke und Schürzen gestärkt und gebügelt werden mussten. Da die Kleidungsstücke nicht maßgeschneidert für die Jugendlichen waren, musste man lange auswählen. Dabei legte man Wert auf Originalität. Im Vergleich zu der Tracht des Budapester Umlandes oder der Branau ist die Farbenpracht der Protestanten in der Tolnau aus den 1930er und 40er Jahren ziemlich unbekannt”, so Kiss. Der evangelische Pfarrer von Jink, Zsolt Kollár, sei immer hilfsbereit hinter dem Projekt gestanden und habe beide Male( 2023 und 2024) die Aufnahmen in der Kirche ermöglicht.
Der Fototermin, zu dem Josef Kiss junge Bewohner von Jink einlud, fand im Mai 2024 statt: „ In acht Unterröcken und warmen Oberteilen ertrug das 10-köpfige Team die Maihitze bis zum Tagesende, um ein paar Schnappschüsse von den Schmuckstücken der wunderschönen, bunten Trachten der Schwaben aus dem Komitat Tolnau einzufangen. Auch Frau Till und ihr Mann standen an diesem Tag mit ihrer Fachkompetenz zur Seite. Zu ihren Verdiensten gehörte, dass sie das Team rechtzeitig einkleideten, die Kleidung ständig anpassten und die Begeisterung aufrechterhielten. Meine Freundin Viktoria hatte auch ein paar Dinge zu Hause gelassen, um mir den Tag erleichtern zu können. Ich hatte Viki am Abend zuvor noch gebeten, einen alten Bilderrahmen zu besorgen. Wie immer kam sie der seltsamen Bitte nach”, berichtet Christina Gommermann vom Tag, der zum Erfolg führte. Die Bestätigung, dass sich die Mühen gelohnt haben, kam ein halbes Jahr später: „ Die Freude war bei allen groß und die Jugendlichen waren stolz auf die Bilder und die Anerkennung.”
Christina Gommermann engagiert sich neben der Fotografie auch im Bereich Ahnenforschung: So erzählt sie lange über die Familiengeschichte und somit über die Entwicklung im Siedlerdorf Mutsching / Mucsi. Der Vorvater von ihr war ein Michael Gumermann( geb. 1752), ein Urgroßvater des Urgroßvaters von Christina, und kam 1762 aus dem Gebiet des Hochstifts Fulda per kaiserliches Dekret in die Tolnau. Er heiratete Dorothea Orffin, dazu der Registereintrag: „ Am 17. Januar heiratete der angesehene junge Mann Michael Gumermann die hübsche Jungfrau Dorothea Orffin in der Pfarrei Mutsy. Der Bräutigam ist 23, die Braut ist 15.“ Das erste Kind Joannes( Johannes) wurde am 5. November desselben Jahres geboren.
Vor dem Krieg lebten etwa 3000 Deutsche in Mutsching, von denen 97 % vertrieben wurden: „ Von den etwa 500 Familien blieben nur 24 zurück( unter ihnen die Familie von Géza und Wendelin Hambuch, Red.). Die meisten Mutschinger haben ihre neue Heimat in Hessen gefunden. In ihre Häuser kamen Siedler aus dem ganzen Land. Den Platz der deutschen Sprache übernahm die ungarische. Die heutige Anzahl der Einwohner beträgt um die 450.” Heute könne man die Zahl der deutschen Einwohner an der einen Hand abzählen, was Konsequenzen für das Dorfleben habe: „ Die wichtigste Erscheinungsform ist das Heimatmuseum, das im Jahr 2017 ins Leben gerufen wurde. Die Person, die das Heimatmuseum sich ausgedacht und erschaffen hat, war meine Freundin, ebenfalls mit ungarndeutscher Abstammung: Viktoria Hilbert, die Kuratorin der Stiftung Gemeinsam für Mucsi( Mutsching)”.
Erbin, die nach Bewahrern und Weitergebern sucht: Christina Gommermann ist zweifelsohne eine davon.
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