Sonntagsblatt 1/2025 | Page 27

gefangenenlager an einer Krankheit starb. Mein Großvater Stephan hatte mehr Glück: Er vollendete erst 1944 sein 18. Lebensjahr, so dass er in diesem Jahr eingezogen wurde. Der Krieg endete bald. Er geriet in amerikanische Gefangenschaft und starb erst mit 94 Jahren. Über die Geschichte seiner Gefangenschaft und Freilassung hat er uns mehrfach erzählt, seine Freunde haben diese Erinnerungen auf Band festgehalten”, erinnert sich eine Nachfahrin der Familie Pelcz, Esther Pelcz, und krammt ein anderes Familiefoto hervor.
Auch die Nachkriegsgeschichte der Familie Pelcz war voller Wendungen. Stephan Pelcz heiratete nach seiner Rückkehr die einzige Tochter einer wohlhabenden Familie, Maria Weber. Nach dem Krieg traf die Vertreibung auch die Parier Deutschen hart. Die Familie Pelcz musste auch alles hinterlassen und saß bereits auf dem Zug, als es jemandem einfiel, dass Uropa Georg der einzige Rademacher im Ort war. Ihm wurde angeboten, bleiben zu können. Er bestand aber darauf, so Esther Pelcz, dass die gesamte Familie dort bleiben soll – so durften Ehefrau Theresia, Sohn Stephan und dessen Ehefrau Maria den Zug verlassen. Die Eltern der Großmutter wurden aber vertrieben und kamen in die Sowjetisch Besetzte Zone Deutschlands. Erst in den Jahren, als Georg Krix das Dorf besuchte, durften sie auf Heimatbesuch, so dass sie Enkel Stephan junior, den Vater von Esther, kennen lernen durften.
In die 1950er Jahre fiel die Kollektivierung, die das Leben der Dorfgemeinschaften nachhaltig veränderte. Esthers Großvater Stephan sen. wurde LPG-Vorsitzender, Uropa und die Frauen bestellten die Felder rund ums Haus, hielten Kleinvieh, pflegten die beiden Weingärten und stellten jedes Jahr mehrere hundert Hektoliter Wein her. Vater Stephan jun. machte Abitur und studierte als Erster in der Familie. Er heiratete eine Nichtdeutsche und die Familie
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